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St. Michael. 3 0 1
santen Figuren der hl. Walpurga und des Abtes Heinrich im mittleren
Fenster, durch Spruchbänder beglaubigt, und ein gutes Walpurgabild am
Hochaltar. Die von einer Kanonenkugel durchlöcherte Westpforte der
Kirche erinnert an das blutige Treffen vom 25. Mai 1809, welches hier
stattfand. An diesem Tage traf die das Murthal herabmarschierende
französisch-italienische Armee unter dem Vicekönig von Italien und General
Durutte auf österreichische, durch das Liesingthal ziehende Corps unter
den Generalen Jellacic und Eßterhazy. Nach nahezu zehnstündigem blutigem
Kampfe gelang es den Franzosen die Österreicher immer mehr zu über-
flügeln, so dass sie gegen 5 Uhr nachmittags den Rückzug gegen Leoben
unter Verlust von 4000 Gefangenen antreten mussten. Auch General
Durutte wurde am Fuße verwundet und in den Pfarrhof gebracht.
Schon am 5. April 1797 hatte hier Erzherzog Karl sein Haupt-
quartier genommen, am 7. April folgten ihm General Massena und Bona-
parte und wurden vom 7. bis 28. April im Pfarrhofe allein 230 fran-
zösische Officiere verpflegt. Nach der Schlacht vom 25. Mai 1809 lagen
aber gegen 700 französische und österreichische Verwundete im Pfarrhofe
und in den Häusern des Dorfes und fanden in dem hochherzigen Pfarrer
P. Leonhard Lachmayer, seiner Wirtschafterin und einer Bäuerin uner-
müdliche Pfleger und Tröster.
Lachmayer erhielt hiefür die goldene Ehrenmedaille, die Frauen
bedeutende Spenden. Im Friedhofe zu St. Michael erinnert aber am Grabe
des zwei Jahre nach der Schlacht verstorbenen edlen Priesters ein Gedenk-
stein mit der Inschrift: „Dem treuen Hirten seine Heerde, dem edlen
Priester und Samaritan für den verwundeten Freund und Feind am Tage
der Schlacht, 25. Mai 1809 etc.", an die opfermuthige That des Todten.
Die Kirche zu St. Michael wurde in ihrer heutigen Gestalt 1728
erbaut; ein gutes Hochaltarblatt von Lede r wasch, den Kirchenpatron
darstellend und sechs lebensgroße treffliche Bilder der Kirchenlehrer,
angeblich von dem berühmten Maler Götz in Nürnberg, zieren dieselbe.
Anlagen: „Zur Warte" am Annaberg, y2 St., und „zur Rosaruhe"
nächst dem Bahnhofe, sowie „zur Gottfriedquelle", y4 St. vom Bahnhofe.
S p a z i e r g ä n g e : 1. auf den Kohlberg; 2. zum Bauernhofe vulgo
Himmelbauer (schöne Fernsicht) und auf den Schrakogel (1153 m) 2 Stdn.;
über die Murbrücke auf dem Wege zum Greith bei einem Kreuze 1. an
der Wieserhube vorbei; 3. auf den Flatterberg, 838 m (Bauernhof Sorger),
1 Std. ; 4. auf den Treidersberg (nw.), ein Hochplateau mit der Culmination
auf 987 m, 1 j/2 Stdn. Weg vom Bauernhofe Aichmayer aufwärts. Abstieg
s. nach Madstein im Liesingthal (gutes G. Gartlgruber), oder n. nach
St. Peter ob Freienstein 1 x/2 Stdn. oder nach Donawitz 1 Std. oder fort
auf der Hochebene mit prächtigem Ausblick nach allen Richtungen bis
zur Mooswiese an der Straße die von Traboch nach Trofaiach führt, und
nun hinab nach Traboch, 3/4 Stdn.; 5. auf den Fresnerkogel (Fresenberg)
1155 m, w. Aufstieg von der Walpurgakirche ; Abstieg nw. nach Timmers-
dorf, 3/4 Std., oder zur Ruine Kaisersberg sö. und hinab zur Ortschaft
Kaisersberg, 1 St., oder von Kronberger auf der Höhe fort zum Steineck,
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918