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2 1 6 Grundlsee.
Weg in den Tlialschluss und daher geleiten uns die Schiffsleute zu den Ruderbooten
in der Schiffshütte.
Nahe dieser Hütte ragt ein kleiner Steinblock mit dem Datum
19. Ju l i 1819 aus der Waldgrüne auf.
E r e r i n n e r t an j ene S tunde , in we lcher we i l and
E r z h e r z o g Johann von der J a g d , vom s o g e n a n n t e n
P r i n z e n s t e i g kommend , von f e s t l i c h gek l e ide t en Jung-
f r a u e n mit B l u m e n s t r ä u ß e n beg rüß t wurde und welche so
e n t s c h e i d e n d in das L e b e n s g e s c h i c k des F ü r s t e n ein-
g re i f en sol l te . In der Mädchenschaar erregte das reizende Töch-
terchen des damaligen Postmeisters Plochl von Aussee durch übergroße
Schüchternheit die Aufmerksamkeit des Erzherzogs und es spannen sich
die Fäden der Liebe zu jenem Herzensbunde, durch den die Tochter aus
dem Volke zur treuen Lebensgefährtin des edlen Fürsten erhoben werden
sollte, womit die Bande der Liebe zwischen Volk und Kaisersobn unlöslich
verknüpft wurden.
Unter kräftigem Ruderschlag ziehen die Boote dahin, überall herrscht
volle Ruhe in der Natur, nur verloren klingt das Rauschen stürzender
Wässer an unser Ohr. Allmählich wird es lauter und lauter und bald er-
blicken wir zur L. die über Felstrümmer hinbrausende Flut des Vorder-
baclies aus enger Waldschlucht in den See stürzend. Weiter zieht das
Boot und wieder fesselt zur L. ein herrlicher Wassersturz, der über
Ì00 m hohe Hinterbachfall mit seinen blitzenden Wasseradern über Stein-
trümmer hinjagend, den Blick. Nach halbstündiger Fahrt entsteigen wir
wieder dem Boote und überschreiten einen Schuttwall längs des 380 m
langen, im Jahre 1549 ausgesprengten Felsendurchschlags der Traun, um
in wenigen Minuten dem letzten See, dem Kammersee, ins Auge zu
schauen, welcher kleine, 332 m lange und 144 m breite See 3*7 ha im
Umfange misst.
In stetiger Steigerung des landschaftlichen Effectes zeigt der kleine,
von grauen Steinblöcken und Felsgewände umrahmte trübe Wasserspiegel
ein noch ernsteres Bild wie der Toplitzsee. Hoch oben zur L. blitzt die
Wassersäule der jungfräulichen Traun, die aus schmaler Felsenspalte in
die Tiefe stürzt; ein schmaler Wiesenstreifen darüber und im Hinter-
grunde ein von einer Terrasse unterbrochener bewaldeter Felsenkessel
(Kammerboden) bilden den innersten Thalschluss und so wirkt das Bild
durch seine Verödung.
Grundlsee bildet nebst der Klachau den wich t ig s t en
na tü r l i chen E i n t r i t t s p u n k t in das T o d t e n g e b i r g e .
1. Zu den L a h n g a n g s e e n (1555 m) 3 — 3y2 Stdn. ; lohnendste
der näheren Gebirgstouren von Grundlsee.
Circa 3/4 Std. auf der Straße nach Gössl, längs des Sees an dem
G. Ladner (alter Schießstand) vorbei, zur Häusergruppe Scliachner. Von
hier (roth markirt) 1. hinauf und nach 6 Mtn. rechts abzweigend, durch
Wald ziemlich steil zur Göselschwelb (Bergwiese) und wieder durch Wald
zur Göselwiese, eine prächtige, mit alten Wetterfichten und Felsblöcken
besetzte Alpenmatte. *Nun wieder durch Wald bis zu einer Felsenwand;
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918