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Judenburg, 367
wichtige Urkunde, sowie er schon am 12. December 1270 eine andere Urkunde hier
gefertigt hatte. Auch Albert I. und Herzog Ernst der Eiserne hielten sich zeit-
weilig in der Burg auf. Im J. 1454 wohnte daselbst Eleonore, Kaiser Friedrichs IV.
Gattin, sowie auch Friedrich mehrfach Judenburg besuchte. Im J. 1572 flüchtet
vor der in Graz grassierenden Pest Karl II. mit Familie und den ganzen Hofämtern
in die Burg zu Judenburg, woselbst dem Herzog sein erster Sohn Ferdinand, der
jedoch schon nach 8 Tagen starb, geboren wurde. Auch 1588 besuchte Karl Juden-
burg. Noch einmal sah die Burg den prunkvollen Glanz des Kaiserhauses, als
am 16. Februar 1631 Maria Anna von Spanien als Braut Ferdinands III. mit
großem Gefolge nach Wien reiste.
Im J. 1770 wurde die Burg zu militärischen Zwecken benützt, bis in neuerer
Zeit die politischen und Gerichtsbehörden daselbst untergebracht wurden. Von der
Burg führte früher ein gedeckter Gang in das gegenüberliegende Franciscaner-
kloster. Die prächtige Kapelle wurde zerstört. Sie wurde 1600—1605 unter Erz-
herzog Ferdinand II. erbaut und von Sebastian Carl on mit Stucco reich geziert.
2. Ra thhaus , schmuckloser, 2 Stock hoher Bau, nur durch das
an der Front gemalte Stadtwappen sich bemerkbar machend, enthält nur
mehr in der Rathsstube 2 alte seidene Fahnen, den Bürgermeisterstab
und eine als Zahltisch verwendete Steinplatte, auf welcher der Sage nach
Johann Capistran einst in der Franciscanerkirche Messe gelesen haben soll.
Eine darauf 1844 angebrachte Jahreszahl (chronografisch) giebt das
Jahr 1466, während Capistran 1456 stai;b. Das Archiv, das r e i c h s t e
S t e i e r m a r k s , wurde an das Landes-Archiv in Graz abgetreten.
3. L a n d e s b ü r g e r s c h u l e . Das Gebäude der Landesbürgerschule
bildet den letzten Rest der 1259 entstandenen Klosteranlage der Francis-
caner, welche bei dem großen Brande von 1807 zerstört und von den
Ordensmitgliedern für immer verlassen wurde. Die Kirche (einst Hofkirche)
wurde sodann ganz abgetragen, das Klostergebäude aber wieder hergestellt
und anfangs als Gasthof benützt, 1820 aber dahin das Stiftsgymnasium
von Admont verlegt, welches jedoch 1857 wieder aufgehoben wurde. Im
J. 1869 wurde dafür die heute noch bestehende Landesbürgerschule daselbst
errichtet^
Von der Kirche hat sich nur mehr ein in der Thorhalle des Gebäudes ein-
gemauerter prächtiger Grabstein in rothem Marmor des erzh. Rathes, Kämmerers
und Oberstallmeisters Bernhard Walther v. Waltersweyl, f 11. September 1624,
mit der lebensgroßen gewappneten Gestalt des Ritters erhalten. Das Stammhaus des
Geschlechtes stand wahrscheinlich in Waltersweil bei Bremgarten in der Schweiz. Das
Geschlecht zeichnete sich unter Albrecht II. und Leopold III. aus und wurde bis auf
Gerard in den Kriegen von 1380 vernichtet. Dessen Enkel Jakob W. war 1468 Rath
Erzherzog Sigismunds, dann Maximilians I. Dessen Sohn Hieronymus I. war gleichfalls
Rath Karls V. Von den drei Söhnen Jobst, Sigismund und Bernhard gründete letzterer
> die steirische Linie. Er war Kaiser Ferdinands I., Maximilians II. und Rudolfs II.
zu Wien und Graz Regimentskanzler, dann auch geheimer Rath Karls II. Er hatte
zwei Söhne, Stefan auf Tierpach in Obernthal, kais. Rath und Landeskellermeister
in Steiermark und Bernhard II. W. u. W. Ritter des h. Grabes und des Berges
Sinai. Diesen betrifft der Grabstein (beide erhielten am 13. Jänner 1604 die st.
Landmannschaft). Das Geschlecht erlosch bald darauf im ersten Viertel des
17. Jahrhundertes. •
Die Anstalt ist rings von einem interessanten botanischen Garten umgeben,
welchen als sehr sehenswerte Zierde große Gruppen von Felspartien mit der nahezu
vollständigen Flora der Murthaler Alpen schmücken. Das Franziskanerkloster 1259
gegründet, wurde aber unter dem Einflüsse Johann Capistrans um 1455 in ein
Franziskanerkloster verwandelt.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918