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144 Ramsau.
derung zu den lohnendsten im steirischen Alpengebiete, indem sich liier
der Blick auf die ganze Kette der Niederen und Hoben Tauern einerseits
und auf die in furchtbarer Wildheit unmittelbar am Fuße des Brandriedls
aufsteigenden Dachstein wände andererseits zu einem großartigen Land-
schaftsbilde vereinigt. Fußweg markiert.
Dieser folgt anfangs dem Fahrwege bis zur protestantischen Kirche, wendet
sieb aber hier von der Straße ab und zieht nun immer an der n. Thallehne, an
Bauern geh öften vorbei, dahin. Nach ungefähr einer Stunde senkt sich der ÁVeg
ein wenig (uralte Fichte) und erreicht bald darauf den links durch den Wald
heraufziehenden Fahrweg, welcher nun weiter zur Austriahütte geleitet. Nach
kurzer Wanderung im schattigen, parkartigen Fichtenwald lichtet sich das Waldes-
dunkel und erschließt sich mit einem Schlage ein unsäglich friedliches Landschafts-
bild: der Blick über die ganze Ramsau, abgeschlossen durch den langen Zug der
über den fruchtreichen Matten aufragenden Niederen Tauern.
Ein Bauer war die Veranlassung zur Herstellung dieses allmählig ansteigenden
Waldweges und half dabei werkthätig mit.
Auf herrlichem Waldwege wandern wir, den s. Fuß des Brandriedls um-
schreitend, weiter, bis plötzlich ein neues Landschaftsbild von ganz anderem Cha-
rakter in majestätischer Pracht vor uns aufsteigt. Über eine grüne, im Thalgrunde
eigebettete Alpenmatte mit einigen Hütten gleitet der Blick dahin zu den Schutt-
feldern, die den Fuß des Riesen umsäumen, dann aber immer höher empor an den
himmelanstrebenden Wänden bis zu dem blitzenden Eisfelde, welches über dem
Felsenkamm so lockend herüberblickt, und wieder höher zu den majestätisch in
des Äthers Bläue aufragenden Felsenzinnen des hohen Dachsteins. Nun umfängt
uns wieder der Wald, um sich alsbald wieder zu lichten, wobei wir eine Gruppe
Sennhütten, und darüber, einen kleinen Höhenkamm krönend, das Ziel unserer
Wanderung, die Austriahütte, erblicken (1630 m Sh.). Von den Hütten zur
Austriahütte 15—20 Mtn.
Die von der Section „Austria" des Deutschen und Osterreichischen
Alpenvereines erbaute Hütte ist ein solid aus Stein erbautes, langgestrecktes
ebenerdiges Schutzhaus mit mehreren getrennten Schlafräumen vortrefflich
mit Federeinsatzbetten eingerichtet, welches zur Reisezeit bewirtschaftet wird.
Von der Hütte prächtige Aussicht auf den ganzen Zug der Hohen
Tauern mit ihren beeisten Gipfeln und die isoliert aufragende, oben gespal-
tenen Bischofsmütze.
Südlich der Hütte erbebt .sich, diese nur 94 m überragend, der
waldige Rücken des Brandriedls (1724 m), welchen man in 20 Minuten
auf angenehmem Spazierwege erreicht (hier Bank, darüber Psalm) und
noch 10 Mtn. weiter zur südlichen Kuppe, von wo man die umfassendste
Aussicht genießt.
Während im Nordwesten das Auge in erschreckender Nälie den furchtbaren
s. Absturz des Dachsteinzuges, von welchem die Randstufe des Schladminger
Gletschers herableuchtet, erblickt, breitet sich im Osten das üppig cultivierte Hoch-
land der Ramsau im lieblichen Contraste aus, während über diesen waldgrünen
Vordergrund in riesiger Kette der ganze lange Zug der Tauern vom Bösenstein
bis zum Großglockner und der Dreiherrenspitze mit ihren zahllosen Gipfelbauten
aufragt, noch weiter nach West zeigen sich die Übergossene Alpe und das Tennen-
gebirge und zuletzt die Rundschau schließend die charakteristische Bischofsmütze
mit dem Gosauer Steingebirge.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918