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Das Thal der Mur. 275
So zieht die Mur in stiller einförmiger Landschaft in nö. Richtung
dahin, um endlich das erste Städtlein Murau , welchem sie den Namen
gab, zu erreichen. Schäumend im felsigen Bette dahinrauschend, drängt
sie die Häuserzeilen dicht an den Hügel, auf welchem die gteirischen
Liechtensteine, die Gründer Muraus, die mächtige Burg Ober-Murau er-
bauten, um vor den Thoren der Stadt den den Schlosshügel im N. um-
spannenden kräftigen Rantenbach aufzunehmen, in welchem alle vom Süd-
hange der Tauern vom Preber bis zum Sauofen kommenden Wässer, welche
das prächtige Hochland der Krakau durchfurchen, vereinigt sind.
Jenseits der Mur strebt das zierliche gothische St. Leonha rds -
Ki rch 1 e i n aus den Wipfeln eines Hügelzuges auf.
Es ist ein prächtiges altdeutsches Städtebild, welches sich hier dem
Auge erschließt. Zu oberst, hoch auf der Höhe des Burghügels, der
mächtige Schlossbau, tiefer auf halber Höhe die uralte St. Mat thäus -
Ki rche mit hochragendem Thurmbau, und zu unterst, dicht von den
Wässern umschlungen, die altersgrauen Häusermassen des Städtleins mit
ihren Erkern, Thürmen und Streben. Dicht vor den Thoren der Stadt er-
hebt sich auf jener anmuthigen Au, die im Namen der Stadt anklingt,
ein schlichtes Kapuzinerklösterchen.
An der s. Thallehne in der breiten Niederung hinziehend, bildet die
Mur kaum 15 Min. außer Murau hei Kögelhof den größten und schönsten
Fall ihres Laufes.
Von dem schönen Landschaftsbilde Muraus tritt der Fluss in eine
einsame Waldenge, bis sich nach etwa 10 hn von Murau, nahe den Ort-
schaften Saurau-Frojach, das Thal wieder zu ansehnlicher Breite weitet.
Hier mündet das Ka t sch tha l , dessen Zugang die nun in Ruinen lie-
gende Burg Ka t sch schützte. Aus dem Katschthale, in dessen Grunde
der einst bischöflich Freising'sche Markt St. P e t e r am Kammers-
b e r g liegt, schäumt der kräftige Thalbach hervor, dessen Quellgebiet an
der Wasserscheide der Niederen Tauern liegt; das Thal aufwärts blickend,
schweift das Auge bis zu den gigantischen Gipfelbauten der Tauern.
Die Mur t r i t t nun in den b u r g e n r e i c h s t e n Gau der
S t e i e rmark . Gegenüber Katsch lag die heute spurlos verschwundene
Stammburg der Sau rau , während ein wenig weiter abwärts am Thal-
gelände die P u x e r S c h l ö s s e r , bis auf die r o m a n i s c h e St.
J o s e f s - K a p e l l e in Ruinen liegend, als Stammsitz der Ritter v. Pux
sich erhoben. Dicht ober Pux in steil abfallendem röthlichem Gewände des
Puxberges zeigt sich unter dem mächtigen Gewölbe des Puxerloches das
spärliche Gemäuer der H ö h l e n b u r g Chalons , um welche sich ein
düsterer, bis in die karolingische Zeit rückreichender Sagenkreis spinnt.
Blickt das Auge jedoch flussabwärts, so fesselt die über 1200 m hoch
gelegene riesige Burg f e s t e Ste in , die mit ihren verfallenen Rund-
thürmen von der Höhe des Steinberges malerisch ins Land schaut, den
Blick. Über diesen Vordergrund streicht der lange baumlose Zug der
Seethaleralpen. Am Fuße des Steinberges ragen von der waldigen Thal-
lehne die Ruinen der S t ammburg des ruhmreichen freiherrlichen Ge-
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Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918