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402 Obdach.
Admontbücl ie l . Eine viertel Std. nw. von Obdach, an dem einst
durch blühende Hammerwerke reich belebten Gelände der Sulzerau liegt
das Admontische Schlösschen Admontbüchel. Schon anlässlich der ersten
urkundlichen Erwähnung von Obdach erscheint Admont im Besitze von
Gütern nächst Obdach und dürfte sich wohl allmählich ein schon im 12. Jahr-
hundert hier bestandener Admontischer Hof zum Herrschaftsbesitz ausge-
bildet haben.
Im J. 1528 wird Admontpüchel zuerst erwähnt, und zwar als Propstei
(Güter-Verwaltung ) anlässlich der Übergabe des Gutes und Amtes in die lehens-
längliche Verwaltung des Amtes Admont an Bitter Daniel von Gailenberg; später
war Gregor Zach von Lobming Propst und Pfandinhaber von Admontbüchel.
Gegen Ende des 17. Jahrhundertes, AVO durch ganz Steiermark der Hexenirrglaube
zahllose Scheiterhaufen auflodern ließ, fielen demselben auch zu Obdach, be-
ziehungweise dem Sitze des Gerichtes zu Admontbüchel, mehrere Menschenleben
zum Opfer. So wurde zuerst 1676 Kunigunde Ebner wegen Zauberei, und am
19. Februar 1694 Georg Zanger und Mathias Hacker, genannt der „Blauhiesl",
und dessen Weib Eva Avegen Wolfsbannerei mit dem Schwert gerichtet (wurden
beschuldigt, die Gestalt von Wölfen annehmen zu können). Am 2. Juli 1703 wurde
Hans Bruner Avegen Diebstahl enthauptet und am 6. October 1711 Sebastian
Brandtner Avegen Verbrechens der Bestialität (! ?) erdrosselt und endlich am 7. Fe-
bruar 1716 die Kindesmörderin Margarethe Muhrer mit dem Schwerte gerichtet.
Noch erinnert ein Wegkreuz nächst Admontbüchel mit einem venvitterten Bilde
einer Hexenverbrennung an diese Zeit.
Das Stift besaß auch ein Amtshaus zu Obdach, Avelches schon seit 1463
Anlass zu Streitigkeiten zwischen Stift und Bürgerschaft gab. Diese forderte einen Zins
hieAron, Avährend der Abt es als Freihaus betrachten Avollte. Der Propst von
Admontbüchel versperrte das Haus, doch der Rath des Marktes ließ es AAdeder
Öffnen. Als Obdach 1599 abbrannte, sank das Haus in Asche und Avurde die Brand-
stätte zum Kaufe ausgeboten und finden sich 1622 Obdacher Bürger im Besitze
desselben.
Umgebung. Obdach, etwa 10 Mtn. vom nächsten Walde liegend,
hat nur eine gebirgige Umgebung, doch dachen namentlich die Seethaler
Alpen so sanft ab, dass die Durchwanderung dieses Gebietes sich sehr
genussreich und wenig anstrengend gestaltet. Forellenreiche Gebirgsbäche,
meist in kraterförmigen Tiefen eingebettete Seespiegel und alte Zirben
mit knorrigem Geäste verschönern vielfach die ö. Lehne des langen, im
allgemeinen einförmigen Zuges der Seethaler Alpen, dessen Kamm hoch
aus der Waldregion emporragt. Den höchsten Punkt dieses Alpenzuges
bildet der Zirbitzkogel, Avelcher von Obdach in 5 — 6 Stdn. etwas er-
müdenden Anstieges erreicht wird.
Im n. Theile der Seethaler Alpen streichen auf der Nordostseite
Erzgänge und Avurde bis in neuerer Zeit in bedeutender Höhe ein Eisen-
bergbau mit Hochofen betrieben, an welchen Berghau schon ein Lehens-
brief Ferdinands I. von 1559 erinnert, während in gleicher Richtung am
Fuße der Alpen im Feeberger Graben vorzügliche Kohle gewonnen Avird.
Die Seethaler Alpen besitzen eine interessante Flora, die namentlich
reich an Heilkräutern ist, so findet man hier u. a. isländisches Moos,
Enzian, Eisenhut, Nelkenwurz, Meisterwurzel, Alpenveilchen und die seltene
Saxifraga vetusa.
Spaziergänge. 1. In die Pfarrer Weid, schattiger Fichtemvald, 10 Mtn.,
meist eben mit Ruhebänken, oder 2. Aveiter fort immer eben in den Warbacligraben
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918