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Kallwang. 255
Die Seitenkapelle (Kreuzkapelle) wurde von den Hammerherren
Christoph von Springenfels im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts er-
richtet. Diese Kapelle ist an den Wänden mit reichen Stucco-Arbeiten,
worunter sieh auch das von Springenfels'sche Wappen befindet und mit
Fresken geschmückt.
Das an der Ostwand der Kapelle unter dem v. Springenfels'schen
Wappen angebrachte Chronogramm gibt zweimal die Jahreszahl 1695,
welche sich auf die Zeit der Erbauung dieser Kapelle, respective der
Ausschmückung derselben bezieht.
In dieser Kapelle wurden auch der Stifter derselben und seine Ge-
mahlin beigesetzt, ersterer starb 1745, letztere 1759.
In den Sterbe-Matriken findet sich 29. Juli 1745; Sepultus est
Praenöbilis Dominus Christopherus Andreas de Springenfels, Comes Pala-
tínus, fundator Confraternitalis ss. Rosarii in Khällwang, Sacramentis
omnibus rite munitus, aetatis 83 annorum 9. März 1759. Domina Maria
Anna von Springenfels eine verwittwete Hammerfrau 66 annorum. (Omnibus
Sacramentis provisa), die 3 Söhne als Admonter Professen hinterlassen
haben.
Die größte der 4 Glocken, 34 Ctr. schwer, wurde von dem berühmtesten
Glockengießer seiner Zeit, Medardus Reig 1690 gegossen. Die Kirche
besitzt zwei vorzügliche Holzschnitzwerke von dem berühmten Stiftsbild-
hauer Stamm el, u. zw. 2 Reliefs r. und 1. im Schiffe mit scharf charak-
terisierten Köpfen, weiters auch eine Krippendarstellung, die sehr an jene
zu Admont erinnert und gleichfalls Stammel zugeschrieben werden kann. Auch
zwei hübsche Wachsbossierarbeiten am Hochaltar, italienische Arbeit, sollen
nicht übersehen werden. Grabsteine in und außer der Kirche : Thomas
Thinn, Hammerherr zu Kallwang, Liesingau und Walchen, + 1. Februar
1717, dann der Frau M. Barbara Christine Thinn, f 10. October 1719,
der Frau Maria Theresia Thinn,' + 3. Mai 1739, des Thomas Thinn,
t 4. April 1741, und des Hammerherrn Karl Pengg (ohne Sterbedaten).
Anlässlich der Türkengefahr, 1480, wurde die Kirche stark befestigt.
Im J. 1572 bedingte die Gemeinde, dass der neu aufgenommene
Vicar Ambrosius „die Sacramente teutsch und außer der Messe reiche
und die Khindl teutsch taufe".
Im J. 1525 wurde die Kirche von den aufständischen Bauern
spoliert. Eigene Pfarrer zu Kallwang erscheinen erst um das Jahr 1608.
Im J. 1667 steckte das Stift Admont 20.000 fl. in die Kupferberg-
werke, bei welchen 1747 das Stift allein 200 Knappen beschäftigte.
St. S e b a s t i a n s k i rch le in : Am N.-Ende des Dorfes zur L. er-
hebt sich aus Waldeswipfeln auf mäßiger Höhe das St. Sebastianskirchlein,
zu welchem in 15 Mtn. mehrere Wege hinaufführen.
Das dem Pestpatrone St. Sebastian geweihte Kirchlein, welches dem
Landschaftsbilde von Kallwang ein ungemein liebliches Gepräge verleiht,
ist ein ursprünglich gothischer Bau, der wahrscheinlich im vorigen Jahr-
hunderte an der O.-Seite durch Abreißen des gothischen Chorschlusses
und Anbau eines barocken, verlängerten Presbyteriums erweitert wurde.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918