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Steinriesenthal. 155
der Höhenunterschied bis zur Scharte 777 m und der von der Scharte bis zur
Spitze des Golling 437 m beträgt.
Die erste Besteigung erfolgte durch bairische Militärs von der Lungauerseite,
welche auf der jungfräulichen Spitze als Siegesdenkmal eine Pyramide errichteten,
am 28. August 1817. Erzherzog Johann wandte gleichfalls seine Aufmerksamkeit
diesem Beherrscher der Niederen Tauern zu und veranlasste schon um 1811 mehr-
fache Becognoscierungsversuche, und im Jahre 1819 am 25. August bestieg Erz-
herzog Johann von der großen Gollingscharte den Hochgolling.
Seither, und namentlich in den letzten Jahren wurde eine Steiganlage her-
gestellt, und wurde insbesonders 1890 durch Führer Grünstock der Steig von der
Scharte zum Gipfel mehrfach derart umgelegt, dass dabei Geröllmassen umgangen
und der Steig über begraste Hänge geleitet wurde. Die Kosten dieser Herstellungen
wurden vom steierm. Gebirgsvereine bestritten.
Besteigung des Hochgolling. 3 !/2 — 4 Std. Anstrengend, doch un-
gefährlich.
Von der Keilhütte in % Std. zur oberen Steinwend-Hütte. Von hier o.
anfangs über Rasenhänge, alsbald aber durch grobes Geröll an den Wänden des
Zwerfenberges dahin, steil ' aufwärts in 2 Stunden zur Scharte an der West-
seite des Golling, von wo sich ein interessanter Blick in- den von Schneefeldern
durchzogenen oberen Theil des Göriach - Thaies erschließt. Nun führt der Steig
an der Lungauer, der Südwestseite des Golling anfangs über ein Schneefeld,
dann durch Geröll und über Rasenhänge 6 kleine Grate übersetzend, steil aufwärts
zum Gipfel, dessen Kammhöhe erst unmittelbar unter der Spitze erklommen wird.
Die ziemlich breite Gipfelfiäche mit Triangulierungszeichen bietet einen
guten Lagerplatz. Die Rundschau vom Golling ist im allgemeinen ähnlich jener
der Wildstelle, doch entbehrt dieselbe der prächtigen Thalblicke über das grüne
Ennsthal und die seenreichen Seitenthäler, des Rissach- und des Seewegthales.
Gegen Süden ist die Fernsicht vom Golling bis zu den kärtnerisch-venetianischen
Grenzgebirgen umfassender wie von der Wildstelle. Im allgemeinen steht jedoch
die Gollingaussicht gegen jene der Aveit gegen den Dachsteinzug vorgeschobenen
Hochwarte des Höchstein und der hohen Wildstelle weit nach. Siehe S. 157.
Übe rgänge : 1. Durch das Gör iach thai zur S t a t i on
Gör iach über die Go l l ingscha r t e , 7—8 Std.
2. Ins Obe r tha l zur Neu alpe. Selten begangen, doch lohnend.
Von der Gollingscharte sich rechts haltend, circa 300 m. steil hinab, dann
unter den Wänden des Zwerfenberges an der Südseite der Tauern dahin
und sodann w. steil hinauf zur Trockenbrod-Scharte und von hier abermals
sehr steil zur Neualpe ins Oberthal hinab. Von der Keilhütte circa 6 Std.
Rissach-Thal.
20 Min. nach der We ißen Wand bei einem Gatter zweigt 1.
der Alpenfahrweg ins Rissachtlial vom Hauptwege ab und zieht die Wald-
lehne hinan. Bei der ersten Straßenwendung weist r. ein Wegweiser zum
Ris sach fal le . Das Steiglein etwa 2 Min. verfolgend, erreicht man
eine mit Geländer versehene Brücke, die gerade über den Fall hinweg-
führt, so dass dadurch derselbe verdeckt wird. Von diesem Standpunkte
genießt man eine prächtige Ausschau, und zwar einerseits auf die schaum-
weißen, durch den Hochwald im jähen Gesenke donnernd hervorragenden
Fluten des Rissachbaches, anderseits aber auf die in schwindelnder Tiefe
nach dem Falle durch eine Felsenklamm über mächtige Steinblöcke dem
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918