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266 Kammern.
Die auf schwer zugänglicher Felsenzinne erbaute Burg scheint
schon frühe verlassen worden zu sein, da nur mehr geringe Spuren sich
unserer Zeit überliefert haben.
Weit besser erhalten ist dagegen die mitten in den von den 2
gegen S. ausstrahlenden Armen des Reiting gebildeten Felsenkessel auf-
ragende Burg Kammerstein.
Im Jänner 1292 erstürmten die bairisch-salzburgischen Truppen
Niederkammern, da Wülfing von Kammerstein seinem Landesfürsten treu
blieb. Später erscheinen oft Pfleger und Burggrafen auf Kammerstein
gesessen zu sein.
1373 hoben die Brüder Otto und Heinrich von Ehrenfels den Bischof
Albert III. von Passau auf der Durchreise zum Beilager Herzog Albrechts III.
nach Wien, auf, hielten ihn in Kammerstein über ein Jahr gefangen und
gaben ihn trotz des päpstlichen Bannfluches erst nach Zahlung reichlichen
Lösegeldes frei. Auch die Admont'schen Unterthanen hatten von den
Ehrenfels viel zu leiden und schloss das Stift zuletzt mit diesen ge-
fürchteten Burgherren einen Schutzvertrag, worin ihnen Admont die Pfarre
Kammern verlieh, gegen die Zusicherung des Schutzes stiftischen Gutes.
Nach Aussterben der Ehrenfelser kaufte am 22. April 1461 Kaiser
Friedrich III. den ganzen Güterbesitz, um ihn nun pfand- oder pflegweise
an adelige Geschlechter zu vergeben. Am 13. Mai 1511 erhielt Franz
von Dietrichstein pfandweise das Gut und 1528 Sigmund von Dietrichstein
erblich, um 20.000 fl. gegen Wiederkaufsrecht. Später hatte es Andrae
Freiherr von Pögl in Besitz. Nach dessen Tode erhielten die Güter
1568 die Breuner pflegweise, bis Kaiser Ferdinand III. am 26. Februar
1643 die Güter Ehrnau und Kammerstein dem Hofkammerrath Maximilian
Freiherrn von Breuner schenkte. Nun blieb die Herrschaft bis 1827 im
Besitze der Breuner; siehe weiter S. 265. Im J. 1883 erwarb Franz
Baron Mayr von Meinhof die Güter nebst Ehrnau käuflich. Die Burgen
Ehrenfels und Kammerstein gehören heute dem Besitzer vulgo Karl im
Hof auf der Kammererhöhe, ungefähr 15 Mtn. von den Ruinen entfernt.
An die Burg Kammerstein knüpft sich nachstehende Sage. Zur
Zeit der Kreuzzüge zog einst ein Ritter von Kammerstein als Kreuzfahrer
in das hl. Land und saß dort lange Zeit in der Gefangenschaft. Lange
Zeit harrte dessen Gattin mit dem kleinen dreijährigen Söhnchen auf dem
Söller der Burg der Heimkehr ihres Gemahls. Endlich erblickte sie die
Helmzier, an welcher sie den Gatten schon von ferne wiedererkannte. Als
er endlich gegen die Burg heransprengte, streckte sie vom hohen Söller
jubelnd das Söbnchen dem Vater entgegen. Aber plötzlich entglitt es
ihren Händen und stürzte in die Tiefe. Starr vor Schreck stand die Mutter
am Söller, während der Ritter mit Bangen sich dem Orte nahte, wo das
Kind zerschmettert liegen musste. Aber das Kindlein war in einen Strauch
wilder Rosen gefallen und so trug jubelnd der Ritter sein Kind frisch und
gesund ins Schloss.
In Kammern wurde 1862 zum letztenmale in Steiermark ein
Passionsspiel aufgeführt, nachdem dieses Spiel schon einmal früher in
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918