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322 Groß-Lobming.
Das ritterliche Geschlecht der Lobminger endete mit Ernst v. Lobming auf
Eppenstein, welcher von Herzog Ernst dem Eisernen des Adels und seiner Burgen
verlustig und in Acht und Bann erklärt wurde (1406). Dieses strenge Urteil bildete
die Sühne für nachstehende Frevelthat des Lobmingers.
Im J. 1405 starb Dietrich v. Teuffenbach auf Ober-Mayrhofen in der Ost-
steiermark und hinterließ als junge Witwe Anna, geb. v. Eberstein. Bald kamen
viele Werber um deren Hand, darunter auch Ernst v. Lobming. Dieser bat nun
seinen Freund Günther v. Herberstein, nach Mayrhofen zu reiten und dort als
Brautwerber für ihn aufzutreten. Anna v. Teuffenbach entbrannte jedoch bald für
den Brautwerber selbst in heißer Liebe und bald warb Günther rasch um die Hand
der schönen Witwe.
Ernst v. Lobming, von diesem Vorgange benachrichtigt, hielt sich nun
von seinem Freunde schmählich getäuscht und schwur furchtbare Bache. Mit einer
Schaar Reisiger zog er gegen Ober-Mayrhofen, verbarg sich in den Wäldern und
überfiel in der Brautnacht plötzlich die Burg, warf Anna, Günther und dessen
Bruder in Fesseln und schleppte sie durch dunkle Forste gegen Eppenstein, wo er
die drei Opfer seiner Rachsucht getrennt in die Kerker eines in einer Wildnis
stehenden Thurmes werfen ließ. Vergeblich waren die Bemühungen der Freunde
Herbersteins, dessen Geschick zu erforschen. Als jedoch Ernst der Eiserne die
Regierung antrat, lud er den Lobminger nach Graz vor Gericht. Da entsank ihm
der Muth, er setzte die Gefangenen in Freiheit und flehte um Gnade. Unerbittlich
sprach der eiserne Herzog jedoch Acht und Bann über den Lohminger aus, dessen
Geschlecht nun bald erlosch.
Später saßen die Zach und sodann durch anderthalb Jahrhunderte die
Saurau auf Lobming. Von 1767—1814 besaßen die Wurmbrand die Herrschaft,
die sodann an den Gewerken Josef Sessler übergieng und seither dem Mittelpunkt
des großen Freiherr v. Sessler'schen Güterbesitzes im Murboden bildet. Unfern
des Schlosses liegt das ehemalige Amtshaus, welches früher ein selbständiger
Edelsitz der Zach v. Lobming war.
Das heutige Schloss Groß-Lobming erhebt sich auf einem Hügel mitten aus
prächtigen alten Parkanlagen als zweistöckiger, gänzlich modernisierter Bau ohne
Hofanlage. Das Schloss, dessen Gänge und Treppen mit Jagdtrophäen reichlichst
geziert sind, enthält im Corridor des ersten Stockwerkes eine sehr interessante
Sammlung alter Waffen, die bis ins 15. Jahrhundert zurückreichen, mehrere go-
thische Holztafelbilder und Reste eines Flügelaltars.
Von dem übrigen Hausrath des Schlosses verdienen noch einige mächtige
Schränke mit reicher Einlegearbeit von 1659 und eine Bettstätte gleicher Stil-
periode, sowie viele Familienporträts des gegenwärtigen Besitzers Interesse.
Zum Schlosse gehören ausgedehnte Wirtschaftsgebäude.
Am Nordende des Ortes erhebt sich die Pfarrkirche St. Lambert, welche
bis 1489 dem Stifte Seckau incorporiert war. In diesem Jahre wurde ein eigener
Vicar bestellt und kurz darauf Groß-Lobming zur selbständigen Pfarre erhoben.
Ende des 15. Jahrhunderts erhob sich auch,- vielleicht mit theilweiser Be-
nützung der Gründmauern eines früher hier bestandenen romanischen Baues, der
heutige unregelmäßige, zweischiffige spätgothische Kirchenbau, entstanden durch
einen Erweiterungszubau mit gothischem Presbyterium, welches ein gothisches
Sacramentshäuschen ziert. Diese Kirche bewahrt auch einen sehr interessanten
gothischen Kelch aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. <
Die Kirche ist reich an Grabmälern und birgt auch zwei Römersteine, wo-
von der eine nachstehende Inschrift zeigt: PLUNCUS VICTORIS ET CALCTI V.
ADNAMATI V. F. SIBI ET BANONZE AN XVI. Beim zweiten Stein ist die In-
schrift unleserlich. Grabmäler in der Kirche: 1. des Andreas Georg Zach v. Lob-
ming f 1591; 2. das schöne Grabmal des Christof Praunfalkh nebst seiner Ge-
mahlin Vandula v. Galler 1594 und 1584, des Ober- und Untermarschalls von
Steiermark Ehrenreich Graf Saurau f 1648, des Franz Freiherrn v. Saurau f 1590,
des Alban Freiherrn v. Saurau f 1573 und des Siegmund - Freiherrn v. Saurau
t 1529. Dem Friedhofe gegenüber jenseits der Straße erhebt sich das große Denk-
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918