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400 Obdach.
Anbau eines gothischen Presbyteriums an das Chorquadrat erweitert wurde, bei
Avelchem Umbau auch die romanischen Fenster gothisiert wurden. Die Barocke
Avie der Zopf zerstörten hierauf wieder allen alten Hausrath und manche Schöpfung
der Gothik, so mehrere Chorfenster, die vermauert wurden. Am 4. August 1732
Avurden die heute noch bestehenden 3 neuen Altäre gCAveiht und dürfte somit in
dieser Zeit die letzte Umstaltung der Kirche stattgefunden haben.
Der sich ursprünglich über die Vierung erhebende Thurmbau wurde bei
den vielen Bränden des Marktes zerstört und deckt denselben heute nur ein Noth-
dach, dafür Avurde an der Westseite der Kirche 1760 ein neuer Thurm angebaut.
Derselbe enthält 5 Glocken, wovon die 1867 aus einer alten, neu umgossenen,
nahezu 15 Ctr. schweren Glocke am größten und eine 6 Ctr. 55 Pfd. schwere
Glocke von 1733 am ältesten ist.
Die Kirche war anfangs nur eine Filialkirche von Weißkirchen und be-
zeichnet noch 1400 Abt Rudolf die Kirche als zu Weißkirchen gehörig, obAvohl
schon 1329 ein eigener Pfarrer (Michael) von Obdach vorkommt. Im J. 1447 wird
zuerst eines Kaplanes erwähnt: „Der Ehrwürdig geistliche Herr Wolfgang der-
zeit Gsöll."
Erst im J. 1651 kam ein Lambrechter Conventuale als Pfarrer nach Obdach,
Leonardus Maurer, obAvohl die Kirche schon seit 1207 dem Stifte St. Lambrecht
incorporiert AArar. Die Pfarrmatriken beginnen mit 1611. Durchschnittlich entfallen
jährlich auf die Pfarre von Obdach 80 Geburten, 67 Sterbefälle und 12 Trauungen.
Grabdenkmale in der Kirche: 1. Am ersten Pfeiler mit 4 Wappen
der Familien Gallenberg, Lueger, Trautmansdorf und Painer mit Inschrift : Daniel
Ritter von Galnberg zu Schenkenthurm, Erbvogt zu Minkendorf, Propst zu Obdach,
t 16. Juni 1551 und seine Gemahlinnen: Rannica, geb. von Trautmansdorf, f 1525
und Ursula, geb. Aron Pain, f 1541.
2. Hinter dem r. Seitenaltar: Prächtiges, doch schlecht situiertes
Epithaphium, mehrere Wappen des Gregor Zach und seiner Frau, Mutter und
Enkeln. Gregor Zach, geb. zu Lobming, f 26. Juli 1576, seine Gemahlinnen: Anna,
geb. Leininger, zAveite Frau Ursula Painer, dritte Frau Sofie Mohshain. Seine Mutter,
geb. Windiscligrätz sammt Enkel, geb. Gradt. Enthält auch Bibelsprüche, Avelche
auf protestantischen Cultus deuten.
3. Neben dem 1. Seitenaltar mit dem Wappen der Sulzerauer, Epitha-
phium des Hammerherrn von Obdach und Steyrmühl, Mathias Sulzerau, vom
6. October 1755 und seiner Frau Maria Regina, f 30. März 1759.
4. L. in der Mauer des Presbyteriums Grabdenkmal des Josef Benedict
Sulzer, Hammerherrn zu Obdach und Sulzerau, f 1766.
5. und 6. L. des Sabathy Ernst, Hammerherrn in Sulzerau, f 1886 und
der Frau M. Reiterer, verehl. Sabathy, Hammerwerksbesitzerin.
Die S p i t a l s k i r c h e zu u n s e r e r l ieben F r a u , unter dem
Patronate der Bürgerschaft stehend, ist ein schmuckloser, einschiffiger,
gothischer Bau aus der Mitte des 15 Jahrhunderts, Avelcher zu Ende dos
17. oder Anfangs des 18. Jahrhunderts durch Anbau von 2 Kapellen die
Kreuzform erhielt, und zu dieser Zeit auch neu eingewölbt Avurde.
Der hübsche Hochaltar stammt von 1628, die zopfigen Seitenaltäre sind wahr-
scheinlich von 1732. Das GeAVölb der n. Seitenkapelle AArar einst mit ornamen-
talen Malereien versehen, die leider nun übertüncht sind. Hier befindet sich
auch in einer Nische eine gothische Gregors-Statue. Außer einigen alten Kirchen-
stühlen von 1589 (des Gregor Pilger) birgt die Kirche als Schatz ein Holztafel-
bild, A\relches in Temperamanier den hl. Florian und den hl. Egydius oder den
hl. Sebastian darstellt, letzterer mit den Gesichtszügen Kaiser Friedrichs IV.
Am 19. Juni 1459 wurde die Kirche von Christian Tholhof, Sigmund
Schanzer und Nicolaus Varrer, wahrscheinlich GeAverken, zugleich mit der Kathaler
Kirche bestiftet. Am 21. Juli 1668 wurde diese Stiftung auf den Pfarrer von Obdach
übertragen. Aus dieser Bestiftung im J. 1459 im Vereine mit dem Bilde Kaiser
Friedrichs scheint hervorzugehen, dass die Kirche des in den Jahren 1411—1415
gegründeten Spitales um die Mitte des 15. Jahrhunderts errichtet wurde.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918