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156 Rissach-Thal.
Thale zu jagenden Wässer. Zum Fahrwege zurückgekehrt, erreichen wir
auf demselben alsbald die Höhe des Rissachthales, wobei sich ein herr-
licher Blick auf den über das Steinriesenthal aufragenden schneedurch-
furchten Bau des Hochgolling erschließt. Noch immer ansteigend, an einigen
prächtigen Ahornbäumen vorbei, erreicht man in einer schwachen Stunde
von der Weißen Wand die schmucke obere G f ö l l e r - A l p e n - H ü t t e ,
nach Avelcher man alsbald in der Tiefe des Thalbodens den ansehnlichen
17.250 lia großen R i s sachsee , auf 1333 m Sh., dessen ö. Ufer
in einen mit Sennhütten bevölkerten Almboden übergebt, erblickt. Über
den lieblichen Seespiegel, dessen n. Ufer von zwei, hoch von der Berg-
lehne herabschäumenden Wasserfällen belebt wird, hinAveg, erblickt das
Auge den stolzen Gipfelbau der weit nach Nord vorgeschobenen Hohen
Wild s te l le , von deren Fuß die grüne Matte der Neualpe herableuchtet.
Den eine Viertelstunde langen See an seinem n. Ufer umgehend, erreicht
man zunächst die Wieserhütte, Aveiters die Schmiedlehnerhütte und sodann
das gastliche Jagdhaus des Herrn von Vernouillet und zuletzt die von
der Gföllerkütte 3/4 Stunden entfernte Kersch baumer h üt t e.
Die Hütten am Rissachsee bildeten bisher den Ausgangspunkt für die Be-
steigung des Höchstein, 2544 m und der Hohen Wildstelle, 2746 m, welch letztere
ganz in Steiermark liegend, als dessen höchste Spitze betrachtet werden kann.
Seit Errichtung der Preinthalerhütte auf der Waldhornalpe wird jedoch nur mehr
der Höchstein direct vom Rissachsee erstiegen.
Höchst e in. 4 bis 4'/2 Std. Man folgt dem von der Wieserhütte steil,
zu der n. über den See liegenden Kaltenbachhütte ansteigenden Alpemvege, von
Avelchem ein Steig zur Kaltenbachscharte im Kamm des Höchstein führt, von AVO
der Gipfel mühelos längs der Südostgrates erstiegen wird. Ein anderer Weg
führt über die Neualm in mäßiger Steigung zu der Kaltenbachhütte und weiter
Avie oben zum Höchstein. Beide Wege sind roth markiert. Aussicht überaus lohnend.
Besonders schön ist der Blick auf die gegenüberliegende Dachsteingruppe, dann
ewiger Sckneeberg, Tennengebirge, Hobe Tauern; gegen' NW. und Süd überhaupt
nahezu gleich der von der Hohen Wildstelle, Avelche nur die Avenig interessante
Ost- und Südostseite der Rundschau verdeckt.
Abstieg (markiert) in 4 Std. durch das herrliche SeeAvegthal nach
Station Haus. Verfolgt man vom Rissachthaie den Almboden Aveiter, so gelangt
man in einer schwachen Stunde zu der im Thalschlusse liegenden Kothalpe
1419 m. Von der Kothalpe beginnt der Weg steiler in echter, durch die von den
Höhen niederrauschenden Seeabflüsse und Quellbäche belebter Tauernlandschaft
anzusteigen. In einer Stunde ist die prächtige Waldhornalpe erreicht, über deren
mit mächtigen Steinblöcken und alten Wetterflchten besetzten Hänge sicli gegen
Süden die schlanke Waldhornspitze aufschwingt. Damit stehen Avie auch vor dem
Blockhaus der Preinthalerhütte , womit an einem für die Übergangswege in
das Kleinsölkthal und in das Lungau, die Besteigung der Hoclrwildstelle und der
Waldhornspitze, soAvie die Durcbwanderung des berühmten Klafferkessels liocli-
Aviclitigen Punkt auf der bedeutenden Seehöhe von circa 1700 m ein touristisches
Standquartier ersten Ranges geschaffen wurde. Die mit Matratzen, Kochgeschirr etc.
gut eingerichtete Hütte wurde am 15. August 1891 eröffnet. Nächst derselben
befinden sieb die 8 Steinhütten mit angebauten Holzstuben der Waldhornalpe.
Hohe W i 1 ds t el 1 e, Aussichtspunkt ersten Ranges, vom Erzherzog Johann
als einer der ersten am 19. August 1814 erstiegen.
Während man früher vom Rissachsee sehr steil über die Neualpe zu der an der
Südspitze der Wildstelle liegenden Wildlochscharte anstieg, Avird jetzt diese Scharte
auf viel bequemerem Weg von der Waldhornalpe durch Traversierung der AV. Hänge
des von der Waldhornspitze zur Wildstelle streichenden Gebirgsastes erreicht.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918