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Die Krakau. 5 0 3
und später Fürsten Schwarzenberg am 6. April 1647 die steierm. Landsmannschaft
und seit 1631 haben auch die Schwarzenberg zu Graz in der Bürgergasse ihr
adeliges Haus, jedoch können sie kaum zum steirischen Adel gezählt werden, weil
weder ihr Stammhaus in Steiermark gelegen ist, noch sie je in Steiermark dauernd
säßig waren. Dessenungeachtet ist das Geschlecht durch stete rege Förderung des
Eisenwesens und die rationelle Bewirtschaftung seines großen Güterbesitzes in
Obersteiermark für dieses Land von großer Bedeutung.
Ein Erkinger Freiherr von Seinsheim, dessen Geschlecht mit den Herzogen
von Schwaben in Verbindung gebracht wird, kaufte die reichsunmittelbare
Herrschaft Schwarzenberg in Franken und nannte sich nach derselben
zufolge des Gnadenbriefes von K. Sigismund dd. 10. August 1429 Panier- und
Reichsfreiherr von Schwarzenberg, und ist dieser Edelmann somit als eigentlicher
Stifter des Hauses der Schwarzenberg anzusehen. Schon 1566 wurde Johann Reichs-
freiherr v. Sch. (geb. 1525) mit seinen Brüdern und Vettern auf dem Reichstage
zu Augsburg von Kaiser Maximilian II. am 21. Mai in den Reichsgrafenstand
erhoben, auch wurde ihr altes Wappen von 8 geraden blauen und silberfärbigen
Pfählen durch Hinzufügung von zwei weißen Thürmen mit Zinnen, jeder auf einem
dreihügeligen schwarzen Berge stehend, gebessert. Das Erbe Johanns fiel an seinen
Vetter Otto Heinrich, welcher 1579, Minister Rudolfs II. beim spanischen Friedens-
congresse zu Köln a. R. war. Zunächst machte sich nun Georg Ludwig Graf
Sch. — am 24. December 1586 zu Straubing geboren — durch seine seltenen
vielseitigen Talente bemerkbar und wurde er zu einem der bedeutendsten Repräsen-
tanten des Geschlechtes. Mit ihm gelaugten die Schwarzenberg nach Steiermark
und zum ersten großen Güterbesitz in Österreich überhaupt.
Wir müssen nun jener merkwürdigen Frau näher gedenken, die in sechster Ehe
ein reiches Erbe ihrem letzten Gatten, dem genannten Georg Ludwig v. Sch.
hinterließ. Es ist die Villacher Patrizierstochter Anna Neumann v.
Was ser le on bürg, deren Urahne Michael Neumann als Bauer in Voggenberg bei
St. Lambrecht saß, deren Vater aber schon handelnder Bürger in Villach war,
und dabei durch gute Speculationen in den Besitz reicher Bergbaue und sogar eines
adeligen Ansitzes und eines Wappenschildes gelangte. Anna Neumann wurde am
Katharinentag 1535 geboren und konnte als eine sehr reiche Erbin gelten, eine
solide Eigenschaft, die durch den später erfolgten Tod ihrer jüngeren Brüder einen
ungeahnt hohen Wert erhielt, und es darf daher nicht wundernehmen, dass die
Hand der Erbtochter von Freiern aus den edelsten Geschlechtern des Landes
begehrt wurde. Der erste derselben, welcher 1557 die 22jährige Anna Neumann
heimführte, war Freiherr Joh. Jacob v. Thannhausen. Der Ehe, die schon
1560 durch den Tod des Gatten gelöst wurde, entsprossen zwei Töchter, wovon
die eine in früher Jugend starb, die andere jedoch zuerst den letzten der Kollnitz
und sodann Christof Graf Auersperg heiratete, ohne jedoch Leibeserben zu
hinterlassen.
Nach fünfjährigem Witwenstand vermählte sich Anna Neumann zum zweiten-
male 1565 mit dem steiermärkischen Oberstkämmerer und kärntnerischen Oberst-
marschall Christof Herrn von Liechtenstein zu Murau und brachte durch
Einlösung der Erbsantheile der Brüder ihres Gatten, Murau, den alten Hauptsitz
der steierischen Liechtenstein, ganz in ihr Eigen. Anna Neumann war es aber
beschieden, nicht nur ihren zweiten Gatten 1580 ins Grab sinken zu sehen, sondern
das Erlöschen des ganzen edlen Stammes der st. Liechtenstein mit Otto dem VIII.
um 1620 zu erleben.
Nach mehr als einjähriger Witwenschaft trat Anna 1582 wieder in den Stand
der Ehe mit Ludwig Freiherrn Ungnad v. Sonnegg, Hauptmann und Vicedom der
Grafschaft Cilli, Sohn des Hans Ungnad v. Sonnegg, des berühmtesten Mannes
seiner Zeit in den innerösterreichischen Ländern. Anfangs Prälat, später Kriegs-
mann, zuletzt Hofcavalier, brachte dieser Edelmann in die solide Hauswirtschaft
seiner Gemahlin stete Verwirrung.
Im J. 1584 starb aber Ungnad zu Klagenfurt, und die üblen Erfahrungen
dieser Ehe veranlassten die Witwe erst nach drei Jahren wieder sich um einen
Freier umzuschauen und diesmal fiel die Wahl auf Freiherrn Karl v. Teuf fen-
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918