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1 3 2 Schladming.
Bergwerksordnung, die von großer Bedeutung wurde. Immer lebhafter wurde der
Bergbau unter Förderung desselben durch reiche Augsburger Handelshäuser betrieben
und zur Maximilianischen Zeit, zu welcher 1500 Knappen in Arbeit standen, was
auf eine Gesammtbevölkerung von circa 5000 Menschen schließen lässt, mag der-
selbe seine Blütezeit erreicht haben. Der 1525 im Salzburgischen ausgebrochene
und auch bald nach Steiermark übergreifende Aufstand der Bauern gegen den
Erzbiscliof Lang, welchem sich auch bald die Bergknappen anschlössen, wurde aber
für Schladming verhängnisvoll. Wie bei allen Bauernkriegen dieser Zeit, waren
auch für die Bevölkerung der erzbischöflichen Lande die drückenden socialen
Verhältnisse die eigentliche Triebfeder dieses Aufstandes. Keinesfalls darf aber
dieser Bauernaufstand als die alleinige Folge der Unterdrückung der lutherischen
Lehre durch die Salzburger Erzbischöfe betrachtet werden. Die aufrührerischen
Bauern belagerten die Residenz des Erzbischofs zu Salzburg und bedrängten hart
die Stadt.
Zum Entsätze derselben sandte Erzherzog Ferdinand I. den greisen Landes-
hauptmann von Steiermark Siegmund von Dietrich stein mit 5000 Mann ab. Als
dieser jedoch gegen Schladming kam, verweigerte die Stadt den Truppen den Durch-
zug. Es kam zum Gefechte, wobei Dietrichstein einen Verlust von 500 Mann erlitt.
Nach Heranziehung von Verstärkungen besetzte er jedoch am 24. Juni die Stadt,
wagte jedoch von hier aus keinen weiteren Vorstoß, bis er nicht Nachricht von
dem Vordringen des obersten Feldhauptmannes, Niclas Grafen Salm, und des steir.
Aufgebotes unter Führung des Achatz Schrott erhielt, und suchte um ein achttägige
Waffenruhe an.
Diese benützten jedoch die vom Bauernführer Michel Gruber gut geleiteten
Bauernscharen (12<'0 von der Umgebung Salzburgs, 1000 aus Pinzgau, 900 aus
Pongau und 250 vom Assach- und Seewegtbal) um Schladming zu umstellen und
am 2. Juli morgens zu überfallen, wobei ihnen die Bürger der Stadt und ein Theil
der Besatzung heimlich die Thore öffneten, so dass die Überrumpelung des Ortes
vollkommen gelang. Dabei rettete jedoch Gruber Dietrichstein und seinen adeligen
Genossen das Leben und dieselben wurden zusammengekoppelt nach Werfen als
Gefangene gebracht, wo sie erst am 8. September die Freiheit erhielten. So glimpf-
lich auch Gruber mit den gefangenen Heerführern verfuhr, so furchtbar suchte
doch Erzherzog Ferdinand die Vernichtung seines gegen die Aufständischen ge-
sandten Heeres zu rächen. In Eilmärschen zog Feldhauptmann Niclas Graf Salm
gegen Schladming, von welchem die Bauernscharen längst abgezogen waren, so dass
es wenig Widerstand leisten konnte. Salm umzingelte die Stadt, steckte selbe in
Brand und fieng alle, die aus ihr flohen, auf, um sodann eines jener grausamen
blutigen Gerichte über das Städtlein zu verhängen, welche der Kriegführung gegen
die aufständischen Bauern von damals überall zum ewigen Schandmal ge-
reichen wird. Schladming verlor dabei das Stadtrecht und alle Privilegien und
wurden dessen Mauern geschleift.
Die Hauptfolge der Zerstörung Schladmings war das vollständige Aufhören
des Berg Werksbetriebes und der dadurch veranlasste Entfall der landesfürstlichen
Frohngebühren. Dieser war so bedeutend, dass sich bald die Behörden selbst be-
mühten, eine neue Besiedlung Schladmings zu erwirken. So sah sich Ferdinand
schon am 14. April 1526 veranlasst, durch den steiermärkischen Landesverweser
Wilhelm Schrott jenen Schladminger Bürgern, die keinen Antheil an dem Auf-
stande hatten, zu gestatten, auf ihren Brandstätten neue Häuser zu bauen und zu
besiedeln, und vier Jahre später ertheilte Ferdinand am 19. Mai 1530 dem Orte
wieder das Marktrecht, das Stadtrecht erlangte jedoch Schladming nie wieder.
Erst am 20. September 1629 gab Ferdinand II. Schladming die Erlaubnis,
den Markt mit Ringmauern zu umschließen und die Thore mit Schloss und Riegel
zu sperren, und erhielt so Schladming jenes Aussehen, wie es unser Prospect von
1681 zeigt.
Wenn auch der Bergbau seine frühere Bedeutung nie mehr erlangte, so wurde
doch der Betrieb der Erzgruben bald wieder aufgenommen und wurden unter Abt
Christof von Admont, beziehungsweise dessen Schaffer Michel Valier, von 1534—1537
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918