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Judenburg, 375
Verfolgt man die Reichsstraße von Grünhübel weiter, so gelangt man in
circa y4 Std. zum sogenannten Matzenbühel, in dessen Nähe 2 römische Münzen
aus der Zeit Hadrians gefunden wurden. R. auf einem Hügel steht eine gemauerte
Kapelle, das Urlaubskreuz genannt. Es ist das 1638 errichtete sogenannte Friedens-
monument mit meisterhaftem Fescogemälde von M. Fabricius Gemo na, die
Kreuzigung Christi darstellend. Unfern desselben auf einer kleinen Anhöhe, auf
der Galgenwiese, stand das Judenburger Hochgericht. Etwas weiter 1. an der
Straße bezeichnet eine steinerne Säule mit Judenkopf die Grenze der Jurisdiction
des freien Landgerichtes Judenhurg. Man gelangt hierauf nach Rothenthurm, Ge-
werkschaft mit Schlösschen aus dem 17. Jahrhundert und ausgedehnten Hammer-
werken, welche bis zum Verkaufe an den Eisenwerks-Großindustriellen Wittgenstein
vom Herrn Conrad von Forcher schwunghaft betrieben wurden. Wittgenstein ver-
legte einen Theil des Betriebes nach Judenburg und haben dadurch die Rothen-
thurmer Werke derzeit an Bedeutung verloren.
Auf Vischers Ansicht des Schlosses vom J. 16S0 besteht dasselbe aus zwei
nahezu gleichartigen Bauten mit ausspringenden Eckthürmen, beide von auf den
steilen Dächern aufsitzenden Uhrthürmchen überragt. Dieser ursprüngliche Bau
hat sich heute noch nahezu unverändert erhalten. Das in der Schlosskapelle be-
findliche Votivbild vom J. 1648 des Obristwachtmeisters Paul von Khainpach
beweist, dass das Schloss damals schon bestand und im Khainpach'schen Besitze
war. Im J. 1750 kam es an Franz Josef von Klampfel, 1778 an Josefine von
Schreiber und 1796 durch Kauf an Valentin von Rosseneck. Im J. 1808 erwarb
es Anselm Hüttenbrenner, von welchem es an dessen Sohn, den bekannten Ton-
dichter gleichen Namens, übergieng. 1837 kaufte es der Gewerke Josef Sessler,
1852 kam es hierauf in den Besitz des Gewerken Franz Sales Müller und
1870 in jenen des Gewerken Conrad von Forcher-Ainbach, welcher es an den
Großindustriellen Wittgenstein 1892 verkaufte. S. von Rothenthurm öffnet sich
der schmale Feistritzgraben, dessen Thalbach die Betriebskraft für das Guss-
stahl- und Sensenwerk bildet. Die Sensen tragen das berühmte Zeichen des alten
Passhammers im Pölsthale f f. Andere Marken des Rothenthurmer Sensenhammers
sind: 2 Sterne, Kreuz in Herz und Halbmond. Der Hammer gehört stets zum
Schlosse, welch' letzteres jedoch schon lange nur mehr administrativen Zwecken
der Werks Verwaltung dient. Von Rothenthurm in % Std. zur Station Thalheim
und zurück nach Judenhurg mit Bahn oder über den sogenannten Pulverthurm an
der Mur aufwärts, angenehmer Spaziergang längs des Wassers, hübsche Wald- und
Uferpartien. Im Sommer primitiver Natur-Badeplatz an der Mur.
6. Üb er Dorf Strettweg auf den Falkenberg l'/2 Stdn. Auf der Straße
bis zur Übersetzung des Bahngeleises, dann 1. die Berglehne hinauf zu dem am ö.
Fuße des Falkenberges liegenden Dorfe Strettweg mit einigen großen Gehöften,
welches als Fundstätte des berühmten sogenannten Judenburger Wagens in den
weitesten Kreisen bekannt geworden ist. Dieser Fund wurde im September 1851
von einem Bauer gemacht, welcher seine Felder behaute. Er stieß hiebei nächst
einem Erdwalle, wo einst ein Hügel sich erhoben haben soll, auf mehrere große
Feldsteine und als er diese herausarbeiten wollte, auf eine Menge von Bronze-
und auch Eisengegenstände u. s. f. nebst Thonscherben, unter welchen Funden
der S. 278 beschriebene Bronzewagen am wichtigsten war. Weitere Nachgrabungen
ließen etwa 25 cm unter der Bodenfläche ein mit unbehauenen Steinen gepflastertes
und eingefasstes Grab erkennen. Die chemische Analyse der Bronzen ergab bei
den einzelnen Theilen verschiedene Resultate, so besteht die Bronze des Hirsches
aus 87*34% Kupfer, 8*19% Zinn und 4-47°/o Blei, der Stäbe aber von 91-05%
Kupfer, 8-27% Zinn, 0-61% Blei, 0 07% Eisen. Diese Legierungen weisen auf
ein sehr hohes, vor Christi Geburt rückreichendes Alter hin.
Ein ähnlicher Wagen wurde bekanntlich in Peccalet bei Schwerin gefunden.
Von Strettweg anfangs an der n. Lehne dann längs des Rückens* des Falken-
berges hinauf zum Höhenkamm, welcher circa 2 Stdn. dahinzieht und eine durch-
schnittliche Höhe von 1100m erreicht. Der Falkenberg scheidet das Murthal vom
Pölsthale. Er beginnt beim Pölshals und verliert sich ö. dahinstreichend bei dem
Dorfe Strettweg in das große Eichfeld.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918