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232 Thalhof. — Grünpüchel.
an Stelle der Holzbalkendecke nach Zerstörung der Kirche 1480 durch
die Türken mit einem sehr gedrückten und flachen gothischen Netzgewölbe
überhöbt und völlig gothisiert wurde, und ein im 14. Jahrhunderte ange-
bautes Presbyterium mit schönem Stirngewölbe.
Das Wertstück der Kirche liegt in dem sehr s p ä t g o t b i s c h e n
F l ü g e l a l t a r (gut restauriert). Derselbe zeigt im Schreine 3 Figuren
von gutem Gesichtsausdruck, u. zw. in der Mitte der h. Georg und beider-
seits 2 Bischöfe, auf den Flügeln gute Malereien in Tempera, (Urtheil
Salomons, Flucht Marias), zu oberst jedoch eine äußerst zierlich ver-
schlungene, für die Späthgothik charakteristische Verästung, mit 3 unter
Baldachinen stehenden Statuen. Beachtenswert ist noch der reiche gothische
Thürbeschlag der Kirchenpforte und eine ausgemusterte gothische Apostel-
statue. Die Kirche hat auch ein viel verehrtes St. Leonhardsbild.
Tha lho f , % Std. w. von Rottenmann liegt der kleine Edelsitz
Thalhof, ein schmuckloser Bau im Charakter der Thalschlösseln des 17.
Jahrhunderts. Derselbe erscheint zuerst anfangs des 15. Jahrhunderts im
Besitze der Herren von Rappach, welche Thalhof am 2. Mai 1552 an
Hans Freiherr von Hoffmann verkauften. Seit 1636 ist der Thalhof im
Besitze des Stiftes Admont, welches das Gut mit seinem ausgedehnten
Grundbesitz von Magdalena Freiin von Hoffmann, Witwe Wolfgang, Sebastians
Hoffmanns um 21.000 fl. kaufte.
Grünpüchel . Dicht über Rottenmann zeigt sich an der n. Berg-
lehne ein schmuckloses langgestrecktes Gebäude, welches längst alle
Attribute eines Schlosses verloren und seit dem Brande vom J. 1866 auch
im Innern alle Reste seines einstigen Glanzes eingebüßt hat. Es ist das
Gut Grünpüchel, dessen Name an die eifrigsten Förderer des Prote-
stantismus in Ober-Steiermark, an die Hoffmann erinnert.
Das damalige Schloss soll im 15. Jahrhunderte durch Heirat der Margarethe
Püchler, der letzten ihres Stammes, welcher in Schöder seinen Ursprung hat, mit
Friedrich Hoffmann, an dieses später so mächtige Geschlecht gekommen sein,
unter welchem es zweifellos seine Blütezeit erlebte. Nach der Gegenreformation
kam Grünpüchel anfangs des 17. Jahrhundertes in fremde Hände. Von der Mitte
des 17. Jahrhundertes blieb das Gut Eigen der Weisersheim, um später dauernd
in bürgerlichen Besitz überzugehen. Von Interesse ist, dass der 1600 hier unter-
drückte Protestantismus gerade an dieser Stätte in neuester Zeit wieder ein
Heim fand, indem die alte, dem hl. Johann Baptist geweihte Schlosskapelle nun
zu einem schönen protestantischen Betsaal, in welchem der Pastor von Wald
monatlich einmal für die kleine evangelische Filialgemeinde Gottesdienst hielt,
umstaltet wurde. Auch befindet sich der Friedhof für diese Gemeinde in der
Nähe Grünpüchels.
Umgebung. Spaziergänge: 1. S. über den Kirchplatz durch das
interessante Stadtthor, dann 1. durch eine Allee in 5 Mtn. mäßig ansteigend,
zum Waldessaume und längs derselben dahin, mit stetem großartigem
Ausblick auf die Felsenzinnen des Ennsthales (Berge um Liezen) oder im
Walde aufwärts zum Calvarienberg mitten im Waldesdunkel. An diesen
Wegen mehrfach Ruhebänke und Orientierungstafeln.
2. Nach S t r e c h a u 1 Std. Längs der Reichsstraße w. 30 Mtn. bis
zur Häusergruppe Strechhof (5 Mtn. von Strechhof erblickt man beim
Übersetzen des Strecbenbaches 1. einen merkwürdigen Baum, welcher als
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918