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Judenburg. 371
(darunter die Pestpatrone St. Sebastian und St. Rochus), welche unter der Local-
bezeichnung Johann v. Nepomuk-Statue bekannt, anlässlich der Brunnenerrichtung
vom erwähnten Platze hieher versetzt wurde.
Das Kloster der Clarissinnen. Nördlich am Fuße der Stadt liegt das
nun größtenteils in Ruinen liegende Kloster der Clarissinnen. Es wurde 1253 ge-
gründet und aus dem Mutterkloster zu Assisi colonisirt. Im Jahre 1782 am
22. Januar wurde es vom Kaiser Josef II. aufgehoben. Es hatte damals die statt-
liche Zahl von 33 Nonnen, die zumeist mit der üblichen Pension in die Welt
zurücktraten. Von dem Reinvermögen per 164.195 fl. wurden 104.012 fl. zu Gunsten
des Religionsfondes vom Cameralzalilamt eingezogen. Die Stiftungen kamen an die
Franziskaner. Die 5 Franziskaner, die vom Stifte unterhalten wurden, giengen in
ihr Kloster zurück. Im Jahre 1784 kam der Altar der Klosterkapelle nach Predlitz
und 1787 die Orgel nach der Kirche in Markt Haus.
Humanitäre Anstalten und Fonde. St. Barbara-Bürgerspital .
Urkundlich sich zuerst durch neue Bestiftungen um 1488 bemerkbar machend, doch
ohne Zweifel weit älter, erfreute sich das Barbara-Bürgerspital als letzte Heim-
stätte verarmter Bürger der steten Fürsorge der wohlhabenden Bürgerschaft (so
spendete noch in der ersten Hälfte unseres Jahrhundertes u. A. Braumeister J. Reder
5000 fl., Anna Hammerl, Tochter des Kronenwirtes, 7305 fl., und Bürgermeister
K. Klammer 1000 fl.) und betrug der Fond 1838 wie heute 30.000 fl. Das Spital
hatte eine eigene Kapelle mit 3 Altären. Im Jahre 1839 wurde das Armenhaus
sammt Kapelle gänzlich abgetragen, um Raum für ein Schulhaus zu gewinnen.
Heil. Geist-Spital. Durch die heute noch vorhandene Stiftungsurkunde
vom Jakobstage 1425 wohl beglaubigt, wurde das Spital 1420 als Ausfluss einer
echt christlichen Sinnesart vom Ritter Hans Greissenegg auf Eppenstein, dessen
Sohn Andreas am St. Georgstage 1471 gleichzeitig mit Baumkircher zwischen den
Grazer Murthoren durch Henkershand das Leben verlor, erbaut. Hans Greissenegg
hatte 1420 vom Bürger P. Pareli den sogenannten Steyrhof im Gehag erworben, und
erhob sich nun rasch auf dieser Stelle das Spital sammt Kapelle, worauf auf
Grund des vom Erzherzog Ernst genehmigten Stiftsbriefes, die Stiftung ins Leben
trat. In dem Spital sollten im oberen Theile 6 arme Edelsmenschen (Adelige) und
im unteren Theile 6 gemeine arme Menschen, Mann und Frauen, die alle vor
Krankheit ihres Leibes ihre Nahrung mit Diensten oder Arbeit nicht zu gewinnen
vermögen, versorgt werden. Diese sollen auch lediglich um der Liebe und um
Gotteswillen aufgenommen werden.
Die Adeligen sollen bekommen täglich: des Morgens zwei Essen von Fleisch
und ein Gemüse und des Abends zwei Gemüse und ein Essen von Fleisch und
jedesmal ein Viertl Wein auf einem Salzburger Viertl, das da heißt ein Maßl;
die gemeinen Leute sollen erhalten alle Morgen ein Essen von Fleisch und ein
Gemüse und zu Abend zwei Gemüse und jeden Tag ein Maßl Wein und des
Nachts ein Maßl Bier und zwischen den Mahlzeiten Käse und Brot.
Dazu kam die geistliche Stiftung zur Erhaltung eines eigenen Kaplans,
welcher alle Tage in der Spitalskapelle Messe lesen und die Tröstungen der Reli-
gion spenden musste, unbeschadet aber immer der pfarrlichen Rechte. Zur Kapelle
gehörte ein Friedhof für die Pfründner und eine Gruft für die Familie des Stifters,
welche schon 1427 die Leiche des Stifters aufnehmen musste. Das Spital wurde
zwar zu Ehren Jesu Christi und Marias geweiht, jedoch nach der damaligen
allgemeinen Sitte heil. Geist-Spital benannt.
Im Jahre 1430 erließ Papst Martin V ein Breve zu Gunsten des Heil.
Geist-Spitales, welches einen Ablass von 2 Jahren 40 Tagen ermöglichte.
Im Jahre 1603 war der letzte Sprosse der Familie des Stifters Johann
Franz Greissenegger zu Judenburg gestorben, und nun fiel das Vogteirecht an den
Landesfürsten Erzherzog Ferdinand II. Dieser schenkte das Spital * 1607 dem
Ferdinandeum, dem von den Jesuiten geleiteten Studentenseminar in Graz. Nun
stellte es sich die Verwaltung des Ferdinandeums zur Aufgabe die Rechte auf die
eingezogenen und in andere Hände gekommenen Güter des Spitales allmählich wieder
geltend zu machen, auch wurde die Heil. Geistkapelle wieder hergestellt. Die Stadt
Judenburg schenkte später alle eingezogenen Güter dem Ferdinandeum gegen die
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Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918