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489 St. Peter am Kammersberg.
im Schiffe und 6*20—6*60 m im Chore und 3*25 m im Seitenschiffe mit
an der Nw.-Ecke eingebautem mächtigem Thurme mit schlankem spitzem Dache.
Dieser Umbau fand zur Zeit der Spätgothik statt. Als besondere
Merkwürdigkeit zeigt die Kirche am Ende des n. Seitenschiffes die Reste
eines C i b o r i u m - A l t a r e s mit gothischem Bogen an zwei Wände auf
3 Consolen aufgestützt, an der 4. Ecke jedoch durch eine schöne roma-
nische M a r m o r s ä u l e getragen. Sehr interessant ist der von der
Kirche St. Lorenzen stammende mittelalterliche figurale Glasgemälderest.
(Originale sollen an den Dom zu Köln gekommen und die nun in St. Peter
befindlichen, getreue Copieu der Originale sein). Neben der Kirche erhebt
sich die St. Michaelskapelle, ein romanischer Rundbau, dessen doppel-
schiffige Anlage ihn zweifellos als Friedhofskapelle charakterisiert.
Mehrere Häuser des Marktes weisen ein hohes Alter, so zeigt das
Haus gegenüber dem Brauhause die Jahreszahl 1524. Der Pfarrhof, der
Sage nach das Verweserhaus des einst hier bestandenen Bergbaues, hat eine
chronographische Inschrift, welche die Jahreszahl 1689 ergibt.
Die großen, mit den Wohngebäuden verbundenen Stallungen weisen
darauf bin, dass hier die s. Endstation des großen Saumweges, welcher
vom Ennsthal über das Sölkerjocb ins Murthal führte, war und fand hier
die Umladung der Waren von den Saumpferden auf die Wägen statt.
Das Wappen des Marktes zeigt zwei gekreuzte Kirchenschlüssel,
zwischen welchen der Freising'sche gekrönte Mohrenkopf hervorschaut.
Umgebung. Die hohe Lage am Fuße des lieblichen Hochlandes
der Pöllau und des mächtigen Greimstockes haben St. Peter in den letzten
Jahren zum Ziele von Sommergästen gemacht. Diese müssen durchwegs
tüchtig steigen, da die meist mit Lärcbenwald bestockten Thalhänge anfangs
ziemlich steil abfallen, ist aber das erste Stück überwunden, dann breiten
sich schöne, nahezu ebene Hochflächen aus.
Spaz iergänge . Circa 5 Minuten s. vom Markt erreicht man die
waldige Thallehne mit Ruhebänken. Von derselben erschließt sich ein
wunderliebliches Landschaftsbild, im Vordergrunde der um den hochragenden
Kirchenbau gescharte Markt, darüber in weitem Bogen sanft abdachende
Gelände mit kleinen Wäldchen, Wiesen und Ackerland bunt schattiert und
mit hübschen, hoch ansteigenden Gehöften belebt, zu höchst aber schwingt
sich die bis zur Spitze bemattete riesige Pyramide des Hohen Greim in
des Äthers Blau. L. von den Bänken fübrt ein Steiglein in die kühle Wald-
schlucht, aus welcher der Nickelbergbach tosend hervorstürzt. Der kräftige
Alpenbach bildet eine ununterbrochene Kette von Wasserfällen, welche der
romantischen Scenerie jeden Augenblick einen anderen landschaftlichen
Charakter verleihen.
Verfolgt man den an der s. Thallehne w. hinziehenden Waldweg, so
gelangt man in einer halben Stunde zu dem sogenannten Ausschlagbründel,
welches in einem ausgemauerten Becken sprudelt und im Volksmunde als
Römerbad bezeichnet wird.
L Schlägt man von den anfangs erwähnten Ruhebänken den r. vom Wald
aufwärts führenden Weg ein, so gelangt man in etwa 3/4 Stdn. in ein schönes ebenes
Hocbthal, woselbst, das Gehöft des Wiesenbauers den Zielpunkt der Ausflügler bildet.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918