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169 Das steierische Salzkammer gut.
Dabei wird das alte Holzknechtspiel Saul zum König salben allabendlich
aufgeführt. Auch die alte Volkssage, dass einst zwischen Gjaidstein und
Hierlatzstein eine Stadt gestanden sei mit einer Bürgerschaft, die durch
Bergbau zu großem Reichthum kam, wird erzählt. Die Bürger der Stadt
hatten die schönen Almen Landfried, Schönberg und Königreich, auf
welchen einst die besten Ackerfelder waren. Als aber der Übermuth
der Bürger soweit ging, dass sie die Wiesen mit Milch bewässerten, da
kam das Strafgericht über sie herein, der Ödensee brach aus und von
allen Seiten strömten Bergwässer hervor und die Stadt versank für immer.
Später kamen wällische Goldsucher, um nach den versunkenen Schätzen
zu graben am hier lats (hier lag es), aber sie konnten sie nicht mehr finden.
Ungemein wichtig für den Holztransport ist die Wassertrift und
wurde schon im Jahre 1549 vom Kammersee zum Toplitzsee eine 87*5 m
lange Wasserriese durch den Felsen geschlagen. Welche Bedeutung die
Klausen haben, in welcher das getriftete Holzquantum gesammelt wird,
um sodann von den geschwellten Wässern weiter gefördert zu werden,
weisen die Zahlen über das Triftquantum der einzelnen Klausen. Es be-
trägt für die Altausseerklause 790 Festmeter, für die Toplitz-Grundlsee-
klause 12.700 Festmeter, für die Riesbachklause 12.300 Festmeter, für
die Ödenseeklause 3000 Festmeter. Großartig sind auch die interessanten
Anlagen der Holzrechen.
Gar fröhlich ist das Almleben, trotz aller Beschwerden, und noch
greise Mägde werben um die Gunst, als Brentlerinen auf die Alm zu
ziehen, um Almdirndl im Gegensatze zum Heimdirndl zu werden.
Wenn irgendwo noch die Poesie des Almlebens zu finden ist, so
ist es im Gebiete des Todtengebirges, dessen grauen Steinwüsten ein herr-
licher Gürtel grüner Almböden mit vielen Seespiegeln vorgelagert ist.
Hier reiht sich Alm an Alm und schon von weitem sieht man, wie
schmuck und nett die Sennhütten der Brentlerinnen sind. Alle wetteifern, sich
in der Reinhaltung ihrer Hütte zu überbieten und wagt keine Brentlerin, ihre
Hütte mit den Schuhen zu betreten, daher sie säuberlich ihre Holzschuhe
vor der Thür abstreift, um sodann in Strümpfen ihre Kammer zu betreten.
Schon die Bauart der Hütten ist gänzlich verschieden von den
übrigen Sennhütten Obersteiers, indem die Sennhütten im Todtengebirge
stockhoch sind und einen eigenen Feuerherd abseits der Hütte im Freien
haben. Im Untergeschoß der Hütte ist der Stall für das Vieh, im Ober-
geschoß, zu welchem eine Freitreppe emporführt, ist die Wohn- und
Schlafstube der Brentlerin. In ersterer steht ein Herd in einer Ecke und
ein Tisch in der anderen Ecke, einige Truhen, ein hübsch bemalter Löffel-
hälter, Schüsseln etc. vervollständigen die Ausstattung, nebenan liegt die Schlaf-
stube, in welcher meist die Brentlerin ihren ganzen Kleiderschatz prangen
lässt. Unweit der Hütte ist ein kleiner Steinbau in der Erde, die Milch-
und Butterkammer der Sennerin.
Der Herd in der Hütte wird nur bei ganz „grobem" Wetter benützt
und erhält nach Gebrauch sofort wieder mit Kreide seinen blendend
weißen Anstrich.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918