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274 Das Thal cler Mur.
S. heraufziehenden Thomasthaies aus, dessen starker Thalbach sich hier
in die smaragdgrüne Flut der Mur ergießt und dieselbe nun fiössbar
macht. Kurz darauf erreicht die Mur, die sich wieder nach 0. wendet,
die Enge von Ramingstein, welche einst die nun verfallene alte Grenzburg
Wintergrün schützte. An verödeten Hammerwerken vorbei, wogt nun der
Bergfluss der Grenze der Steiermark zu, um dieselbe auf circa 920 m Sh.
beim Pfarrdörfchen Predlitz zu überschreiten.
Kaum eingetreten in die erzreiche Mark, erhält sie aber auch schon
von Süden den Zufluss des Turrachbaches, welcher von dem durch seine
alten Eisenschmelzstätten und die erste Bessemerhütte Europas bekannten
Dorfe Turrach den Namen hat.
Aus dem erzreichen Graben werden die Eisenfloßen von den
Turracher Hochöfen bis Predlitz verführt, um hier auf jene Flöße
gelagert zu Averden, die die schwere Last zu den fürstl. Schwarzenberg'-
schen Eisenwerken zu Murau und Unzmarkt auf den Wogen der Mur zu
tragen haben. So kommt der junge Fluss schon an der Landesgrenze mit
dem alten Lebenselemente der Steiermark, dem klirrenden Eisen, in innige
Berührung.
Kurz darauf mündet wieder von Süden der nicht minder erzreiche
Paalgraben in das Murthal. Zwar ist hier das lebensfrohe Pochen der seit
Jahrhunderten in Blüte gestandenen Hämmer verstummt, aber da nun
endlich der Pfiff der ersten Locomotive auch in diesen weltabgeschiedenen
Thälern ertönt, Avird der Erzschatz des Paalgrabens hoffentlich Avieder
neues Leben in die Gegend bringen. Der Mündung des P a a l g r a b e n s
gegenüber am 1. Ufer der Mur erhebt sich das schlichte Schloss Goppels-
bach und kurz darauf das P f a r r d o r f Stadl. Nun wendet sich der
Fluss gegen N. und erreicht das dritte Pfarrdorf des Thaies, S t. R u p r e c h t.
Dicht am rechten Ufer der Mnr erhebt sieht in aller Waldeinsamkeit ein
gothisches, der hl. Cäcilia geweihtes Kirchlein. Die Fluten der Mur rauschen
Aveiter, das stille Waldthal entlang, an den am 1. Ufer liegenden Dorfschaften
Bodendorf und Lutzmansdorf vorbei, nach der ä l t e s t en C u l t u r s t ä t t e
des Tha ies , dem P f a r r d o r f e St. Georgen. Wie alle übrigen
Pfarrdörfer des Thaies, so dehnt sich auch diese Siedlung an der n.
sonnseitigen Lehne des Thaies aus. St. Georgen gegenüber zieht sich der
Sagenreiche St. Lorenzer Graben gegen die wasserscheidenden Grenzge-
birge hinan, in dessen Grunde der kleine, aber Avildromantische Hauserer-
see liegt. Am Ausbruche des Grabens gegen das Murthal dehnt sich auf
einer zum Murbette abfallenden Schuttmasse das Dorf 'St. Lorenzen aus.
So zeigt das von den dunklen Waldlehnen der durchschnittlich
1800—2000 m hohen Gebirgsmassen umschlossene Hauptthal gegen S.
drei große erzreiche Seitengräben, während die steil abfallende Nordseite
dagegen nur von kleinen Bächen durchfurcht Avird. Diese aber zeigen den
Charakter tückischer Wildbäche, Avie die furchtbare Katastrophe vom
Jahre 1890, AVO stockhohe Häuser mit ihrer ganzen Inwohnerschaft von
der Erde verschwanden und große Strecken reich cultivierten Wiesen- und
Ackerlandes vermuhrten, gelehrt hat.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918