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Stadl. 5 3 1
sowie auch noch im 18. Jahrhunderte die Gotteshäuser von Predlitz und
Turrach als Filialen zu Stadl gehörten. Aus einem Stiftsbriefe von 1366
geht hervor, dass die Chorherren am St. Virgilienberg in Friesach Lehens-
herren der Kirche waren.
Während der ursprünglich romanische Kirchenbau beim Neubau vom
J. 1473 untergieng, erhielt sich der romanische Karner, die sogenannte
St. Michaelskirche, bis 1750, in welchem Jahre sie abgetragen wurde.
Die Matriken der Pfarre beginnen mit 1654.
Hier bestand auch eine protestantische Filialgemeinde, die nach Feld
in Kärnten eingepfarrt war. Im April 1600 vertrieb die Gegenreformations-
commission den seit 1582 in Stadl wirkenden Pastor Jacob Stall, aber der
Funke glimmte unter der Asche fort und plötzlich erklärten 1772, 380
Bewohner sich offen als Protestanten und sandten, nachdem sie bei dem
Oberverwalter in Murau, bei welchem sie sich über die harte Verfolgung
durch den Kaplan Michelitsch beschwerten, nichts ausrichteten, eine Depu-
tation an die Regierung in Wien, Hier überreichten sie eine Denk-
schrift, womit sie entweder das Recht der freien Religionsübung oder
das Recht der Auswanderung verlangten. Der Präsident der Religions-
commission Georg Graf Stubenberg leitete nun eine Untersuchung ein,
die zu Gunsten der protestantischen Bauern ausfiel, indem denselben die
Auswanderung in 2 Transporten am 15. und 20. April 1774 nach Sieben-
bürgen gestattet wurde (198 Seelen). Die Untersuchung ergab, dass schon
1752—1753 36 glaubensverdächtige Inwohner in Stadl zur Auswanderang
gezwungen wurden. Zwar wurde noch am 8. Juli 1773 vom Gubernium
in Graz die Sammlung eines Fondes zum Baue eines protestantischen Bet-
hauses in Stadl mit 3 Jahren Festungsbauarbeit bedroht, aber schon am
7. November 1774 hob Kaiser Josef als Mitregent die zwangsweise Aus-
wanderung der Protestanten gänzlich auf und schloss das Toleranzpatent
vom 13. October 1781 die schwere Leidensepoche der Protestanten
Österreichs.
Nachdem die Masse der Protestanten ausgewandert war, sammelten
sich erst wieder nach einer geraumen Zeit evangelische Glaubensgenossen,
so dass erst Mitte der 50iger Jahre sich wieder eine eigene Gemeinde
bilden konnte, in welcher am 11. November 1858 Christof Tyllian, evan-
gelischer Prediger zu Eisenratten, in Stadl den ersten Gottesdienst hielt.
Heute ist nur eine einzige protestantische Familie in der Pfarre.
Sch loss Goppe lsbach . Kaum 10 Minuten w. von Stadl auf
kleiner Anhöhe erhebt sich der schlichte, schmucklose Bau des Schlosses
Goppelsbach in 2 Stockwerken, nahezu unverändert, wie ihn Vischers
Prospect von 1681 zeigt. Es wurde 1527 von einem italienischen Bau-
meister erbaut. Ebenso dürftig, wie das nun unbewohnte Schloss ein-
gerichtet ist, ebenso dürftig sind die Nachrichten über die Geschichte
desselben. Im 17. Jahrhundert gehörte es den Prankh, von welchen es
an die Freiherren von Neuhaus kam. Im 18. Jahrhundert war es Eigen der
Rehbach, von welchen es 1785 an Susanna Freiin v. Söll kam. Im
J. 1813 erwarb es der Kaufmann Math. Gautsehnigg und 1833 Ernst
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Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918