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326 Seckau und der Mareinerboden.
Das Chorherrenstift Seckau und der Mareiner-
boden.
S. von Knittelfeld erhebt sich als eine der fruchtbarsten und in ihrer Art
landschaftlich schönsten Hochflächen Steiermarks, der sogenannte Mareiner-
boden, über die Thalniederung der Mur. Die herrliche Hochfläche beginnt sich
zwischen St. Lorenzen und Feistritz auf circa 600 m Sh. aus dem Murthale auf-
zuschwingen und steigt, nach Süd sanft abdachend, zwischen den hohen n. Thal-
lehnen des Murthaies und einer Reihe niederer Hügel, deren waldreiche Rücken,
gegen das Murhecken steil abfallend, den S.-Rand des Plateaus begrenzen, in einer
durchschnittlichen Breite von 3—4 km und in einer Längenausdehnung von nahezu
3 Stdn. von 0. gegen W. bis zu einer Höhe von circa 900 m an, um sodann
hinter dem Markte Seckau ziemlich jäh in das Thal des Gradenbaches abzufallen.
Im ersten Drittel bildet die Terrasse eine einzige, mäßig geneigte Hochfläche und
zeigt der Mareinerboden mit seinen wogenden Kornfeldern und dem Schmucke aus-
gedehnter, solid gebauter Bauerngehöfte, ein herzerfreuendes Bild häuerlichen
Wohlstandes. Von St. Maréin aufwärts wird jedoch die Terrasse vielfach von oft
tief eingeschnittenen, n. herabkommenden Bächen durchfurcht und folgen nun im
bunten Wechsel tiefe Waldschluchten und sonnige Hochflächen, bis nächst Seckau
sich die Terrasse wieder zu einer einzigen großen Hochebene schließt. Das wichtigste
dieser n. herabkommenden Thäler bildet der Feistritzbachgraben, an dessen Mün-
dung das altbekannte Sensenhammerwerk Wasserleith liegt.
In kunsthistorischer und geschichtlicher Hinsicht gehört der Mareinerboden
zu den interessantesten Gegenden Steiermarks. An seinem O.-Ende auf der ersten
Terrassenstufe zu Feistritz und an seinem s. Fuße zu Kobenz erheben sich ehr-
würdige romanische Kirchenbauten und nahezu in der Mitte der Hochfläche ragt,
auf einer kleinen Hügelwelle weithin sichtbar, ein herrliches Gotteshaus, die M a r e i n e r
Kirche, die Perle der steirischen gothischen Kirchenbauten, und
unmittelbar darüber, den gleichen Hügelzug krönend, das schmucke gothische St.
Marthakirchlein auf, beide ausgezeichnet durch glanzvolle Ausstattung und köst-
lichen, gothischen Freskenschmuck. Dicht daneben liegt das uralte, schon 1149
urkundlich erwähnte Stammschloss der heute noch in Baiern blühenden Prank und
wieder nahe daran der stattliche Ansitz alter Hammerherrenfamilien zu Wasser-
leith. Zu oberst aber, auf der letzten Terrasse, die ganze Hochfläche beherrschend,
dehnt sich der Markt und die Klosteranlage zu Seckau mit der ehrwürdigen
Basilika, der alten Mutterkirche des Bisthums Seckau aus, der einzige bedeutende
romanische Kirchenbau des Landes, welcher den Stürmen der Zeit über 700 Jahre
getrotzt hat und als Perle das mit aller Pracht italienischer Renaissance üppigst
gezierte Mausoleum Karls II. von Steiermark birgt.
Seckau. Gasthöfe mit Fremden - Z. : K e r s c h b a u m e r, gute Küche ;
Spadiut, beide sehr empfehlenswert; Hofwirth, großes Haus am Zellenplatze,
seit 1895 vollständig neu und comfortabel eingerichtet; echte Weine, gute billige
Küche; Hager, „zur Post"; Postamt mit täglicher Fahrpostverbindung.
Vereine: Freiwillige Feuerwehr, g. 1878.
Volksschule: 3classig.
Volksgebräuche: Besenbinden am Allerseelentag; Einschmieren der
Lederriemen mit Fett am Faschingmontag (Foastmontag, Erinnerungsfeste meist
schon abgekommen).
Seckau, seit 1660 Markt mit 62 H. und 490 E. auf 842 m
Sh., erhält seine besondere Bedeutung durch das 1140 gegründete, 1219
zum Sitze des Bisthums Seckau bestimmte, 1782 aufgehobene Chorherren-
stift, welches seit 1883 von der Beuroner Benedictiner - Congregation
neuerdings besiedelt wurde und die herrliche romanische Basilika, mit
der glanzvoll decorierten Grabstätte Karls II.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918