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62 Àclmont.
26. October 1536 zu Wien. Der nächste Abt, Am and Huen er wolf wurde 1536
wieder vom Stiftscapitel aus seiner Mitte gewählt. Im Jahre 1542 wurden die
stiftischen Salinen zu Hall und Weißenbach über landesfürstlichen Befehl gesperrt
und erst 1543 dafür von der Regierung dem Stifte jährlich 100 Fuder Ausseer
Salz zugewiesen. Die neue lutherische Lehre gewann überall Anhänger, dabei
gestalten sich die finanziellen Verhältnisse des Stiftes immer trostloser.
Nach dem Tode dieses Abtes wählte das Stiftscapitel Valentin (Abel)
(1545—1568) zum Abte. Dieser Abt erwarb 1552 im Tauschwege die Kaiserau,
förderte den Bergbau und errichtete drei Hochöfen nächst Admont. Die alten
Stollen zu Irdning, St. Gallen, Hall, Johnsbach und Scliladming wurden lebhafter
betrieben. Bei Reifling wurde Gold gewaschen.
Um das Jahr 1560 wurde von Landl nach St. Gallen durch den Erbgraben .
an Stelle eines Saumweges, welchen jährlich über 4000 mit Waren aller Art be-
ladene Pferde passierten, eine Straße erbaut. Im Jahre 1565 erhielt ein Admonter
Bürger das alleinige Privilegium des Speickhandels in Steiermark (nach dem Oriente).
Valentin war prunkliebend und baulustig, dabei aber vielseitig unternehmend.
Andererseits verschlimmerten jedoch die Kriegssteuern die Lage derart, dass
der größte Theil der Stiftsgüter verpfändet werden musste. Valentin neigte im
Geiste seiner Zeit entschieden dem Lutherthume zu, er starb 1575. Der Convent,
war verödet, im Nonnenkloster waren nur mehr zwei alte Nonnen (und 1572 war
es ganz verlassen) und auf den Pfarren nahmen sich die Prädicanten „eheliche
Hausfrauen". Auch die nächsten zwei Äbte resignierten bald auf ihre Stellen. Nun
wählte das Stiftscapitel den 29jährigen St. Lambrechter Stiftspriester Johann
Hoffmann als Johann IV. zum Abte.
Eine der ersten Amtshandlungen dieses Abtes war die Einführung des
Gregorianischen Kalenders 1583.
Abt Johann gebürt das Verdienst, das am Rande des Ruines stehende
Stift in religiöser, wie in wirtschaftlicher Hinsicht wieder gerettet zu haben und
wurde auf demselben eine Medaille mit dem Reliefporträt des Abtes geschlagen.
In die Regierungszeit dieses Abtes fiel die 1599—1600 von der Gegenreformations-
Commission durchgeführte, gewaltsame Unterdrückung des Protestantismus in Steier-
mark. Nach dem Tode dieses Stiftsvorstehers wählte das Capitel abermals aus
dem Stifte St. Lambrecht Mathias Preininger (1615—1628) zum Abte. Dieser ließ
die Klausen auf, u. zw. wurde die untere Klause 1617 verkauft, die obere Klause
aber 1610 verlassen, jedoch 1619 vorübergehend wieder besetzt. Das Nonnenkloster
wurde in ein Spital für Arme umwandelt.
Es folgte der Stiftspriester Urban Textor (Weber) (1628—1659) als Abt
Urban. Unter diesem Abte fällt die Erwerbung der Vest e S tre eh au um 95.000 fi.
von Anna Pudentiana, Freiin von Jörger, geborne Hoffmann, durch das Stift. Die
Prälatur wurde ausgebaut (1631). Im Jahre 1636 kamen das Gut Grafenegg um
26.000 fl., und die Herrschaft Thalhof um 21.000 fl. an das Stift. Im Jahre 1644
wurde ein Gymnasium errichtet, beziehungsweise neu organisiert, welches später
eine adelige Schule wurde. 1653 wurde der Pfarrhof von Frauenberg und 1655
Röthelstein erbaut. Dem Staate gab Urban 280.000 fl. Darleihen; durchwegs
Beweise der finanziellen Wiedergeburt des Stiftes. Seiner Originalität wegen sei
auch des riesigen Backofens erwähnt, der damals im Stifte gebaut wurde und auf
einmal 1500 Laibe fasste. Abt Urban wird der dritte Gründer des Stiftes genannt.
Dagegen belastete der folgende, prunkliebende Prälat R a i m u n d F r e i h e r r ^
von Re hl ing (1659—1675) abermals den Stiftsbesitz sehr stark.
Es folgt Adalbert (Heufler zu Rasen und Hokenbüchel, 1675—1696)
Dieser erbaute in der Gegend von Wildalpen 1676 eine der heil. Barbara geweihte
Kapelle; 1683 erhielt die Kirche Frauenberg sammt Pfarrhof die heutige Gestalt.
Die Kriegsrüstungen wider die Türken erforderten abermals große Opfer.
Die nächsten zwei Äbte ließen wenig Spuren ihrer Thätigkeit zurück. Es
folgte Anselm (Luerzer von Zechenthal 1707—1718). Dieser bereiste die Ramsau
und referierte an den Erzbischof, dass alle Bauern verkappte Lutheraner wären.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918