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376 Jiidenburg.
Der Falkenberg bildete einst ein Lieblingsjagdrevier Karls II. und weiß
auch die Sage von einem alten, nun gänzlich verschwundenen Waldschlosse zu er-
zählen, welches der Stammsitz des Rittergeschlechtes der Herren von Strettwich
gewesen sein soll, eines Geschlechtes, welches Mitte des 12. Jahrhundertes auftaucht.
Der Falkenberg gewährt eine sehr lohnende Aussicht über das Pölsthal
und die im Hintergrunde aufsteigenden Gipfelbauten der Rottenmanner Tauern.
7. Nach Murdorf, Anton e um, Neu- und Alt-Liechtenstein.
Über den Landthorberg hinab und sodann am r. Ufer der Mur vor der Brücke
von der Hauptstraße abzweigend, gegenüber den Eisenwerken nach Murdorf und
von diesem zu der in aller Waldeinsamkeit stehenden Ruine Antoneum, dem
einstigen Lustschlössel der Jesuiten am Saume des Forstes, % Std. (Jesuitenwald),
oder r. nach Schloss Neu-Liechtenstein, welches durch eine Fichten-Allee mit der
an der Berglehne hinziehenden Pölsstraße verbunden ist. Das Antoneum wurde
1646 von den Jesuiten als Erholungsort erbaut, wurde nach Aufhebung des Ordens
von dem Brauer Franz Marko um 300 fl. vom Staate gekauft und kam 1814 an
Fürst Johann Liechtenstein.
Das im 18. Jahrhundert entstandene Scliíösschen Neu-Liechtenstein wurde
wahrscheinlich von Johann Primbsch von Königsbrunn (geb. 1662, f 1739) erbaut,
welcher ddo Wien 12. September 1716 den Freiherrnstand unter Hinweglassung
des Stammnamens Primbsch erhielt. Im Besitze dieser durch das Eisenwesen empor-
gekommenen Familie blieb Neu-Liechtenstein bis 28. Mai 1814, an welchem Tage
Fürst Johann Liechtenstein die Herrschaft Liechtenstein käuflich erwarb. Seither
ist dieselbe im fürstl. Liechtenstein'schen Besitz und dient meist Gliedern dieser
Familie als Sommersitz. Das 2 Stock hohe, von prächtigen Gartenanlagen umgebene
Schloss enthält eine Kapelle, besitzt aber keinerlei Merkwürdigkeiten.
Unweit davon zeigen sich auf einer von der Berglehne ausspringenden Felsen-
klippe die wenigen Mauern, die Sturm und Wetter von der Stammburg des edlen
Geschlechtes der steirischen L i e c h t e n s t e i n e übrig ließen. Auf wenigen
schmalen Felsenterrassen erhebt sich der kühn aufstrebende Bau, der 1269, wahr-
scheinlich wenige Jahrzehnte nach seiner Entstehung, vom Böhmenkönig Ottokar
gebrochen wurde.
Rasch erhob sich die Burg wieder stärker wie zuvor aus ihren Trümmern
und Otto von Liechtenstein rächte blutig als Führer der Steirer in der Entschei-
dungsschlacht am Marchfelde die an dem steirischen Adel von Ottokar verübten
Gewaltthaten, und wurde dafür von Rudolf von Habsburg mit der steirischen Landes-
hauptmannswürde bekleidet.
Die Stammburg hei Judenburg bildete nur kurze Zeit den Hauptsitz der
Liechtensteine, die denselben schon unter dem Minnesänger Ulrich von Liechten-
stein (geb. circa 1200, f 1276) nach der Frauenburg und kurz darauf unter dessen
großen Sohne Otto von Liechtenstein, nach Murau verlegten.
Über die Entstehung der Burg und des Geschlechtes der Liechtensteine meldet
die Sage, dass einst ein Jüngling, Gerold mit Namen, einen hellen funkelnden Stein
fand, und zwar gerade als Kummer und Sorge im Hause seiner Mutter herrschten,
deren Gatte, ein Freigeborner, durch kühne kriegerische Thaten sich Ruhm erworben
hatte. Der Jüngling trug den Stein nach Judenburg und bot ihn einem Kaufherrn
zum Kaufe an. Dieser erkannte den unschätzbaren Wert des Steines und rieth
Gerold, den Stein nach Aachen zum Kaiser zu bringen. Gerold reiste nun wohl
gewappnet in das kaiserliche Heerlager, welches damals an der Grenze Sachsens
war, mit dessen Völkern der Kaiser im Kriege war. Der Kaiser nahm Gerold gar
gerne als Kriegsmann in seine Dienste. Bald kam es zu einer Schlacht und wogte
der Kampf unentschieden bis zum Abend dahin. Da nahm Gerold den Stein und
befestigte ihn auf seines Helmes Spitze, und nun leuchtete dieser weithin durch
die Nacht. Der Feind, von abergläubischer Furcht befangen, begann zu weichen
und so entschied der ebenso muthige wie kluge Gerold den Sieg. Nun erst bot
er den Karfunkelstein dem Kaiser zum Geschenke an. Dieser erhob hierauf den
Jüngling zum Ritter und Edlen seines Reiches mit dem Namen Liechtenstein
Näher liegt der Gedanke, den Geschlechtsnamen von der Lage der Burg,
die wie ein lichter Stein weit ins Eichfeld hinaus leuchtete, abzuleiten.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918