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Das Thal der Mur. 279
scheint eine weibliche Gestalt, deren übermenschliche Größe auf göttliche
Natur zu deuten scheint. Derselben sollen zwei Hirsche geopfert werden,
welche von je 2 geschlechtslosen Männern (also Sclaven) gehalten werden.
Zur Vornahme der Opferung sind zwei Priesterinnen bestimmt, welchen
wieder je ein Helfer zur Tödtung des Hirsches mit der Axt ausgerüstet
zur Seite steht. Am Rande finden sich noch 4 Reiter, welche mit Helm
und Schild ausgerüstet als Krieger zu betrachten sind. Die rohen
barbarischen Formen weisen auf eine frühe Zeit hin, wo die schönen
etruskischen Vorbilder nur erst unvollkommen von den heimischen Erz-
gießern nachgemacht werden konnten. Immerhin gibt jedoch der nun den
Stolz des Landesmuseums bildende merkwürdige Bronzewagen, ein wichtiges
Zeugnis von der Kunstfertigkeit der Urbewohnerschaft unseres Gaues.
Mit dem Zeitalter der Eroberung Noricums durch die Römer,
16. v. Chr., tritt die Geschichte des Murthaies auf den Boden historischer
Forschung, indem dieses große Culturvolk durch viele steinerne Urkunden
und Kunstschöpfungen die Etappen seiner Heer- und Handelsstraßen be-
zeichnet hat. Die größte römische Siedlung dem Gebiete des Murthaies zunächst
scheint jene Stadt gewesen zu sein, die sich etwas s. von Neumarkt auf
dem L i n d f e l d e ausdehnte und in welcher mit größter Wahrscheinlichkeit
Noreja vermuthet wird. Im weiten Umkreise davon bewahren viele Orte
noch Römerdenkmale, so Gre i th , N e u m a r k t , St. Georgen , St.
M a r e i n , E inöd , Mar iahof . Eine weitere wichtige Siedlung muss zu
J u d e n b u r g gewesen sein. Hier mündete die vom Lavantthale über Obdach
ins Murthal führende Römerstraße nach ihrer Vereinigung mit der vom
Kainachthaie über die Stubalm in den Murhoden ziehenden Römerstraße
bei Weißkirchen.
Die w ich t i g s t e R ö m e r s t r a ß e b i lde te aber die große, von
Virunum am Zollfelde nach 0 vii aba (Wels) führende H e e r s t r a ß e .
Sie führte durch die Engen der Olsa, in welchen 112 v. Chr. die Cimbern
und Teutonen die Legionen des römischen Consuls Cnejus Papirus Carbo ver-
nichteten, nach Noreja, von hier über den Sattel von Percliau ins Mur-
thal, folgte diesem bis Unzmarkt, übersetzte hier die Mur, um sodann all-
mählich zum Pölsthal hinaufzuziehen; von hier wendete sie sich nach
Zeyring, nächst welchem die reichen Silberbergwerke von Ober-Zeyring
lagen und zog sodann das Pölsthal hinauf zum Sattel von Hohentauern,
von wo sie sich ins Paltenthal senkte, um sodann über den P}dirnpass nach
Wels zu ziehen. Von ihr zweigt bei Scheifling jene Römerstraße ab, die
über Teuffenbach, Frojach nach Murau zog. Hier verließ die Straße das
Mur tha i und folgte dem Rantenbach, um durch das Seethal nach Tamsweg
und weiter über den Radstät ter-Tauern zu ziehen. Ein Saumweg zweigt
bei F r o j a c h oder K a t s c h ab, folgt dem K at s eh th al e bis nahezu zu
dessen Schlüsse und übersetzt die T au ernk e 11e am S ö lk ey.j o ch, um
sodann durch das Thal der großen Sölk das Ennsthal zu gewinnen.
Außer den genannten Orten um N e u m a r k t finden sich Römersteine
zu Kobenz , E p p e n s t e i n , Judenburg , F r a u e n b u r g , Probstei
Zeyr ing , Teu f f enbach , P u x - F r o j a c h , Ranten und Murau.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918