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184 Mitterndorf.
Cabine errichtet und dadurch die Heilquelle curfähig gemacht. Leider ist das Bad
neuerdings wieder in Verfall gerathen.
Unweit davon liegt das Schlösschen Grubegg, welches um 1600
zuerst urkundlich erwähnt wird und seit 1785 im ärarischen Besitz ist.
Es bildet jetzt den Sitz einer k. k. Forst- und Domänendirection. Dazu
gehört auch der nun aufgelassene ärarische Hammer am Eingange des
Steinpasses, der zur Zeit seiner Blüte jährlich 22.000 Fass Holzkohlen
verbrauchte.
An lagen und S p a z i e r g ä n g e :
1. Ein neu hergerichteter Spazierweg führt am Schulhause vorbei
über den Radiberg (reizende Thalübersicht) nach dem Reizwalde, y4 Std.
2. Ein anderer anmuthiger Promenadeweg zieht sich längs der rau-
schenden Salza ins Angernthal zum Kochalmbauern (Milch und Butter), 1 Stde.
3. Ein dritter Weg führt in den schönen Planneripfelwald mit schönem
Ausblick auf Mitterndorf, 30 Mtn.
Geb i rg s tou r : Lawinen s te in , 4 Stdn., längs des Riesenbaclies
über die Lopernalm und Rossliütten.
Zwischen Mitterndorf und der Haltestelle Kainisch erliebt sich ober
dem Dorfe Obersdorf ein merkwürdiger ganz isoliert, etwa 100 m auf-
steigender felsiger Hügel, welchen heute die Wallfalirts- und Pfarrkirche
Maria Kummitz krönt.
Die Entstehung dieser Wallfahrtskirche reicht bis in das Jahr 1713 zu-
rück, wo der Pfarrer in Mitterndorf, Dr. Baltasar Marienz den Plan fasste, diesen
Hügel zu einem Calvarienberg zu umstalten. Mit Beihilfe der Pfarrgemeinde kam
der Plan auch rasch zur Ausführung und am 19. October 1717 konnte der ge-
nannte Priester in der den Abschluss der Wegstationen bildenden neu erbauten
Kapelle die erste Messe lesen. Aber erst im J. 1766 wurde vom Mitterndorfer
Pfarrer Josef Baumgartner der Grund zu der jetzigen Wallfahrtskirche gelegt und
dieselbe unter den Pfarrer Strenberger, einem Ausseer Bürgerssohn, mit Hilfe der
Gemeinde 1773 vollendet, so dass am 3. Juli das angeblich aus Brünn stammende,
in der 1. Kapelle aufgestellte Gnadenbild dahin übertragen und das erste Hoch-
amt gehalten werden konnte. Im J. 1776 wurde unter Überwindung großer Schwierig-
keiten ein Fahrweg zur Kirche angelegt. Im Jahre 1779 war auch der Thurmbau
vollendet. Um diese Zeit wurde auch ein neuer Hochaltar aufgestellt, welcher ein
Werk des in Mitterndorf lebenden Bildschnitzers Johann Fotschegger war und einen
Calvarienberg darstellend, durch edle, sinnige Auffassung seinem Zwecke sehr
entsprach. 1784 wurde die Kirche auf Befehl Kaiser Josefs zur Curatie erhoben.
Im J. 1829 wurde die Kirche gegen O. um 12 Schritte verlängert. In den Jahren
1869—1872 unter dem so verdienstvollen Pfarrer Jacob Simbürger, dessen Be-
deutung als vaterländischer Schriftsteller wir an anderer Stelle besprechen, erhielt
die Kirche durch Anbau von 2 Seitenkapellen die Kreuzesform. Auch die Kirchen-
einrichtung schritt alsbald der Vollendung entgegen, wobei fást alle Kosten von
Wohlthätern, worunter in erster Linie Se. Majestät Kaiser Franz Josef zu nennen ist
(dann auch Gewerke Neuper, Graf Sickingen, Peter Schlömuct), getragen wurden.
Die größte Glocke mit der Jahreszahl 1667 spendete der Ausseer Pfarrthum. Die
Kirche wird insbesonders an Marientagen vom Volke aus weiter Ferne stark be-
sucht. Am feierlichsten ist der Einzug der Stoderer-Procession am 14. August abends,
die über den Salzsteig und die Siegesthalhöhe durch das Todtengebirge von Öster-
reich herüberzieht. Große Feste feierte die Kirche am 21. Mai 1871 (Bittprocession)
15. August 1872 und am 6.-8. September 1873, an welchen Tagen 6—8000
Menschen hier versammelt waren. Von der Höhe herrlicher Überblick des Hinter-
bergthales, überragt vom Grimming.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918