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294 Das Thal cler Mur.
andere mehr stets rollendes Geld unter das Volk. Zugleich regierte ein
freigebiger Adel auf einer ganzen Menge rings um Judenburg entstandener
Edelsitze, wie: Weyer , Thorhof und Grub h of, N e u - L i e c h t e n -
s t e in , Gabe ikoven , F a r r a c h , G u s t e r h e i m , H a i n f e l d e n ,
S a u e r b r u n n , Pengghof , W e i ß e n t h u r m , R o t h e n t h u r m ,
Lobming , Dann, R o s e n b a c h und Baumki rchen ; dazu kamen
die uralten Stammsitze der E p p e n Ste iner , L i ech t ens t e in , Spiel-
b e r g e r , Offen b u r g e r , R e i f e n s t e i n , T e u f f e n b a c h e r auf Maß-
weg und erhöhten dadurch das Ansehen.
F u r c h t b a r e D r a n g s a l e b r a c h t e die P e s t w iede rho l t
über den Mur tha lgau . Zum erstenmale erschien die Seuche 1348
unter schrecklichen Erdbeben und trat sodann nuch insbesonders in den
Jahren 1473, 1481, 1488, 1521, 1542, 1552, 1569, 1571, 1584, 1603,
1646, 1676 und 1680 mehr oder minder heftig, doch meist nur auf
einzelne Gegenden beschränkt, auf. In dem für Graz so furchtbaren Pest-
jahre 1680 forderte die Seuche im Murboden nur wenige Opfer. Verliefen
alle diese Pestzeiten im allgemeinen für das obersteierische Murthal ziemlich
glimpflich, so durchzog die Pest in der Zeit vom 1713—1715 wie ein
unersättlicher und unerbittlicher Todesengel die gesammten Gaue des
Murthaies und von Bruck bis Murau entstanden um diese Zeit die heute
noch die Plätze dieser Orte (Bruck, Leoben, Knittelfeld, Judenburg [heute
vor der Jesuitenkirche], Ober-Zeyring, Ober-Wölz, Obdach, Neumarkt etc.)
zierenden oder verunzierenden Dreifaltigkeits- und Mariensäulen, meist um-
geben von den P e s t p a t r o n e n St. Rochus und St. S e b a s t i a n und
der h. Rosal ia , um die Nachwelt an diese drangvollen Zeiten zu erinnern,
auf welche auch viele heute noch abgehaltenen Votivprocessionen rückzu-
führen sind. Regierung und Landschaft waren in keiner Weise müßig
geblieben, um die grauenhafte Seuche zu bekämpfen ; so bildete sich 1713
neuerdings die sogenannte Hauptdeputation, welche von Graz aus die
Maßregeln zur Einschränkung der Pest anordnete und mit aller Energie
durchführte. Sie entsandte Pestcommissäre und Pestärzte in die bedrohten
Gegenden und liess 1714 eine sehr rationelle Instruction über das Ver-
halten der Bevölkerung in Pestzeiten von allen Kanzeln verkünden. Alle
geschlossenen Orte sperrten sich nahezu vollkommen ab und erlaubten selbst
mit Regierungspässen versehenen hohen Standespersonen den Eintritt in
den Ort nicht, wenn dieselben von irgendwie verdächtigen Gegenden kamen.
Der Besuch von Märkten wurde allen Gewerbs- und Handelsleuten strenge
untersagt, überhaupt das Zusammenströmen vieler Menschen an einem Orte
nicht geduldet. Die Gebirgsgrenzen, Pässe und Übergänge wurden mili-
tärisch besetzt. Das Abendmahl wurde Kranken von den Priestern auf lang-
stieligen Pestlöffeln gereicht, die Todten mit eisernen Haken aus den
Häusern gezogen und in große Pestgruben geworfen. Der Gottesdienst
fand im Freien meist auf erhöhten, weithin sichtbaren Plätzen statt.
Ängstlich wurden vorerst immer aus Furcht vor den grausam harten
Maßregeln der Pestcommissäre die ersten Erkrankungsfälle und sodann
auch die Todesursache verschwiegen, aber nach wenigen Tagen lässt sich
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918