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5 0 0 Die Krakau.
quartiert), in der Pfarre St. Georgen 213, in der Pfarre St. Ruprecht 42 und in jener
zu Stadl 335 Personen, (alle um Murau) an der Pest. Als die Seuche zunahm, ließ
Fürst Schwarzenberg einen Magister sanitatis nach Murau kommen. An diese drang-
volle Zeit erinnert die Pestsäule auf dem unteren oder Freitagmarkt-Platze der Stadt.
Zur Zeit der Napoleonischen Kriege wurde Murau zweimal und zwar am
5. April 1797 und vom 25. December 1800 his anfangs März 1801 vom Feinde
besetzt. Im J. 1850 wurde in Murau eine Bezirkshauptmannschaft und ein Bezirks-
Collegiatgericht errichtet. Wiederholt wurde Murau durch große Brände verheert
so 1492, 1532, 1602, 1688 26. Juni und 21. Juli 1811.
Mit 1. October 1870 wurde eine Reihe alter fürstlich Schwarzenberg'scher
Hämmer aufgelassen und blieb nur der sogenannte Herrschaftshammer zu Murau
in Betrieh.
Die zwei die Stadt umziehenden und an die Lehne des Schlosshügels drängenden
Flussläufe der Mur und des Rantenbaches bestimmen klipp und klar die Gestaltung
der Stadt. Zwei lange, sich im nahezu rechten Winkel treffende Straßenzüge, an
deren Vereinigung gegen 0. sich der kleine Hauptplatz ausdehnt, bilden den Haupt-
theil der Stadt. Von diesen beiden Gassen weitet sich jene längs dem Laufe der
Mur allmählich platzartig aus und hat der Stadtverschönerungs-Verein auf diesem
oberen oder Erchtagmarktplatze eine ganz reizende Parkanlage geschaffen.
Murau ist die Geburtsstätte des bestbekannten steirischen Biographen Joh.
Baptist Wink lern, Avelcher am 13. Jänner 1768 als der einzige Sohn des
fürstlich Schwarzenberg'schen Eisenverwesers Anton von W. und dessen Gattin
Therese von Reichenbach daselbst das Licht der Welt erblickte.
Nachdem er schon mit 2% Jahren den Vater verloren, kam W. am 1. Jänner
1776 in das k. k. Seminar zu Graz, welchem später der treffliche Pädagoge
Caspar Royko vorstand. Am 29. September 1792 zum Priester geAveiht, wurde W.
1797 Katechet an der Ursulinerinnen-Mädchenschule, Avoselbst er 1800 zum Curaten
vorrückte, um schon am 27. April 1801 die bischöfliche Seggauische Patronatspfarre
zu übernehmen, wurde dann 1810 Pfarrer und 1819 Dechant in Unzmarkt. In dieser
Eigenschaft blieb er bis 1832, um sodann als Hauptpfarrer nach der alten und
wichtigen Pfarre zu Pols übersetzt zu werden, woselbst er 1841 starb. W. war ein
eifriger Geschichtsforscher und von glühender Heimatsliebe beseelt. Sein lauterer,
vorurtheilsloser Charakter, sein kühner Freimuth und seine edle Toleranz im Geiste
Kaiser Josefs II., Avelchen W. stets den Unsterblichen nennt, verleihen seinen
historischen Arbeiten den besonderen Wert völliger Objectivität. Sein Lieblings-
gebiet Avaren die Biographien denlnvürdiger Steiermärker, und sind seine diesbezüg-
lichen Publicationen, Biographien und literarischen Nachrichten von den Schrift-
stellern und Künstlern, Avelche im Herzogthume Steiermark geboren sind, „Ein
Beitrag zur Nations-Litteratur-Geschichte Österreichs Grätz 1810", sowie die im
J. 1841—42 in der st. Zeitschrift veröffentlichten Biographien denkwürdiger Steirer
für alle Zeiten grundlegend. Wichtig Avar auch dessen übersichtliche chronologische
Darstellung der Geschichte Steiermarks.
An Murau knüpft sich auch die Erinnerung an Dr. Franz Boess, am
18. Januar 1840 in Graz als Sohn des Advokaten Dr. J. Boess geboren. Dr. Franz Boess
kam 1868 nach Murau u. zw. als Advokat, nahm aber alsbald auf Stadt und Bezirk
maßgebenden Einfluss. Seit 1872 Landtagsabgeordneter und seit 1884 Bezirksobmann
und in allen sonstigen Ehrenstellungen entwickelte Boess eine rastlose Thätigkeit,.
namentlich auf dem Gebiete der Landescultur, der Schule und des Eisenhahnwesens
und ist insbesonders das endliche Zustandekommen der Murthalbahn sein Werk-
Strenge Rechtschaffenheit und Opferwilligkeit, Selbstlosigkeit und muthiges Ver-
treten des Deutschthums sind die Eigenschaften, die dem edlen Patrioten im ganzen
Bezirke ein unvergängliches Andenken Avahren. Als er nach langer Krankheit am
24. März 1891, eine WitAve (geb. v. Rulitz) mit 4 Kindern hinterlassend, von dieser
Erde schied, war die Trauer in den Aveitesten Kreisen um den zu früh Verstorbenen
eine allgemeine und eine tiefgefühlte.
St. Matthäus-Kirche. Sie erhebt sich auf der halben Höhe des Schloss-
bühels über die Häusermassen der Stadt, mit dieser durch steile Treppenwege-
verbunden, auf schmaler durch mächtige Stützmauern erweiterter Terrasse.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918