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378 Jiidenburg.
2. Die Fr a u en la eke. Einer der Seen in den Seethaleralpen beißt die
Frauenlacke, so benannt nach den schönen Frauen, die darinnen in einem herr-
lichen Krystallpalaste hausen. Wenn ein schöner Jüngling in die Nähe der Frauen-
lacke kommt, so erscheinen ihm die wunderbaren Frauen. Sie sitzen auf blumiger
Wiese, in welche sich der Seespiegel verwandelt, und kommt der Jüngling auf das
Winken der holden Frauen in deren Nähe, so weicht der Rasen und er sinkt von
den schwellenden Armen der Wasserfrauen umfangen in die Tiefe des Sees. Da
kann er dann immerwährend im glänzenden Krystallpalaste bei den schönen Frauen
sitzen und mit ihnen kosen.
3. Der Wild see. Im Wildsee am Zirbitzkogel soll ein Ungeheuer hausen,
davon manchmal der Kopf auf einige Augenblicke sichtbar ist. Eine Kahnfahrt
auf diesem See ist unmöglich, indem große Fische mit ihren Schweifen an den
Nachen schlagen und ihn zum Sinken bringen.
Auch soll der Wildsee mit dem „Klagenfurter See" unterirdisch verbunden
sein, und will man Gegenstände, die in den ersteren gefallen waren, nach einiger
Zeit im letzteren aufgefunden haben. Desgleichen soll der Wildsee auch ein Wetter-
see sein, in den man keine Steine werfen darf, da sonst allsogleich ein schweres
Ungewitter losbricht.
4. Kirche im Wild see. Wo heute der Wildsee seine unergründlich
tiefen Wässer ausbreitet, stand einst ein Bergkirchlein für die Sennerinnen. Da
geschah es, dass die Sennerinnen und Bauernburschen in ihrem Übermuthe in der
Kirche zechten und zuletzt beim Klange der Orgel und dem Geläute der Glocken
zu tanzen begannen. Da trat ein altes Weib in die Kirche mit einer Wasserbutte
und schüttete das Wasser aus. Dasselbe schwoll höher und höher an und kamen
alle darin um. Nur 2 weiße Stiere, die von einer Kuh geboren wurden und die
7 Jahre lang saugen müssen, ohne dass ein Tropfen Milch zu etwas anderem ver-
wendet wird, können die Kirche heben, deren Thurmkreuz man lange hervorragen sah.
5. Das Tür ken kr e uz. Als die Türken von Kärnten in die obere Steiermark
eindrangen, flüchteten sich die Bewohner auf die Leutgebalpe, die am Rande einer
der Gebirgswände, welche den Ursprung des Lavantbaches umschließen, liegt. Hier
warfen sie sich nun auf die Knie und flehten zum Allmächtigen um Schutz vor
den wilden Horden. Eine Osmanenschar, welche die Flüchtigen gewahrte, verfolgte
dieselben und gelangte in die Nähe der Alpe. Plötzlich aber wankte die felsige
Stätte, auf Avelcher die Türken standen, und stürzte in den tiefen Abgrund, so
dass die Feinde ganz zerschmettert wurden. Die von der Gefahr so glücklich
befreiten Christen errichteten auf selbiger Alpe das heutigen Tages noch bestehende
Türkenkreuz, welches der fromme Sinn der dortigen Landleute stets in gutem
Zustande erhält.
Wege. Von Judenburg führen nachstehende markierte Wege auf den
Zirbitzkogel :
I. Rothe Marke: Durch den Oberweggraben-Brandriegel bis zum Schmelz-
Avirtshaus und AAreiter an den 2 Winterleiten - Seen vorbei zur Winterleitenhütte,
nun roth weiter zum Zirbitzkogel.
Variante blau markiert; nach der Schmelz zweigt r. ein Steig zur See-
thalerhütte und an der Frauenlacke vorbei zum Scharfeck, 2366 m, ab. Das Scharf-
eck liegt am Hauptkamm des Zirbitzkogel nw. des Kogels.
II. Rothe Marke: Durch den Obenveggraben und sodann längs des Kien-
berger Grabens nach St. Wolfgang, von Avelchem 4 markierte Wege ausstrahlen:
1) blaue Marke, Avelche zur Schmelz führt und die Verbindung mit dem
Weg I herstellt;
2) blaue Marke, diese führt über die Savati- und die Linderhütte zum
Zirbitzkogel ;
3) rotlie Marke, welche über die Dittmarhütte und die Rothhaide zum
Zirbitzkogel führt;
4) rothe Marke, endlich führt ein gleichfalls roth markierter Weg von
Wolfgang zur Binderkeusche und weiter nach Obdach.
Von allen diesen Wegen ist der erstgenannte weitaus der nächste, lohnendste
und interessanteste, daher Avir denselben näher beschreiben Avollen:
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918