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Weißkirchen. 385
der großen, vom Lavantthale in Kärnten über den Obdacher Sattel ins
Murthal führenden Straße, welche sich in Weißkirchen mit den nach
Judenhurg, Großlobming, Zeltweg und den wichtigen, über die Stubalpe ins
Kainachthal führenden Straßenzügen vereint.
We iß k i re hen, nach den hier aufgefundenen Römersteinen zu
schließen, schon von den Römern besiedelt, erscheint schon 1066 als
Wizinchiricha anlässlich der Güterschenkung Markwarts, Sohn Herzog
Adalberts v. Kärnten an den Erzbischof Gebhardt v. Salzburg urkundlich,
gleichzeitig taucht auch schon die Kirche St. Vitus auf; 1186 erscheinen
hier herzogliche Kämmerer und beginnt sich mit Helmbertus de W. 1155
ein gleichnamiges Geschlecht bemerkbar zu machen; 1195 lässt sich auch
schon der Bestand der Pfarre nachweisen, zu welcher 1230 Obdach als
Filiale gehörte. W e i ß k i r c h e n bildet somit die Stätte einer frühen Cultur
und war einst im Mittelalter ein sehr wichtiger und bedeutender Ort, wie
auch noch heute die vielen, hier sich vereinigenden Straßenzüge dem
Markte einen regen Verkehr zuführen. In einer Urkunde von 1384 befiehlt
Herzog Leopold dem Pfleger von Eppenstein, die Leute im Dorfe Weiß-
ldrchen mit keiner Steuer zu belegen und noch sonst zu beschweren oder
zu beirren. Seit 1542 wird Weißkirchen Markt genannt, ohne dass die
Zeit der Erhebung des Dorfes zum Markte bekannt wäre.
In der Mitte des Marktes lag der stattliche Pirkhof, später Rathhaus,
einst Sitz der Herrschaft Weißenthurn, welche im 17. Jahrhundert im Besitze
des Ritter von Pirker gelangte. Die Pirker erhielten 1596 die Steiermark.
Landmannschaft und wurden 1654 mit dem Prädicate von Weißenthurn
in den Freiherrn stand erhoben. Das Geschlecht starb im Jahre 1830 mit
dem k. k. Rechnungsrathe Pirker aus. Die Herrschaft Weißenthurn gieng
schon 1692 in andere Hände über und gelangte nach vielfachem Besitz-
wechsel 1840 an den Gewerken Josef Sessler, dessen baronisierter Enkel
nun Eigenthümer der Grundstücke ist, während den Pirkhof der frühere
Magistrat von Weißkirehen erwarb. Der Hof wurde 1887 abgerissen, an
derselben Stelle die Pfusterschmiedmühle erbaut und das schöne Allianz-
wäppen vom J. 1605, in zierlicher Cartouche, in die Pfusterschmiedmühle
übertragen. Die Gemeinde besitzt auch ein Bürger-Armenhaus. Das schöne
Allianzwappen in Farben gefasst zeigt in kunstvoller Arbeit die Wappen
der Pirker zum Weissenthurn und Hollenburg mit der Inschrift: SP., ZW.,
MP., GVH. 1605. (Salomon Pirker zum Weissenthurn, Maria Pirker
Geborene von Hollenburg,) Die Heirat fand am 20. Mai 1594 statt, am
13. Februar 1596 erhielt S. Pirker die steirische Landmannschaft. Maria
von Hollenburg beschloß die steirische Linie.
Am 23. Juli 1703 und 21. Juni 1830 brannte der Markt ab, erhob sich
aber jedesmal bald wieder schöner wie zuvor aus den Trümmern. Die dem h. Vitus
geweihte Pfarrkirche, schon 1066 urkundlich erwähnt, wurde 1103 vom Herzog
Heinrich II. von Kärnten dem Stifte St. Lambrecht geschenkt und isfr demselben
bis heute mit kurzen Unterbrechungen incorporiert.
Im October 1607 brach zuerst die Pest aus und dauerte bis November. Der
Magistrat strafte am 7. December die Krämer Hilg und Kholbeiss und die Zinn-
gießerbuben mit 8tägigem Arrest bei'Wasser und Brot, weil sie auf den Markt
Krauss, Die eherne Mark. 25
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918