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Weißkirchen. 387
Die dem h. Vitus geweihte Pfarrkirche, ein im Kerne noch romanischer
Bau durch Zubauten verunstaltet, wird in Kürze einem vollständigen Neuhaue
weichen.
W e i ß k i r c h e n liegt kaum 10 Mtn. vom Fuße der s. Thal-
umrandung des Eichfeldes, welche gegen Nord in prächtig bewaldeten
Lehnen sanft abdacht, während vom Markte gegen Ost ein waldreiches
niederes Vorgelände sich gegen den Fuß der Alpen ausbreitet. Zwischen
beiden buchtet sich gegen S. ein freundliches schmales Thal aus, welches
von der über Obdach ins Lavantthal führenden Straße durchzogen wird.
Umgebung : 1. Baumki rchen . Kaum 15 Mtn. ö. von Weißkirchen
liegt auf einer kleinen Hügelwelle, in Baumgruppen halb versteckt, das
uralte, schon 935 mit Weißkirchen zugleich erwähnte Dörfchen Baum-
kirchen, von welchem die Sage nicht ohne gänzliche Berechtigung den
steirischen Nationalhelden Andreas Baumkircher abstammen lässt, dessen
glanzvolle ritterliche Thaten, welche Kaiser Friedrich zweimal vor Gefan-
genschaft retteten, ebenso wie dessen tragisches Ende am 23. April 1471
zwischen den Grazer Murthoren durch des Freimanns Hand das Interesse
jedes Steiermärkers erregen.
Hier soll die auf Kaiser Friedrichs Befehl geschleifte Stammburg des
Helden gestanden sein und in der That weisen die spärlichen noch erhal-
tenen Gebäudereste auf ein hohes Alter und zeigt insbesonders die nun
als Rumpelkammer benützte St. Andreaskapelle gothische Stilmerkmale. Ein
riesiger vielhundertjähriger Ulmenbaum, der gegen Ende des vorigen Jahr-
hunderts gefällt wurde, umschattete mit seinem weitausragendem Geäste
das Kirchlein; 52 Klafter Brenn- und eine Mege Werk- und Zeugholz
lieferte der ehrwürdige Riesenbaum und zwölf Paare führten auf seinem
Stumpf bei festlichen Anlässen steirische Tänze auf.
Der bekannte genealogische Forscher Leopold v. Beckh-Widmann-
stetter vermuthet jedoch hier den Sitz der Sippe des mehrfach verbreiteten
Namens Baumkircher, welche einen Balken im Wappen führte, sich auch
von Fohnsdorf nannte und aus welcher insbesonders 1375 die Eheleute
Ditmar und 'Anna Baumkircher ihr Haus sammt Garten in Obdach verkauften.
Unweit dieser nahezu tausendjährigen Erinnerungsstätte erloschener
Geschlechter erhebt sich mitten im Walde abermals ein uralter, bis in die
romanische Zeit rüekreichender kirchlicher Bau, die St. Maximi l i ans -
kape l l e , ein schmuckloser Rundbau mit Apsis, welche sich durch mindestens
sechs Jahrhunderte seine ursprüngliche Gestalt bewahrt hat.
2. Ep pen st ein. Noch wichtiger ist jedoch die kaum 20 Mtn. s.
des Marktes auf steiler Felsenklippe aufragende, die Kärntnerstrasse be-
herrschende Burgveste Eppenstein. Auf diesem schroff zum Thale abstürzenden
Felsengrat, welcher von der w. Berglehne kühn als gewaltige Thalsperre
ausspringt, bauten die Eppensteiner ihre Stammburg, jenes edle Geschlecht,
als dessen Ahnherr Marquard I., Gaugraf im Ufgaue, welcher *940 nach
Karantanien auswanderte, um 970 Markgraf der Karantanischen Mark zu
werden, angenommen wird. Mit Albar von Eppenstein gelangte das Geschlecht,
welches sich nach seinen Besitzungen im Mürzthale auch als Grafen vom
Mürzthale und Avelanz schrieb, auf den damals weithin gebietenden
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Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918