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freund" verhalf. Diese Orientfahrt machte auf G. einen unauslöschlichen
Eindruck und führte zu dem farbenreichen Gedichtencj^clus : „Sonette aus dem
Orient", der jüngst wieder in zweiter Auflage erschien. Andererseits ver-
öffentlichte G. Reiseherichte über diese Fahrt; in diesem Jahre, 1859, er-
schienen auch seine ersten Dichtungen im Schilleralbum. Stellungen als Con-
cipient und als Hofmeister taugten nicht für das Freiheitsgefühl G.s, und
so finden wir ihn bald ganz bei der Tagesschriftstellerei, 1865—1866 bei der
Redaction der „Presse", damals eines der ersten Blätter Österreichs. Nach
dreimaligen vergeblichen Versuchen, vom Unterrichtsministerium ein Stipen-
dium zu erhalten, bekam er in Form von Vorschüssen a conto „Reise-
berichte für die »Wiener Zeitung«" die Mittel zu einer Wanderschaft nach
Italien und diese Wanderschaft ersehloss den schönheitsfreudigen Sinn des
Dichters und des Schriftstellers. Er hatte ein Auge für das Volksleben
und für die Eigenart der Landschaft und er nahm mit Bedacht die Werke
der Architektur, dann der Malerei und zuletzt der Plastik in sich auf
und schilderte in einer eigenen, wundersam wohlklingenden Sprache immer
in knappen Strichen das Gesehaute.
Dieser ersten Fahrt, die sich über sieben Monate erstreckte, folgten
vier weitere Fahrten nach dem Wunderlande Italien von geraumer Aus-
dehnung. Das waren G.s italische Wanderjahre, die bestimmend auf seinen
Kunstsinn einwirkten. In dieser Zeit entstand die Novellensammlung „Aus
der ewigen Stadt", prächtige Schilderungen und Stimmungsbilder, Erin-
nerungen an Italien, Episoden aus dem Volks- und Künstlerleben, mit
reizendem Beiwerk umrankt, in entzückend schöner Sprache. Und in Rom
die Übersetzung: „Le Rime del Michel Angelo".
1873 erschien von G. : „Carneval der Liebe", ein Werk, das be-
wies, dass der naive Dichter doch so manchen Tief blick in das mensch-
liche Leben gethan hatte. Über 16 Jahre war G. im Redactionsverbande
der „Presse" als Kunstreferent und theilweise auch als Feuilleton-Redacteur.
Er opferte seine Stellung, als die „Presse" eine Schwenkung gegen das
Deutschthum machte und trat zur „Deutschen Zeitung" über.
Nie mangelte es G. an förderlichem Umgange. F e r d i n a n d Küru-
be r ger , F r i e d r i c h Uhi , C. Ober l e i t ne r , Ludwig Spe ide l ,
K a r l v. Tha le r , und in früheren Zeiten der Dramatiker Sc h nee g ans ,
die W a r t b u r g - B r ü d e r u. a., traten mit ihm in mehr oder minder
innigen Verkehr.
An die fünfzehn Jahre hatte G. die heimatlichen Berge nicht ge-
sehen, als 1879 in den Ferienmonaten Steierisches und Kärntnerisches
ihm traut zu Ohren klang. Da kam etwas in ihm zum Durchbruche, das
er gar nicht vermuthet hatte, die D ia l ec t -Poes i e . Es entstanden die
Gedichtensammlungen: „Zan Mitnehm", „Nix für ungut" und „Ploder-
sam", in welchen die humorvolle Seite des reichen Gemüthslehens Gras-
bergers besonders hervortritt. Das Schnaderhüpfel gab G. Anlass zu dessen
literarhistorischem Studium (Die Naturgeschichte des Schnaderhüpfel, 1895,
Leipzig, Verlag G. H. Meyer). Auch die Novellensammlung: „Auf heimat-
lichem Boden" fällt in diese Erinnerungszeit.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918