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236 Strechau.
in Ober- und Niederösterreich. Hans Hoffmann, Sohn Friedrich Hoffmanns, wurde
königlicher Rath, Kämmerer, Hauptmann in Neustadt und Burggraf zu Steyer.
Von den Söhnen dieser Stammväter der Freiherren von Hoffmann war Johann
Friedrich für Steiermark besonders wichtig durch seine rastlose Thätigkeit zur
Ausbreitung des Protestantismus in Obersteier. Als charakteristisch für sein An-
sehen ist, dass er zuerst mit einer "Windischgrätz und später mit einer Starhemberg
vermählt und 1574 Landesverweser von Steiermark war.
Die Gegenreformations - Commission brachte die Hoffmann um alle Frucht
ihrer Bestrebungen.
Die Hoffmanns verkauften Strechau 1606 an Wolf Sebastian Hoffmann,
welcher 1609 starb, worauf Strechau an dessen einzige Tochter Anna Poten-
tiana, vermählt mit Johann Freiherr von Jörger, fiel. Diese verkaufte hierauf
am 18. Juli 1629 die Herrschaft Strechau, ohne die reiche Rüstkammer, um
95.000 fl. an das Stift Admont, in dessen Besitz nun die alte Burgveste, namentlich
vom Abt Urban verschönert, bis 22. September 1892 blieb, an welchem Tage das
Schloss sammt umliegendem Waldbestand um 24.200 fl. an den reichsdeutschen
Industriellen Dr. Julius Ilofmeier in Wien, vom Stifte, welcher für die Erhaltung
und stilvolle Einrichtung dieses seit langem unbewohnten Schlosses große Opfer
brachte, mit der Bedingung verkauft wurde, dass die vom neuen Besitzer geplante
umfassende Restauration mit Schonung der historischen Details vorgenommen werde.
Hofmeier stellte im Burghofe einen für das Landhaus in Graz gearbeiteten reizen-
den schmiedeisernen Brunnen mit zierlicher Laube auf.
Gänzlich unbegründet ist die Annahme, dass die Hoffmanns allmählich ihren
Reichthum eingebüßt hätten, indem sie bis zu ihrem Erlöschen um 1667 allein in
Nordmähren und Schlesien noch einen riesigen Grundbesitz hatten.
Im J. 1809 waren auf Strechau 1000 französische Gefangene untergebracht. Der
berühmte Willkommbecher der Hoffmann gieng beim Admonter Stiftsbrande zugrunde.
Von Strechau empfiehlt sich's entweder auf roth markiertem schattigem Wald-
weg in iy4 Std. nach Selzthal abzusteigen oder sw. gegen das schöne Hochthal der
Lassing sich zu wenden, von dessen Hauptorte, dem Pfarrdorfe Lassing, man den
breiten Rücken des Mitterherges übersetzend, nach Liezen gelangt. Siehe S. 83.
3. Zum Märzenkeller und in die Klamm. Wendet man sich vom
früher erwähnten Strechhof links dem rauschenden Strechenbach entgegen, so ge-
langt man alsbald zu dem Stift Admont'schen Hammerwerke Klamm, welches 1655
Alt-Urban von Thomas Hirtteggh und Wenzel Hiernig erwarb. Schon 1563 er-
scheint daselbst ein Gewerke Lampi. 1579 wurde daselbst ein Sensenliammer ein-
gerichtet, dessen verdienstvoller Verweser Herr Adolf Adam (s. 1886) ist.
Eine kurze Strecke davon liegt an einer Felsenwand der Märzenkeller.
Während nun der Hauptfahrweg ziemlich jäh ansteigt, zweigt links ein schmaler
Fahrweg ab. Derselbe führt über eine Wiese zu einigen Bauernhäusern und zieht
sodann als Fußsteig, wiederholt den tosenden Strechenbach übersetzend, die Thal-
schlucht entlang. Bald verengen sich die Thallehnen klammartig und eine ganze
Reihe kleiner Wasserstürze bildend, jagt uns, von dem zierlichen Geäste der Ge-
büsche umschattet, der Strechenbach entgegen und erreicht die reizende Wald-
idylle nach kurzer Zeit bei einem prächtigen Wasserfall, dessen Schönheit in
seiner anmuthigen Lage mitten im Waldesgrün zu suchen ist, ihren Höhepunkt. —
Hier Ruhebank.
Luftcurort und Wasserheilanstal t Klamm. In Klamm am Ein-
gange des romantischen Strechengrabens ist jüngst eine Kaltwasserheilanstalt unter
Leitung eines Doctors der Medicin errichtet worden. Die rings vom Walde um-
gebene, aber reichlich besonnte Anstalt ist elektrisch beleuchtet und mit allem
Comfort versehen (namentlich gute Betten). Vortreffliches Wasser und sehr gute Ver-
pflegung fördert clen Zweck der Anstalt. Sh. circa 680 m. Vollständige reichliche
Pension von 18—24 fl. per Woche. Klamm eignet sich insbesonders für Nervenkranke.
4. Partie nach Oppenberg. 2 Std. Kunstfreunde mögen nicht versäumen,
das ungefähr 7 km von Rottenmann liegende Pfarrdorf Oppenberg mit Rücksicht
auf den interessanten Kirchenbau zu besuchen. Der Weg ist anfangs der gleiche
wie nach Strechau, doch wendet man sich bei den Hammerwerken links in den
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918