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Ram sau. 143
eingerichteter Villenbau im freundlichen Schweizerstile als Alpenpension,
der Ramsauhof, woselbst Sommergäste zu mäßigem Preise volle Pension
erhalten.
Mi t te lpunkt des Verkehrs der Ramsau b i lde t abe r
immer das Kulm Wirtshaus, welches auch von den Schladmingern
vielfach besucht wird.
Kunstfreunde dürfen nicht versäumen, das verwaiste katholische
St. Rupertus-Kirehlein am Kulm zu besuchen. Wie die Inschrift am Chor-
gewölbe meldet, wurde das im Chore 9*50 m lange, 6*15 m breite, flach-
gedeckte, im Schiffe 8*65 m breite und 14*65 m lange Kirchlein 1444
erbaut.
„Dac. pav. ist. berait anno domini milesimo ccccXXXXIII j jarr Stepan
gvent. periger Stainmetz von dem hof memento mori." Die Kirche ist im Chore
welcher ein hübsches Rautengewölbe zeigt, polygon abgeschlossen. Sie enthält einen
1880 entdeckten interessanten mittelalterlichen Freskenschmuck, eine schöne go-
thische Rupertus-Statue und ein gutes Seitenaltarbild.
Hier lebte und wirkte der wegen seiner Originalität und seinen Glaubens-
eifer vielbekannte Pfarrer Anton Kerschbaumer, genannt der Cincinati, geboren
am 16. Mai 1794 zu Wörschach bei Liezen, gestorben am 7. März 1858 in Schlad-
ming. Bis zu seinem 19. Jahre als Gemeinde-Schaf halter bedienstet, verfolgte er
mit seltener Beharrlichkeit sein Lebensziel, Priester zu werden. Nach mannigfachen
Abenteuern, Hindernissen und Irrfahrten aller Art erhielt er endlich in reiferen
Jahren die Priesterweihe, aber nur als Missionspriester. Als solcher wollte er bald
in Amerika Heiden bekehren, bald machte er wieder Kreuzfahrten durch die Türkei,
um mit den gesammelten mitgenommenen Geldern, 2000 fl., Christensclaven loszu-
kaufen; dabei gelangte er bis Kleinasien, um endlich in ziemlich trostlosem Zu-
stande wieder auf seine Kulmpfarre zu kommen. Im Vereine mit einer alten Muhme
widmete er sich in der verwaisten Kirche meist viele Stunden lang, oft bis über
Mitternacht, lautem Gebete, bis Ohnmachtsanfälle bis zur Sprachlosigkeit seinem Eifer
ein Ziel setzten. Dabei war Kerschbaumer aber auch stets bereit, Krankenpflege
zu übernehmen und hilfreiche Hand, wo es noth that, anzulegen. Áuf das Zähne-
ziehen verstand er sich vortrefflich und diese seine Kunst verhalf seiner armen
Kirche einst zu einem silbernen, innen vergoldeten Kelch, den ein bischöflicher
Patient aus Dankbarkeit stiftete. Seine originelle Erscheinung und absonderlichen
Sitten werden ihm ein gewisses Andenken sichern.
Zwanzig Minuten w. von Kulm liegt die protestantische Kirche mit
Pfarrhof und Gottesacker, sowie das 1793 erbaute hölzerne Schulbaus
und das Perhab-Wirtshaus, welch letzteres folgendes lustige Sprüchlein
am Schilde zeigt: Gott lieben macht selig, Wein trinken macht fröhlich,
Drum liebe Gott und trinke V/ein, So wirst Du fröhlich und selig sein.
Die aus Stein gebaute Kirche das schönste protestantische Gottes-
haus Steiermarks mit kräftigem, ursprünglich höher geplantem Thurmbau an
der Westseite, ist einschiffig mit Querschiffanlage. Der Baustil ist der romanische
und schließt der Altarraum mit der Apsis ab. Sehr reich ist das Südportale im
Qimrschiffe ausgebildet, welches eine prunkvolle Fagade zeigt. Die Dimensionen des
vom Architekten H. Kieser in Nürnberg entworfenen Baues sind: Länge
29-40 m, Vorhalle des Thurmes 4 m, Breite 10 m, Querschiff 20 m lang. Zum
Bau dieser Kirche spendete der Gustav Adolf-Verein die Liebesgabe des Jahresfestes
in Nürnberg (1887) von 17.189 Mark.
Kulm—Au str ia hüt te— Brand ri e dl, 2 Std.
Den allgemeinen Zielpunkt der Besucher der Ramsau bildet die
Austriahütte am Brandriedl, und in der That gehört diese mühelose Wan-
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918