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174 Klachau-Tauplitz.
Geschichtliche Skizze: Bis 1751 machte sich Tauplitz, welches damals
noch zu Pürgg eingepfarrt war, wenig bemerkbar. Erst in diesem Jahre zog der
Umstand, dass einige Kohlenführer einem auf dem Versehgang begriffenen Priester
mit dem Hoch würdigsten die Ehrerbietung versagten und die daraus entstehenden
Folgen die Aufmerksamkeit auf das Alpendörfchen. Es ergab sich nämlich, dass
die meisten der in Glaubenssachen schon lange verdächtigen Tauplitzer Bauern
heimliche Lutheraner waren.
Nun wurden sofort alle Maßnahmen ergriffen, um hier den Protestantismus
auszurotten. Die Bauern wurden vor die Wahl gestellt, entweder sich zur katho-
lischen Kirche bedingungslos zu erklären, oder nach Siebenbürgen auszuwandern.
Die Meisten wählten freiwillig das Exil (1753); weiters wurden 2 Missionspriester,
Serviten, nach Tauplitz gesandt, um mit dem lebendigen Worte die letzten Keime
der lutherischen Lehre zu ersticken, endlich wurde auch von den Missionären
P. Liborius und P. Callistus aus Wien der Bau einer eigenen Kirche in Tauplitz in
die Hand genommen. Dieselbe war vorerst eigentlich nur eine Nothkirche, die erst
zu ihrer heutigen Gestalt 1783 ausgebaut wurde. Seit 1771 wirkten Weltpriester
(bis dahin 2 Missionäre aus dem Chorherrenstifte Vorau) an der Kirche.
Der stattliche Pfarrhof wurde 1780 auf dem Grunde des sammt Familie
ausgewanderten protestantischen Wagners erbaut.
Das kleine Kirchlein, dem heiligen Kreuze Jesu geweiht, besitzt ein kunst
volles Hochaltarbild : Christus sterbend am Kreuze, ein Werk des Kremser Schmidt
von warmer Farbenstimmung und ein zweites Kreuzbild von Kunstwert, eine Spende
Alexander Bitter von Zinners.
Von der Höhe der Terrasse von Tauplitz entrollt sich eines
der herrl ichsten Landscliaftsbilder Steiermarks.
S. über das waldgrüne Gelände hinblickend, fesselt der riesige Fels-
koloss des Grimming, welcher hier in furchtbaren Wänden unvermittelt
vom Thalboden der Klachau in die Lüfte ragt, vor allem den Blick. Zur
L. erfreut das Augen das saftiggrüne Gelände der Ziem, mit prächtigen
Alpenmatten und goldigen Fruchtfeldern, mit schmucken Höfen übersät,
darüber starren das Felsenhaupt des Gwönli und der wildzerrissene Hechel-
stein auf ; nun schweift der Blick in das Thal der Gnanitz, an welches
sich die waldreichen Vorberge des Todtengebirges anschließen. Darüber
ragt wieder der burgartige Sturzhahn, mit nach W. ausspringendem thurm-
ähnlichem Vorbau hoch empor. Es folgt die Bergerwand u. s. w., die
riesige Wand der Kammspitze, worauf wieder der alles beherrschende Zug
des Grimming mit dem Stierkar-Schroffen die Rundschau schließt.
Der herrliche Kranz von Alpenmatten am s. Fuße des Todten-
gebirges, mit ihrer Reihe Seespiegeln, jeder einzig schön in seiner Art,
in 2 Stunden von Tauplitz erreichbar, der in unmittelbarer Nähe befind-
liche mächtige Wasserfall der Grimming und der unergründlich tiefe Sag-
tümpel, die grauenhaft wilde Felsenklamm der Schiursen, nebst zahlreichen,
leicht und ungemein lohnend zu besteigenden Hochgipfeln, machen Tauplitz,
welches heu te noch nahezu u n b e k a n n t ist , zu e iner der
g ü n s t i g s t ge l egenen tou r i s t i s chen S t a t i o n e n O b e r s t e i e r s
und würde es s icher nur der E r r i c h t u n g e ines g roßen ,
b e q u e m e i n g e r i c h t e t e n Gas tho fe s bedü r f en , um Taup l i t z
zum M i t t e l p u n k t e e ines s t a r k e n F r e m d e n v e r k e h r e s zu
machen.
S p a z i e r g ä n g e : Nach SO.: 1. Längs der tosenden Grimming
nach Lessern. Tief unten die Katarakte der Grimming, gegenüber die Ab-
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918