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Fohnsdorf. 409
Am östlichen Schachte, d. i. im Wodzicki'schen, eine Maschinen-
Separation mit Dampfbetrieb, enthaltend Roste, Rätter und Setzkästen,
System A. Oberegger? letztere für die Kohle unter 50 mm im Quadrate
Korngröße. Das zur Separation erforderliche Wasser wird durch ein am
Pölsbache situiertes Pumpwerk mit Wasserrad als Motor zugeführt.
Eisenbahnverbindung von Zeltweg bis Antoni-Schacht. 39 Dampf-
maschinen mit 2202 Pferdekräften. Außerdem 1 Heißwasserlocomotive und
1 Dampfschiebebühne.
Die Jahreserzeugung beträgt 4 Millionen Metercentner, Arbeiter-
zahl 2500.
Die Kranken werden in einem Werksspitale von 2 Ärzten behandelt
und durch 4 Barmherzige Schwestern gewartet.
Absatzgebiete : Österreich - Ungarn, Italien, Schweiz und Baiern. Die
Braunkohle, glänzend schwarz, mit scharfkantigem Bruche, brennt mit leb-
hafter, weitgestreckter Flamme.
Am Wodzicki-Schachte Directionsgebäude und Directorswohnung,
elektrische Beleuchtung.
Sämmtliche Schächte sind untereinander mit Telephon verbunden.
In Fohnsdorf zieht die Straße in einer halben Stunde nach Die-
tersdorf, in dessen Gemeindegebiet große Kohlenlager, welche angeblich
1767 entdeckt worden sein sollen, sich ausdehnen. Dieselben gehören heute
zum Complexe der der Alpinen Montangesellschaft gehörigen Kohlenberg-
baue. Die starke Wasserkraft des Pölsbaches und die nahen Kohlenlager
waren auch die Ursache des Entstehens des grossen Eisenwerkes der
Johann Adolfhütte, circa 30 Minuten weiter das Pölsthal aufwärts.
Die Eisen- und Blechfabrik in der Johann-Adolfhütte, der k. k. priv.
Eisen- und Blechfabriksgesellschaft „Union" in Wien gehörig, liegt an dem
Pölsflusse, 4 hn von der Station Judenburg und 2 km von der Kohlen-
bahn-Station Antonischacht entfernt, welch letztere zugleich Frachtenstation
für das Werk ist.
Das Werk wurde im Jahre 1862 mit Benützung der Wasserkraft
des einst berühmten, nun eingegangenen Sensenhammers des „Passhammers"
errichtet? die Werkseinrichtungen bestehen aus 6 Frischfeuern, 1 Puddel-
ofen, 3 Schweißöfen, 1 Dampfhammer, 1 Gebläse, 1 Plattinenwalzenstraße
mit 3 Paar Walzen, 4 Blechwalzenstraßen mit 12 Paar Walzen, den dazu
gehörigen Glühöfen, Scheeren, Beizereien, Verzinnereien und Verzinkereien.
Die Blechstraßen werden durch Wasserräder und Turbinen betrieben und
hierzu die Pols mit 160 Pferdekräften bei 4*5 m Gefälle ausgenützt; der
Dampf für die Plattinenwalzenstraße, das Gebläse, den Dampfhammer liefern
acht Dampfkessel mit 200 Pferdekräften. Arbeiter: 140 Männer, 16 Weiber
und 17 Jungen. Production jährlich 3000 Tonnen Feinblech, welche als
Schwarz- und Geschirrbleche, dann verzinnte und vernickelte Bleche in den
Handel kommen. Dieser Hammer war durch vier Jahrhunderte die Gold-
quelle, an welcher mehrere Hammerherrndynastien emporkamen und für
Generationen Familienschätze anhäuften. Er war zuletzt Eigen der Gewerken-
familie Zeilinger.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918