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68 Àclmont.
Gebilden italienischer Kunst gesellen sich würdig die Sculpturen eines deut-
schen Meisters, die köstlichen Holzschnitzereien des Admonter Bildhauers
Thaddäus St ammel, in St. Martin bei Graz geboren, vom Abte Anton nach
Born gesandt. Unter seinen Arbeiten in der Admonter Bibliothek, in welchen „der
höchste Flug in das Reich der Phantasie und die drolligsten Burlesken, weihevoll
andachterregende Stimmung und beißender Witz, olympische Schönheit und bäuer-
liche Derbheit" vereinigt sind, verdienen besonders die großen Reliefs auf den
Stirnseiten des Saales : Salomons TJrtheil und der lehrende Jesus und in erster Linie
die vier Kolossalstatuen an den Ecken des Mittelpavillons, die vier letzten Dinge
darstellend, hervorgehoben zu werden. Zumal durch die letztgenannten Composi-
tionen „geht ein großer Zug und nur ein höchst genialer Künstler konnte seinen
Gedanken durch den zu jener Zeit beliebten allegorischen Wust hindurch so klar
zum Ausdrucke bringen".
Der Bücherschatz enthält 1103 H a n d s c h r í b ä n d e und 971 Incunabeln
und umfasst im ganzen circa 80.000 Bände. Unter den Manu scrip ten seien
erwähnt: Fragmente des Ezechiel, 8. Jahrhundert, aus dem 9. Jahrhundert das
berühmte Glossarium (Nr. 3), des in Scheffels „Ekkehard" mehrfach genannten
und citierten Abt-Bischofs Salomo von Constanz. Dieses encyklopädische \
Wörterbuch umfasste den ganzen Kreis des Wissens am Schlüsse des 9. Jahr-
hunderts. Ein Evangeliar (Nr. 511) aus dem 10. Jahrhundert mit schönen
Miniaturen. Aus dem 11. und 12. Jahrhundert eine Bib el (A. B.), die der Stifter
Admonts, Erzbischof Gebhard von Salzburg der Bücherei schenkte ; die Werke der
Admonter Äbte Irimbert und Gottfried; die Chronik Ottos von Frei-
singen (Nr. 164); die Vita Gebehardi (Nr. 475) und das Chronicon Ad-
montense (Nr. 501), beide für die steierm. Geschichte von hohem Interesse. —
Ein prachtvolles Missal aus dem 12. Jahrhundert ist das am reichsten ausge-
stattete Manuscript der Sammlung. — Das 14. und 15. Jahrhundert bietet an
Bemerkens wer them außer den Werken des berühmten Admonter Abtes Engel-
bert einen Euclid (Nr. 442), die Reisebeschreibung des Marco Polo
(Nr. 504), sowie Fragmente eines deutschen Alexanderliedes des Ulrich v. Eschen-
bach (14. Jahrhundert), Ottokars Reimchronik (Nr. 19) und ein nach der
Tradition von einer Admonter Nonne geschriebenes Brevier. — Erwähnenswert
sind endlich aus dem 17. Jahrhundert sieben Handschriften des Koran und ein
Manuscript mit persischen Dichtungen.
Die Incunab eis ammlung birgt außer schönen Classikerausgaben an
hervorragenden Seltenheiten: Catholicon des Joh. v. Janua, Strassburg (1462) und
ein Thomas Aquinus, Mainz von 1469, Albert von Eyb, „ob einem manne sey zu
nemen ein elich Weib oder nit", 1472, Nürnberg. Äußerst selten. — Die wahr-
scheinlich erste deutsche Bearbeitung der Nachfolge Christi,
Augsburg, 1486. — Cosmographia et quatuor Americi Vespucii
navigationes, S. Diey in Lothringen, 1507. — Die Legende des h.
vatters Francisci, Nürnberg, 1512. Mit Holzschnitten von A1 brecht Dürer.
Ferner Xylographien von Hanns Burgkniair, Jost Amman, Merian,
Vi scher und andere. — An die Erstlingsdrucke reihen sich ein Dante aus
Aldus Officin, 1517; der Theuerdank, Nürnberg 1517, in 2 Exemplaren, deren
eines auf Pergament gedruckt ist, während das andere auf Papier mit illuminierten
Bildern geschmückt ist; die Werke des Hanns Sachs, Nürnberg 1578. — Aus
der Fülle von neueren Werken seien nur hervorgehoben: Monasticon Galli-
canum, Paris 1877, mit den schönen Abbildungen der Mauriner Klöster; Le
comte de Saint-Leu (Ludwig Bonaparte), Mémoire sur la Versification,
Florenz 1819, (Geschenk des Verfassers); Perz, Monumenta German.,
Sickel, Monumenta graphica medii aevi.
Die Bibliothek ist auch sehr reich an Flugschriften der 16. und 17. Jahr-
hunderts, ferner birgt dieselbe eine Sammlung von 546 Autographen und circa
2500 Portraits.
Den Bücher schätz verwaltet, wie erwähnt P. Jacob Wi ebner, durch
dessen Bemühungen das Archiv auf einen Bestand von 4000 Originalurkunden,
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918