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Seckau. 333
freiung cles Stiftes von der geistlichen Jurisdiction der Diöcesanbischöfe zu Gunsten
des Stiftes beendet (1701, 1703). Letzterer Propst musste aber in den letzten
Regierungsjahren mehrere bedeutende Stiftsherrschaften, wie Liechtenstein bei Juden-
burg, Maßweg bei Knittelfeld u. a. mehrere, auch die Taz-Gerechtsame, verkaufen.
Die Aufhebung des Stiftes durch Kaiser Joseph II. erfolgte 1782 unter dem
40. Propst Johann von Pold am 13. Mai durch den Gubernialrath von Pflöckner.
Es zählte damals 31 Conventualen, von welchen der letzte Canonicus Georg Scheidl,
resignierter Stadtpfarrer und Decliant von Knittelfeld, im 86. Jahre 1835 und der
Canonicus Fuchs als Pfarrer von Seckau 1827 starb, während Johann von Pold
am 28. September 1798 aus dieser Welt abberufen wurde.
Das Stift besaß nachstehende Pfarren: St. Jacob in Seckau, St. Marein im
Paradiese, St. Rupert in Kobenz, die Stadtpfarre Knittelfeld, St. Stefan zu Schön-
berg und St. Margarethen samrnt Filialen Rachau und St. Lorenzen.
Im Monate Juli am St. Annatage versammelte sich zum letztenmale das
Capitel zum feierlichen Gottesdienst.
Die Klostergemeinde war nun ausgewandert aus der mächtigen Stiftsanlage
und die entvölkerten Hallen begannen alsbald mehr und mehr zu veröden. Mit
Ausnahme der Wohnungen der wenigen Rentbeamten und. der Pfarrgeistlichkeit,
wurden die ausgedehnten Baulichkeiten dem Verfalle preisgegeben, ganze Flügel
sanken in Ruinen oder drohten täglich einzustürzen, und es schien der vollständige
Verfall der Stiftsanlage unabwendbar, als 1883 der zu Beuron in Hohenzollern
neu gegründete Zweig des Benedictiner Ordens, gezwungen aus Deutschland aus-
zuwandern, sein Augenmerk auf die Wiege des Bisthums Seckau richtete und als-
bald seinen Einzug in die verödeten Klosterhallen von Seckau hielt.
S t i f t und Ki rchenbau . An der Ostseite des eine Gasse
bildenden Marktes Seckau dehnt sich der stattliche Kirchplatz aus, dessen
Mitte die schöne, vom Propste Paul Franz Poiz (1703 —1733) errichtete
Pestsäule, mit der 1717 zu Augsburg gegossenen Marienstatue ziert. An
der Nordseite dieses Platzes erhebt sich der stattliche 2 stöckige Bau des
einstigen Sitzes der freilierrlichen Familie von Moshart (nun „Hofwirt")
mit reichen zierlichen Stuccodecorationen, und an der Ostseite die, die
Stifts - und Pfarrkirche einschließende, 2 stöckige Klosteranlage, nach
innen in dreifacher Bogenreihe ausladend.
Während die, die Klosteranlage umziehende Ringmauer mit ihren
Schießlucken noch heute dem Stifte ein wehrhaftes Gepräge verleiht,
befindet sich der gewaltige Klosterbau der alten Stiftsanlage vielfach, trotz
alles Mühens der neuen, baulustigen Klostergemeinde, den alten Stiftsbau
wieder zu erheben, und zwar namentlich in seinem n. Traete, noch in
einem stellenweise ruinösen Zustande und boten bis in jüngste Zeit die
beiden eingestürzten und abgetragenen Hauptthürme der Kirche an der
W.-Fagade mit ihren Schuttmassen einen trostlosen Anblick; dagegen
beginnt die Flucht der .Gemächer und Säle im S.-Traete unter der werk-
thätigen Förderung der Beuroner Benedictiner in rascher Folge in altem
Glänze wiederzuerstehen, wié auch der theilweise Umbau der ehrwürdigen
romanischen Basilika, der insbesonders den stilgemäßen Neubau der
Thürme an der W.-Fagade und die Verlängerung des Betchores umfasst,
zum Abschlüsse gelangt ist. +
Das Stiftsgebäude von der W.-Seite betretend und den Hof durchschreitend,
gelangt man zur Vorhalle der Kirche, deren Zugang von zwei interessanten steinernen
romanischen Löwengestalten flankiert wird.
Neun Stufen absteigend, erreicht man die zwischen den Thürmen einge-
lagerte Vorhalle, deren kräftiges spätromanisches Kreuzgurtengewölbe mit dem
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918