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90 Stainach.
Friedstein wurde Ende des 16. Jahrhunderts von den Stainachs, u. zwar von
Hans Georg v. Stainach, dessen Porträt wir heute noch in den Hallen des Schlosses
begegnen, erbaut, erhielt jedoch seine kunstreiche Ausschmückung von dem Letzten
der Stainachs im Ennsthale, Moriz Stainach, dessen Wappen sowie jenes seiner
Gemalin Susana Freiin von Oedt den Plafond des Speisezimmers schmücken. Der-
selbe baute auch die Kapelle. Moriz starb 1651, und 1659 folgte ihm seine Gemalin
in die Gruft zu Niederhofen, wie die daselbst befindlichen Grabsteine melden.
Nun traten die Saurau in den Besitz der Stainachs. Bald hierauf zerstörte ein
furchtbarer Brand 1676 die Kapelle und das obere Stockwerk des Schlosses. Max
Guidobald v. Saurau stellte jedoch Schloss und Kapelle bald wieder her, stiftete
1689 den Altar daselbst, woran das Votivbild erinnert, auf welchem der Graf an
den Stufen des Altars kniend dargestellt ist und bringt aus dem Kriege gegen
den Erbfeind das erwähnte merkwürdige byzantinische Bild mit.
Im Jahre 1779 bauten jedoch die Saurau das alte Schloss zu der heutigen
Gestalt aus. Im Jahre 1809 wurde das Saurau'sche Fidei-Commiss allod und nun
beginnt ein rascher, für die Erhaltung des Schlossbaues höchst verderblicher Besitz-
Wechsel (Martin v. Linner, Joh. Eisel v. Eiselberg, Joh. L. Graf Sprinzenstein,
Carl Noe v. Nordberg und Gräfin Sidonie v. Fünfkirchen). Erst mit der Erwerbung
des in Verfall gekommenen Edelsitzes im J. 1875 durch Fürst Constantin Hohen-
lohe, I. Obersthofmeister Sr. Majestät des Kaisers, welcher den ganzen Schlossbau
einer durchgreifenden Restauration unterziehen ließ, begann Friedstein wieder zu
altem Glänze zu erstehen und die herrlichen wohlgepflegten Park- und Wald-
anlagen verrathen überrall, dass Friedstein nunmehr zum Lieblingssitze einer vor-
nehmen Familie geworden ist. Aber nicht nur das Schloss ist zu neuem Leben
erwacht, sondern auch in weitem Umkreise haben alle Gotteshäuser
an der kunstsinnigen Fürstin eine opferwillige Beschützerin und
die Armen und Hilflosen eine edle Wohlthäterin gewonnen.
Stainacli.
Große Bahnrestauration unè Hotel mit vielen Fremdenzimmern, alte Post
(Vasold) 10 M. von der Station, im Dorfe Post- und Telegraphenamt, zweiclassige
Volksschule.
Stainach, Dorf mit 63 H. und 621 E., einst Poststation, liegt
malerisch an der n. Lehne des hier sehr breiten Thaies der Enns, über-
ragt von dem Neuschlosse Unterstainach, und bildet die Station Stainach
die Abzweigstelle der Salzkammergutbahn von der Giselabahn, welcher
Umstand ihr in den Sommermonaten einen lebhaften Verkehr zuführt.
Wichtig ist Stainach als Stammsitz des gleichnamigen Grafengeschlechtes,
welches dem steirischen Uradel angehört und schon wahrscheinlich zur Zeit Kaiser
Heinrichs des Vogelstellers (912—936) auf einem von demselben zur Lehen erhaltenen
Landstriche die Stammfeste Stainach erbaute, welche 1288 von den Söldnerscharen
des Erzbischofs Rudolf v. Salzburg erstürmt wurde. Im gleichen Jahre (1288) wird
mit Hiltigrim von Stainach, welcher vom Abte Heinrich II. v. Admont mit der Burg-
huth der Feste Statteneck betraut und mit den Gütern zu Piirgg und Irdning be-
lehnt wurde, das Geschlecht der Stainach in Steiermark urkundlich zuerst genannt.
Dietter v. Stainach war Hofkanzler und 1439 als Statthalter in Aschaffenburg.
Im J. 1492 gelangt mit Leonhard v. Stainach das Geschlecht zur Regierung von
Admont, dessen Lehensträger es bis ins 16. Jahrhundert blieb. Im J. 1546 war
Hans Pleikhard v. Stainach Marschall und Großmeister der Kurpfalz und 1557
Philipp v. Stainach deutscher Ordensritter und Landcomthur zu Weinheim.
Einer der Stainachs, der am 27. November 1563 auf Unterstainach geborene
Wolf Andreas v. Stainach, hatte das Glück, als Edelknabe im Gefolge des „Paul
Freiherr v. Eitzing auf Schrättenthal, Roem. kays. Mst. Nuncio u. Legato" an
die Ottomanische Pforte zu Constantinopel, die Fahrt dahin mitzumachen. Dieselbe
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918