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Maria-Buch. 383
man auf den breiten Rücken der Rothhaidc (Flora spärlich) gelangt, worauf
sich die Markierung mit jener von Obdach vereint. Der Weg führt nun
über Rothhaide bis zum Fuß des Zirbitzkogels, worauf der letzte kurze,
aber steile Anstieg zum Gipfel erfolgt. Wolfgang-Zirbitzkogel 4 Stdn.
Judenburg—Weisskirchen—Obdach (Wclfsberg).
Tägliche Eilfahrts-Postverbindung, 18 Kilom., zu Fuß 4 Stdn.; bis
Wolfsberg, 52 Kilom.
Die Poststraße zweigt am Fuße des Landthorberges ö. ab, umzieht,
dicht an die Thalsohle sich drängend, den Lichtensteinberg, wendet sich aber
sodann von dem Berghang ab und führt hierauf in gerader Richtung dem
Markte Weißkirchen zu. Der Fußwanderer bleibt jedoch an der waldreichen
Thallehne, berührt dann mehrere interessante Ortschaften und gelangt
zuletzt mit unmerklichem Umwege in 1 % Stdn. gleichfalls nach Weiß-
kirchen. Unter stetem Ausblick auf die mächtige Niederung des Eichfeldes
mit ihrer formenschönen Thalumrandung erreichen wir, zuerst das schon
1074 als Admontischer Besitz erwähnte Dörfchen Wö lim er dor f durch-
ziehend, in einer Stunde das Pfarrdorf Maria-Buch, dessen schlanke Thurm-
spitze schon von weitem die Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Gasthaus: Joh. Kienberger. Schöner Sitzgarten; schöne Zimmer, gut.
Volksschule: lclass., provisorisch 1850, definitiv 1852. Bis dahin wurde
der Unterricht vom jeweiligen Messner ertheilt.
Volksfeste, Volksgebräuche. Sagen: An den neuen Sonntagen
(erster Sonntag nach Neumond), Marientagen und sonstigen Festen Markt mit
Wallfahrtsartikeln, 0 st er f euer, hiezu wird ein 10 m hohes Kreuz, von welchem
eiserne Pfannen, die mit Kienholz gefüllt sind, aufragen, errichtet. Das Kreuz mit
seinen aus den Pfannen auflodernden Flammen ist im ganzen Murboden sichtbar.
Lindwurmsage.
Industrie: Kohlenschächte außer Betrieh.
Mar ia -Buch . Kleines, schon 1074 sammt der Kirche urkundlich
erwähntes Dörflein mit 10 H. (mit Wöllmerdorf und Murdorf die 329 E.
zählende Gemeinde Murdorf bildend) mit stattlicher Wallfahrtskirche, er-
freut sich einer reizenden Lage am Bergabhange, von welcher man eine
bezaubernd schöne Ausschau auf den Kranz von mächtigen Bergeshöhen
genießt, die in riesiger Runde das Eichfeld umspannen.
Die Legende meldet, dass die Kaiserin Eleonore um 1455 die Kirche aus
Dankbarkeit über das Wiederfinden eines verlorenen und hier wiedergefundenen
Büches-, gegründet hätte. Allein schon 1074 erscheint hier, und zwar in Verbindung
mit dem Stifte Admont, eine Kirche (duas hobas ad Puech et ecclesiae dimidi am
partem) und 1182 wird diese Kirche ausdrücklich als der hl. Maria geweiht bezeich-
net. Ältere Mittheilungen melden, die Kirche wäre 1455 (in ihrer heutigen Gestalt)
erbaut worden, auch findet sieb noch eine kleine Glocke mit der Jahreszahl 1454
vor; 1480 wird die Kirche unter jenen genannt, die von den Türken zerstört wurden.
Anfangs des 16. Jahrhunderts wuchs der schöne hochragende Thurm empor, dessen
Entstellen durch eine Reihe Jahreszahlen beglaubigt ist. Sie heginnen in der Thurm-
halle mit 1509 und enden an den Krönungsgiebeln mit der Zahl 1522 und der
Bemerkung „Vollendung Michael Pircher". Die einheitlich angelegte Kirche ist
3schiffig mit gegen Osten vorgelegtem einschiffigem Presbyterium mit dem gewöhn-
lichen öeckigen Cliorschlusse, während gegen Westen der Thurmhau vorgelegt ist.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918