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Judenburg, 365
Kaum batte sich die Stadt von den ihr auferlegten schweren Opfern
einigermaßen erholt, so vernichtete ein furchtbarer, am 13. October 1807
nachmittags ausgebrochener Brand nicht weniger wie 143 Häuser der
Stadt und sanken bei diesem Brande, dem auch fünf Menschenleben zum
Opfer fielen, das Franciscanerkloster, die Stadtpfarr- uud Jesuitenkirche,
der Stadtpfarrhof und das Armeninstitutstheater mit den vom Stifte
Admont entlehnten Decorationen in Asche. Infolge der Opferwilligkeit
der Bewohner von ganz Steiermark erhob sich jedoch wieder in wenigen
Jahren die Stadt stattlicher wie zuvor aus den Trümmern.
Unmittelbar darauf folgte die letzte französische Invasion, welche
mit dem Durchmarsche der Franzosen unter Serras und Durutte, deren
Avantgarde von dem Judenburger Landwehrbataillon am Weizenbüchel durch
36 Stunden aufgehalten wurde, und der Armee des Vicekönigs von
Italien, am 24. Mai 1809 begann» Zur Überwachung der in der Schlacht
von St. Michael gefangenen und nach Judenburg geführten 2400 Mann
Österreicher blieb eine starke französische Garnison unter dem Oberst-
lieutenant de Votre, welcher sich durch sein entgegenkommendes Benehmen
das beste Andenken bewahrte, zurück. Am 2. Juli rückte General Busca ein, zog
sodann gegen Kraubath und überfiel am 6. Juli zwei zum Entsätze Leobens
dahin dirigierte österreichische Bataillone, um sich aber sodann vor den
eingetroffenen Verstärkungen der Österreicher bis Judenburg wieder zurück-
zuziehen, worauf der Rückmarsch über den Tauern angetreten wurde. Die
Durchmärsche dauerten noch das ganze Jahr fort, obgleich schon am
14. October 1809 zu Wien der Friedensschluss erfolgt war und fand erst
am 4. Jänner 1810 der Abzug der letzten französischen Truppen statt.
In diese Zeit fällt die Gefangennahme einer französischen Abtheilung
von 64 Mann, welche einen Transport von 23 Fässer Mehl zu führen
hatte und, ohne eine Ahnung von der Nähe der Österreicher, durch Juden-
burg zog.
Am 23. September desselben Jahres besuchte Kaiser Franz II. mit
Gemahlin die Stadt und übernachtete im Kreisamtsgebäude.
Als im J. 1820 aus Ersparungsrücksichten das Stiftsgymnasium zu
Admont aufgelassen wurde, wandten sich die Städte Judenburg und Leoben
an den Landesfürsten, dass das Admonter Gymnasium dahin übertragen
werde. Judenburg bot nun zu diesem Zwecke das nach dem Brande wieder
hergestellte Gebäude des ehemaligen Franciscanerklosters (damals im
Besitze des Herrn Sales Müller) mit einem 1 x/2 Joch messenden Garten,
die Beheizung aller Localitäten und eine Remuneration von 80 fl. für den
Präfecten an. — Mit allerhöchster Resolution vom 26. Juli 1820 wurde
die Übertragung des Gymnasiums nach Judenburg bewilligt. Das Stift stellte
jedem Professor ein Getreidedeputat und einen Startin Wein bei und hielt
zwei Köche für den Hausbedarf.
Am 9. November erfolgte die Übersiedlung der Professoren nach
Judenburg. Im J. 1857 wurde jedoch infolge der neuen Organisation
der Mittelschulen das Judenburger Gymnasium aufgehoben und kamen
mehrere Professoren an das Grazer Gymnasium. Theilweisen Ersatz fand
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918