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Obdach. 399
Am 10. August 1480 brauste der furchtbare türkische Heerzug an den
Mauern Obdachs vorüber. Ringsum loderten die Flammen aus den in Brand ge-
steckten Gehöften und ertönte das Wehklagen der Gepeinigten. Dem grausamen
Erbfeinde folgten die höhmischen Hilfstruppen des Matthias Corvinus am Fuße
und zerstörten und erpressten, was die Türken übrig ließen.
Im J. 1497 erhielten Richter und Rath von Obdach die Weisung, darauf
zu achten, dass nur Yordernberger Eisen in den Hammerwerken bei Obdach ver-
wendet wird. Im J. 1542 wurde Wilhelm Warstner Pfarrer. Unter ihm wandte
sich der ganze Markt dem Lutherthume zu. Der Magistrat hielt sich einen luthe-
rischen Prediger in der Spitalskirche in der Person eines „Herrn Friedrich". Im
J. 1575 hatte der katholische Pfarrer Christof Felber bei einer Seelenzahl von
3000 Menschen nur mehr 64 Communicanten zur Osterbeichte. Aber auch die
katholischen Pfarrer hatten ihre ehelichen Hausfrauen. So wird in den Registern
der St Sebastians-Bruderschaft 1577 eine Pfarrerin Elisabeth erwähnt und 1578
bis 1579 vom Pfarrer Christof Felber und seiner Hausfrau gesprochen. Am 28.
und 29. März 1600 wurde die lutherische Bürgerschaft Obdachs nach Judenburg
vor die Gegenreformations-Commission geladen, welche durch 3 Tage daselbst bei
versperrten Thüren ihre Thätigkeit entfaltete und in dieser Zeit die Obdacher
Bürgerschaft wieder katholisch machte.
Protestantischer Pfarrer in Obdach war in dieser Zeit Paul de Sylvestris,
welcher jedoch erst 1601 abgesetzt und landesverwiesen wurde. Im J. 1625 trat
zuerst die Pest in Obdach auf. Später 1713—1714, und zwar zuerst im Hause
des Schneiders Hans Tollner, erschien neuerdings der furchtbare Gast in Obdach.
Die Säumer durften den Ort nicht passieren und mussten über Neumarkt fahren.
Der Marktrichter Josef Sulzer wurde aus unbekannter Ursache zu 600 fl. Geld-
strafe verurtheilt. Die Leichen der in der Pfarre Verstorbenen hob der Schinder
von Obdach mit einer Gabel auf den Wagen und führte sie nachts zum Stübler
Moos- und soll die Straße ö. der Kirche beim Gartenweber vorbei damals ihren
Namen Todtenstraße erhalten haben. Niemand durfte von einem Hause ins andere
gehen. Der Gottesdienst wurde auf der Tennbrücke des Pfarrers gehalten. Hier
stand der Altar. An diese drangvolle Zeit erinnert noch heute die jährlich am
23. Juni von Obdach nach Lankowitz unternommene Wallfahrt.
Seit 1329 mit Pfarrer Michael Datz beginnt die Reihe der Pfarrer von
Obdach, die mit dem jetzigen P. Ottokar Mohr 66 zählt.
In den Jahren 1592, 1600, 1802 und 1835 verheerten große Brände den Markt.
Schloss Rosenbach . An der n. Marktgrenze liegt am Ufer
des Rosenbaches das früher mit Thurm und Graben bewehrte Schloss
Rosen bach , welchem jedoch die letzte Besitzerin Frau Katharina
Birner alle Attribute eines herrschaftlichen Ansitzes abnehmen ließ, um
es dem praktischen Zwecke eines Zinshauses in moderner Gestaltung zu-
zuführen.
Als erste Besitzer tauchen im 16. Jahrhundert die Zach von Lobming auf,
welchen die Teuffenbach, im 17. Jahrhundert die Grafen von Schnideritsch und im
18. Jahrhundert Fürst Schwarzenberg folgen. Im J. 1802 erstand der Obdacher
Bürger, Josef Pirner, das Schloss, dessen oberwähnte Schwiegertochter, Katharina
Pirner, später die Modernisierung vornehmen liess.
Die P f a r r k i r c h e St. Egyd ius . Die Kirche liegt an der West-
seite des Marktes auf einen denselben beherrschenden Bühel und bildet,
von starken Mauern und einer Art Taboranlage umgeben, den Haupt-
stützpunkt der den Markt einschließenden Wehrbauten.
Ihre erste urkundliche Erwähnung reicht bis in das J. 1207 zurück,
und zwar anlässlich ihrer Einverleibung in das Stift St. Lambrecht, welchem
sie noch heute incorporiert- ist.
Die Kirche besteht aus einem dreischiffigen, sehr gedrückten romanischen
Langhause, welches zur Zeit der Spätgothik mit Netzgewölben versehen und durch
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918