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Die Krakau. 5 1 5
Ranten ist uralt; schon von den Römern besiedelt, tauchte es später
sehr frühe als Mittelpunkt einer ausgedehnten christlichen Gemeinde auf.
In den Jahren 1074—84 tritt schon mit Hartnid v. Ranten (Vater und
Sohn) ein gleichnamiges Edelgeschlecht (nobili) auf und 1178 erscheint
schon ein Pfarrer Hartmannus von Radintein (Ranten) und 1234 wird
abermals, und zwar in Verbindung mit Stift Admont, der Pfarre zu Ranten
gedacht, welche somit mit St. Georgen ob Murau zu den ältesten Pfarren
des oberen Murthaies zählt. Im Jahre 1234 wurden beide Pfarren dem
Probste des Domcapitels zu Seckau als dem legitimus arcbidiaconus
unterstellt.
Ranten muss somit schon im 12. Jahrhundert eine Pfarrkirche, u. zw.
romanischen Stiles, besessen haben. Diese mag sieb bis anfangs des
16. Jahrhunderts erhalten haben, um welche Zeit die Rantner, eifersüchtig
auf den stattlichen, von den Schöderern aufgeführten neuen Bau ihrer Filial-
kirche, wahrscheinlich vom gleichen Baumeister, welcher in Schöder das
Werk gemacht bat, einen spätgotbischen Neubau aufführen ließen, welcher
der Kirche zu Schöder in keiner Weise nachstehen sollte.
Ein Spruchband unter dem Gewölbe am Westende der Kirche meldet,
dass, als man gezält hat 1523, die Kirche erbaut wurde.
Der Bauplan ist nahezu der gleiche wie in Schöder, d. i. zweischiffig
im Langhause, mit vorgelegtem einschiffigen Chore. Auch die Maßverhält-
nisse sind nahezu die gleichen. Das Hauptschiff schmückt ein Rauten-
gewölbe, das Seitenschiff ein Sterngewölbe, der Thurm in Ranten erhebt
sieb an der NW-Ecke. Sehr originell ist das Rippengewölbe in Ranten in
der Weise construiert, dass sich gegen die S.-Wand 4, gegen die Ostseite
jedoch nur 3 Gewölbjoche bilden.
Von der inneren Ausstattung und Ausschmückung der Kirche ist
insbesonders eines aus dem vorigen Jahrhundert stammenden bemalten
Apos t e l l u s t e r s und der mit 4 R ö m e r s t e i n e n verkleideten Kännehen-
nische nächst dem Hochaltare zu erwähnen.
Diese Verkleidung wird durch 4 R ö m e r s t e i n e und eine einfache
Steinplatte in nachstehender Weise gebildet: Im Hintergrunde erblickt
man ein Relief, welches eine Sclavin mit um die Mitte gegürteter Tunica,
in der Linken einen Spiegel haltend, darstellt, r. davon als Seitenwand
zeigt sich das plastische Doppelbrustbild eines Ehepaares, wobei die
Gattin die Rechte auf die Achsel des Mannes legt, während die Linke
das Kleid hält, der Mann hält dagegen beide Hände auf der Brust. Gegen-
über zur Linken ist gleichfalls ein Doppelbrustbild zu sehen, wobei der
Mann in der 1. Hand ein gekrümmtes Messer, in der Rechten aber ein
Stäbchen hält, während die Frau die Rechte auf die Schulter des Mannes
legt. Die Decke bildet ein Inschriftstein mit den Worten: Cattia Serena
Sib. . . . Vnio Censo. Die figuralen Steine sind 47*5 cm.* hoch und
42—63 cm. breit. Den Boden bildet ein flacher Stein mit scbalenartiger
Vertiefung. Die zopfigen 4 Altäre bieten kein Interesse, dagegen ver-
dienen die Wandmalereien an der Außenseite der Kirche eingebende Be^
achtung. Da fallen vor allem die riesige C h r i s t o p h - G e s t a l t , ein
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Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918