Seite - 79 - in Die eherne Mark - Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
Bild der Seite - 79 -
Text der Seite - 79 -
Selztlial. 79
Selz th al ist ein aufblühendes Dorf am Einflüsse der Palten in
die Enns mit 66 H. und 715 E., der Gemeinde Versbichl (mit 144 H.,
1321 E.) auf 638*6 m Sh., welches schon (als Gegend) im Jahre 1074
urkundlich erwähnt wird, jedoch erst dem Eisenbahnbau durch das Enns-
thal, welcher hier 1870—1872 den Knotenpunkt von vier Linien schuf,
seine heutige Bedeutung und Entwicklung verdankt.
Am 18. August 1888 fand hier die Grundsteinlegung zum Baue
einer Kirche für die neu entstandene Gemeinde statt, zu welchem Zwecke
sich unter der Obmannschaft des Oberlehrers Trattner 1886 ein Kirchen-
bau-Verein gebildet hatte. Die nach den Plänen des Pater Gislenus Bethune
der Beuroner Benedictiner-Congregation erbaute, am 28. Juni 1892 vom
Fürstbischof Dr. Johannes Zwerger eingeweihte Kirche ist nach Norden
orientiert und zeigt den gothischen Baustil, welcher jedoch in eine unserer
hochstrebenden deutschen Gothik ganz fremden Bauweise uns hier ent-
gegentritt. Die hohen Sohiffswände sind von niedrigen und schmalen Doppel-
fenstern durchbrochen und spannt sich über dem Schiffsraum ein hölzernes
Gewölbe ; an den Schiffsraum fügt sich ein kleiner Chor als Altar-
raum, über welchem sich gleichfalls ein Holzgewölbe spannt. Schiffslänge
22 m, Breite 10 m, Chorlänge 7 m, Breite 6 m. Auch der 40 m hohe
Thurm zeigt massige Formen und entbehrt der luftigen Auflösung der
deutschen Gothik. Den Schiffsraum dieses, an die belgischen Kirchenbauten
und Rathhausstuben erinnernden Kirchleins schmücken 6 große schmiede-
eiserne Luster. Die durchwegs gestifteten Fenster stammen aus der Inns-
brucker Glasmalerei. Den gesammten Blechbedarf für die Eindeckung der
Kirche spendete das Stift Admont und das Holz für den Dachstuhl Josef
Zeiser, vulgo Mitteregger in Selzthal. Die Entwürfe zur Ausschmückung
der Kirche stammen zum Theile von Professor August Ortwein und wurden
von Grazer Meistern ausgeführt.
Spaziergänge: Wegmarkirungstafel vor dem Bahnhofe. 1. Der hübscheste
Spazierweg (markiert) führt w. über die Ennsthaler Aussicht zum Hinteregger nach
Lassing und zurück über die prächtige Burg Strechau in die Klamm am Eingange
des Strechengrabens zum Krippenmacher. Von der Klamm am Waldessaume nach
Rottenmann und zurück mit Bahn oder zu Fuß (am Wege gutes Gasthaus: „In
der Metzen" mit Garten) Rundgang von etwa 4 Stdn.
2. Zu Hochkönig am Nordabhang des Dürnschöberl 3/4 St. gute Milch.
3. Quer über das Ennsthal über die neue Brücke nach Reitthal, hier bei
Schmid gutes Reininghaus-Bier.'
4. Zum h. Bründl, eine Kapelle im Hauswalde unter Schloss Strechau.
5. Vom Selzthal auf der Liezenerstrasse zum Gasthaus Köb eri, stets
gutes Bier. Schöner Überblick der Torfsteckereien.
6. Dem Bahnhofe gegenüber im Walde die Ennsthaler Aussicht, mit herr-
licher Fernsicht.
Bergpartien: Dürnschöberl, 3 Std. Der Aufstieg zu dem unmittelbar
über Selzthal gegen S. sich erhebenden Dürnschöberl erfolgt in mäßiger Steigung
an mehreren Gehöften vorbei, meist durch Wald zu einem Sattel, wo der Weg
auf Alpenmatten hinaustritt. Unterhalb des Gipfels senkt sich eine Mulde herab,
welche massenhaft Alpenrosen und andere Alpenpflanzen birgt. Berühmte Rundschau.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918