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Judenburg, 381
Bei klarem Wetter g e s t a l t e t s ich die R u n d s c h a u vom
Zirbitzkogel außerordentlich schön und wechselvoll; breite, reich mit Höfen,
Industriestätten, Ortschaften, Kirchen und Schlössern besiedelte Thäler und
Niederungen wechseln mannigfaltig mit Kalk- und Centraigebirge, deren
schroffe Zinnen und begletscherte Gipfelbauten unter den Strahlen des
aufsteigenden oder sich zur Horizontlinie neigenden Tagesgestirns oft
wunderbar erglühen. Im S. schweift das Auge über den dicht am Fuße
des Zirbitzkogels eingebetteten Lavantsee und den bematteten Rücken des
Zuges der Seethaler Alpen und der Saualpe hinweg zu der Karawanken-
kette, hinter welcher wieder die mächtigen Felsenbauten der Julischen
Alpen mit dem Triglav aufstreben, und treten der Manhart, Vischberg,
Canin, die Collinkofelgruppe und die Unholden hervor, ja selbst bis
nach Venetien reicht der Blick. Näher heran zeigen sich der Dobratsch,
der Reistkogel und die Gurkthaler Alpen, aus der großen Niederung des
Zollfeldes tauchen die Thürme von Klagenfurt und der Wörthersee auf.
Gegen W. erblickt man über das Plateau die Wasserscheide zwischen Mur
und Drau und über die Murauer Alpen hinweg das Hochland des Lungaues
mit den begletscherten Thalschlüssen des Quellgebietes der Mur und darüber
hinaus die eisgepanzerten Riesenhäupter der Hohen Tauern, der Hoch-
schober, Glockner, Wiesbachhorn und Hoehtenn, diesen folgen rechts der
Watzmann, dann die blendend weißen Spitzen und Kuppen des Hochalpen-
spitz, des Ankogels, des Hafner und des Sonnblickes. Im Nw. und N.
umfasst die Aussicht über das riesige Eichfeld hinweg die Seckauer Alpen
und w. daran anschließend die Niederen Tauern, über welchen die nördlichen
Kalkalpen mit der herrlichen Dachsteingruppe, das vegetationsarme Todte
Gebirge, die kühnen Kalkschroffen der Johnsbacher Alpen und der lange Zug
des Hochschwab und weiter die Hohe Veitsch, Rax, die Schneealpe und der
Schneeberg aufragen. Gegen NO. sich wendend macht sich aus der Bergwelt
der Oststeiermark der Semmering, das Stuhleck, der Wechselzug und die
Fischbacherkette mit dem Lantsch bemerkbar. Es erscheint gegen 0. nun
im Vordergrund der Gleinalpenzug und der Grossing und weiter s. der
Koralpenzug und noch weiter zuletzt der Bacher jenseits der Drau, über
den Gleinalpenzug hinweg markiert noch der Scböckel die Lage von Graz
und der Rabenwald das Pöllauerbecken. Siehe das Panorama v. Haas,
vom steir. Gebirgsvereine herausgegeben.
Wer den Abstieg nach Obdach zu machen gedenkt und noch eine
Stunde zugeben kann, der mache dem an der Ostseite des Kammes des
Zirbitzkogels trichterförmig in das Gestein eingebetteten 6*9 ha grossen
Wi ldsee einen Besuch. Der Weg führt von der Pyramide in sö. Richtung
über die Wildalpe längs des Bergrückens am Rande des Lavantgrabens
dahin. Ober dem See stehend bietet sich hier ein wundervoller Anblick dar.
Vor sich eine steil abfallende Berglehne, links eine nahezu senkrecht zum
See abstürzende Felswand und rechts ein steilansteigender Berghügel, nur
die Südostseite, wo der See abschließt, ist offen.
Steigt man zum See hinab, dessen Ufer an den Längsseiten begehbar
sind, so erscheint der See keineswegs so wild, als wie ihn die Sagen
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918