Seite - 467 - in Die eherne Mark - Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
Bild der Seite - 467 -
Text der Seite - 467 -
Oberwölz—St. Peter am Kammersberg. 4 6 7
lenbaches nach Oberzeiring, durchwegs Fahrstraße und Gehöfte, im Ganzen
4 Stdn.
4. übe r St. P o n g r a t z e n auf dem Sattel von Hinterburg (herrliche
Aussicht auf die Niederen Tauern) in 1 Stdn., dann hinab in 3/4 Stdn.
zum K r o p f m a r w i r t s h a u s nächst Katsch; (Frojach—KatscK, Station
der Murthalbahn.)
Oberwölz—St. Peter am Kammersberg.
(2 Stunden.)
Die Straße zieht an der w. Berglehne dahin und erreicht in einer
halben Stunde das am Ausgange des Hinteregg-Grabens liegende Dörfchen
Winklern, dessen seltsamer, die Ortschaft überragender Kirchenbau schon
von weitem den Blick auf sich lenkt.
Das kleine Dörfcheu hat nur zehn Nummern, darunter das bescheidenen
Ansprüchen ganz entsprechende Gasthaus Willienger und das hübsche
stockhohe Gebäude der 1830 g. zweiclassigen Volksschule. Es bildet den
Mittelpunkt der 146 PI. und 925 E. umfassenden Gemeinde Winklern,
welche auch Meinhardsdorf in sich schließt.
Das auf dem Lindenbühel, eine kleine Höhe aus schiefrigem Gestein
n. der Straße, 1654 erbaute Kirchlein ist eine getreue Nachbildung der
berühmten Wallfahrtskirche Altötting in Baiern und präsentiert sich das
nun gleichfalls zum Wallfahrtsorte gewordene steirische Maria Altötting
sowohl außen mit seiner ziegelrothen Farbe und dem von einer ver-
goldeten Krone überragten kegelförmigen Chordache als auch innen mit
seinem von einer Kuppel überwölbten kreisförmigen Altarraum, sehr originell.
Es verdankt seine Entstehung dem frommen Glauben des Stift
Admontischen Verwalters von Meinhardsdorf, Thomas Langanger, welcher
nach Otting in Baiern wallfahrte und dabei zu dem dortigen Gnadenbilde
großes Zutrauen gewann.
Nach langen Vorbereitungen begann Langanger seinen Plan eine Kapelle nach
dem Vorhilde von Altötting zu erbauen, damit auszuführen, dass er von Wolf v.
Stubenherg 1652 einen Platz auf dem Lindenbühel und dazu einen Burgfried von
1000 Schritten erwarb und hierauf mit dem Zimmermeister Matthias Mehrl nach
Altötting reiste, damit derselbe einen genauen Plan der dortigen Gnadenkirche
aufnehme. Hierauf begann der Bau der Kirche. Gleichzeitig ließ Langanger in Admont
von dem Stiftsbildhauer Georg Remete eine dem Marienbild zu Altötting ähnliche
Madonnenstatue schnitzen. (Derselbe lieferte auch die h. Joachim- und Josefs-Statue.)
Langanger trug hierauf am Rücken die Marienstatue nach Baiern und berührte
mit ihr das Gnadenbild in Otting, worauf er die Statue zurückbrachte und bis zur
Eröffnung der Kirche in der Oberwölzer Pfarrkirche deponierte. Die Eröffnung
des Kirchleins erfolgte 1654.
Im J. 1777 bemalte Mölk die Gewölbe des Kirchleins mit Fresken. Dem
Schiffe legt sich gegen Süden ein kreisförmiger Altarraum vor, über welchen sich
eine Kuppel wölbt. Der Altarraum hat 7 Nischen und den interessanten Hoch-
altar, ein Werk des berühmten admontischen Stiftsbildhauers Stammel.
Die Glocke für den 1741 erbauten Thurm goss Adam Roßtäuscher in Graz,
während die Orgel von Wolf Stuber in Leoben gefertigt wurde.
Die Localcuratie Maria - Heimsuchung in Altötting wurde 1788 errichtet
und von dem jeweiligen Administrator des Gutes Meinhardsdorf bis 1810 besorgt.
30*
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918