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Wörschach. 85
Station Wörschacli.
Restauration mit mehreren hübschen Fremdenzimmern gegenüber der Bahn;
im Dorfe: Stiegler u. Post mit Fremden-Zimmern.
P f a r r d o r f . Die Gemeinde Wörschach mit 92 H. und 660 E. mit
im 18. Jahrhunderte gegründeter einclassiger Schule und einer unter Kaiser -
Josef errichteten Curatie und der damals erbauten, der li. Anna geweihten
kleinen Kirche, ist bekannt durch das malerisch in einem wildromantischen
Felsenkessel liegende kleine Schwefelbad, welches 1837 errichtet wurde.
Diè Quellen werden 1*2 Kilometer weit in Röhren zugeleitet und theils für
ein gemeinsames Yollbad, theils zur Füllung der Wannen der 12 Badecabinen benützt.
Die natürliche Temperatur beträgt + 12—15° R. und bildet die Quelle ein kühles,
erdiges, salinisches Schwefel-Mineral-Wasser. Dieselbe ist heilsam bei Krankheiten
der Athmungsorgane, der Nerven, Blasenkatarrh, Hautkrankheiten, rheumatischen,
gichtischen und scrophulösen Leiden und bei Blut- und Frauenkrankheiten.
Das von alten Linden umschattete Badehaus wurde 1887 erbaut, und bildet
ein sehr gemüthliches Heim. Der Besitzer Herr J. Seiberler bietet alles auf, den
Gästen den Aufenthalt so angenehm als möglich zu machen. Der geringe Preis
eines Bades pr. 30 kr. und der Zimmer 60 kr. bis 1 fl. per Tag, bei längerem
Aufenthalte billiger, lässt Wörschach besonders für anspruchslose leidende Sommer-
gäste geeignet erscheinen.
Umgebung : 1. Folgt man vom Badehause den immer wilder
tosenden Fluthen des Wörschachbaches an einer Mühle vorbei durch eine
schauerlich wilde Felsenenge, so gelangt man in einen prächtigen, roman-
tischen Felsenkessel, über dessen Gewände ein Wasserfall in ein krystal-
h eil es Becken stürzt.
2. An der w. Thallehne führt hoch am Waldgelände ein Fahrweg
dahin, welcher nach 2 x/2 guten Wegstunden mühsamen Anstieges zur
Gemeinde Wörschachwald führt. Die zu Pürgg eingepfarrte Gemeinde
besteht aus 25 zerstreut liegenden Gehöften mit 210 Einwohnern. Für die
40 schulpflichtigen Kinder besteht seit 1872 eine einclassige Volksschule,
die vereinsamt mitten im Walde liegt. Das einsame Hochthal verschönert
der Spiegel des nicht unbedeutenden Leistensees (auf 1045 m. S. H.),
welcher in Verbindung mit jenem schönen Wasserfalle stehen soll, welcher
bei Regenwetter unweit Friedstein über das rothbraune Felsgewände
zu Thal stürzt.
3. Der F ü r s ten steig. Von Wörschach fühlt bis zum Schlosse
Friedstein ein eine Stunde langer schattiger Waldweg mit vielen Bänken
und Aussichtspunkten auf das Ennsthal. Auf diesem herrlichen Waldwege
gelangt man auch zur Ortschaft Stein vor dem Schlosse Friedstein, in
welcher das Haus Nr. 9 des vulgo Obersteinbauer von Interesse ist. Das
Haus soll der alte Pfarrhof der später aufgelassenen Pfarre Niederhofen
gewesen sein. Es birgt alterthümliche Funde. Eine halbe Stunde vom
Hause befindet sich ein reizender über 100 m. hoher Wasserfall.
4. Nach Aigen 3/4 Std. s. großes Brauhaus, (Forellen), Putterer-
see mit Badeanstalt.
5. Almpartie auf den Aclierlstein (Acherlclior). Schattiger, mäßig
steiler Aufstieg. In der Almhütte: Milch, Butter, Käse etc. Prachtvolle Aussicht
auf das Enns-Paltenthal von Oblarn bis Rottenmann.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918