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284 Das Thal cler Mur.
Regina vermalt mit Christof Friedrich von Spangstein diesem zwar
wenig Vermögen, doch den glänzenden Wappenschild der Liechtenstein zubringt.
Die letzte Namensträgerin Amalia, Tochter des Conrad von Liechtenstein,
verheiratet an Georg Hermann von Stubenberg, mit welchem sie 1629 nach Regens-
burg ausgewandert war, starb verwitwet zu Nürnberg am 30. November 1665.
Mitte des 16. Jahrhunderts hatte die Lehre Luthers durch-
wegs schon festen Fuß auch im Murauer Bezirke gefasst, woselbst
sie später in der mächtigen Herrin auf Murau, der vielgenannten Anna Neumann,
eine starke Stütze fand. Auf allen Kanzelu predigten lutherische Prädicanten, so
zu Stadl, Georgen sammt Filiale, Murau, Frojach und Saurau, nicht minder auf
der Krakau, und in Ranten waltete als wohlbestallter Pastor 1575—1600 Martin
Zeiler, ein Schüler Melanchthons, dessen Sohn gleichen Namens
am 17. Apr il 1589 geboren einer der berühmtesten Gelehrten seiner
Zeit wurde, dessen geographisch-topographische Werke ihm einen unvergäng-
lichen Nachruhm sicherten.
Die 1600 von den Jesuiten veranlasste Gegenreformation brach aber
auch hier mit landesfürstlicher Gewalt die Macht der Protestanten und besetzte
wieder alle Pfarren mit katholischen Geistlichen.
Wie im oberen Enns- und im Liesing- und Paltenthale und am Hohen Tauern,
konnte jedoch bei den Gebirgsbauern die neue Lehre nur äußerlich unterdrückt
werden ; im Herzen des zähen Bergvolkes glimmte der Funke unter der Asche fort,
und so konnte es geschehen, dass im J. 1772 zu Stadl plötzlich 380 Einwohner muthig
ihre Anhängerschaft an Luthers Lehre offen bekannten. Nun wurde commissioniert
und missioniert, wobei die Bauern sich bis zur Regierung, hei welcher sich schon
die josefinischen Ideen hahnzubrechen begannen, in Wien den Weg bahnten. Da sie
nicht mürbe zu machen waren, so verließen in zwei Transporten 198 Protestanten
die Heimstätte ihrer Väter und wanderten in das ferne Siebenbürgen aus, um hier
eine neue Gemeinde zu gründen.
Am 7. November 1774 hob Kaiser Josef als Mitregent die zwangsweise Aus-
wanderung gänzlich auf und schloss das Toleranzedict vom 13. October 1781 die
schwere Leidensperiode der Anhänger der evangelischen Lehre. Die Masse der
Protestanten war jedoch schon ausgewandert und so bildete sich erst in den
fünfziger Jahren wieder eine neue evangelische Gemeinde. Auch die Neumann blieb
bis zu ihrem Tode dem evangelischen Glauben treu.
In ihren letzten Lebensjahren griff diese Frau, eine der
merkwürdigsten Erscheinungen ihres Jahrhunderts , in die Ge-
schicke Muraus für viele Jahrhunderte entscheidend ein, indem sie
im J. 1617 im 82. Lebensjahre mit dem aus Baiern eingewanderten 30jährigen
Cavalier Georg Ludwig Graf Schwarzenberg zum sechstenmale zum Traualtar trat,
welcher nun nach ihrem Tode im Jahre 1623 im Besitze eines ganz uner-
messlichen Geld - und Güterbesitzes kam. Dieser wurde zur Grundlage
der Hausmacht der Schwarzenberg in Österreich, welche heute
auf einen Güterbesitz von 350.000 Joch, das ist 35 • Meilen, ange-
wachsen ist, wovon über 40.000 Joch auf den Murthalgau entfallen.
Aber nie residierte mehr ein Schwarzenberg im Lande und so genoss auch
nie mehr das arme Gebirgsvolk die Früchte der glänzenden Hofhaltung eines frei-
gebigen Adels, ja immer mehr erlosch der ritterliche Glanz und Prunk des Thaies,
als die Schwarzenberg ein Schloss nach dem andern in ihr Eigen brachten, so
Autlial, Gusterheim, Reifenstein, Offenburg, Scheifling, die herr-
liche Fr a li e n bürg, Teuffenbach, Tschak at hum, das prunkvolle S c h r a t-
tenberg, Katsch, Saurau, Ranten and Goppelsbach und theils in Ruinen
verfallen ließen, theils ihrer Kunstschätze entleerten.
Im J. 1715 hielt die Pest ihren furchtbaren Heerzug durch das Thal der
Mur. In der Pfarre Ranten sanken allein über 1000 Menschen in die Pestgruben,
in der Pfarre Stadl starben 335, in der Ruprechter 42, in der St. Georgener Pfarre
213 und 92 Einwohner in Murau ; noch erinnert eine Mariensäule zu Murau an
diese Drangsale.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918