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Die eherne Mark - Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
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5 6 8 St. Lambrecht. ausspringende Eckbau, welcher im Erdgeschosse die Sacristei, darüber im ersten Stock den Winterchor, zugleich. Capitelsaal und im zweiten Stock die Bibliothek enthält. Letztere enthält in praktischer Aufstellung circa 20.000 Bände, darunter 186 Incunabeln. Bei der Wanderung durch die Corridore, deren Pilaster mit zahlreichen überlebensgroßen Darstellungen von Benedictinerheiligen geschmückt waren, wo- durch das blendende Weiß der Wände angenehm unterbrochen wurde, beachte man ferner 1. das Madonnenbild, aus der Mitte des 16. Jahrhunderts (mit Abt Valent. Pierin mit Wappen und V. P.) am Ende des Ganges im Osttracte des Convents, 2. das große, gothische, streng stilisierte Crucifix im Verbindungsgange zwi- schen dem Prioratstract und Osttracte (Clericatsgang). 3. ein Crucifix jüngerer Zeit, doch von hoher Schönheit, im großen Gange des Osttractes. Wir scheiden nun von dem herrlichen Stiftshaue und wenden uns der Stiftskirche zu, die, an den Kreuzgang sich lehnend, den n. Ahschluss der Kloster- anlage bildet. B a u g e s c h i e h te. Urkundlich nachweisbar bestand hier schon 1066 eine Kirche St. Lambert im Walde, welche nach Erhebung zur Stiftskirche der 1103 g. Benedictiner-Abtei wesentlich erweitert und 1129 neu eingeweiht wurde. Im J. 1262 zerstörte ein Brand diese Kirche, die sich jedoch bald schöner wie zuvor aus den Ruinen erhob und 1265 vom Bischof Heinrich von Chiemsee neuerdings eingeweiht wurde. Ein weiterer Umbau der Stiftskirche erfolgte 1320 bis 1420. In diesem Jahrhunderte entstand jenes imposante Münster, welches heute noch durch seine Dimensionen alle gothischen Kirchen des Landes überragt. Die Stiftschronik meldet, dass unter Abt Otto de Laa (1311?—1328) der Bau begonnen und unter Abt Rudolf von Liechteneck (1387—1419) vollendet wurde. Schon dessen Vorgänger plante den Bau, woran die Inschrift am zehnten Strebe- pfeiler der Nordseite der Kirche erinnert: „anno domini MCCCLXXXYI hoc opus fecit venerabilis do — abbas huius monasterii." Der Name des Abtes ist heraus- gekratzt. Die Renaissance machte sich zuerst 1622 mit der Erbauung der Brüder- gruft unter der Sacristei geltend, welcher 1631 die Errichtung eines neuen Hoch- altars in Stuckmarmor durch den Baumeister V a l e n t i n K h a u t t folgte. Sämmt- liche Seitenaltäre sind Werke des tüchtigen N e u m a r k t e r T i s c h l e r s u n d B i l d s c h n i t z e r s C h r i s t o f B a u m g a r t n e r aus der Zeit von 1636 bis 1644; die zwei vorderen sind besonders interessant und zeigen im Detail und in der Anlage deutsches Gepräge, während im Aufbau der sechs rückwärtigen Altäre der Einfluss des inzwischen (1689) nach St. Lambrecht gekommenen italienischen Bau- meisters Sciassia erkennbar ist. Das Statuarische an den Seitenaltären stammt von dem auch in Gurk und St. Paul in Kärnten beschäftigten, aus Pirna in Sachsen gebürtigen Bildhauer Michael Hönel, der aber seinem Neumarkter Collégén an Kunstfertigkeit nachsteht. Die Altarblätter der Seitenaltäre mit den Jalii Bahlen 1642—1644 sowie die großen Bilder mit Darstellungen aus dem Lehen des hl. Benedict sind Werke des aus Donauwörth in Baiern stammenden M e l c h i o r M a i e r , der in St. Lambrecht als „Hofmaler" mit einem Jahresgehalt von 300 fl. angestellt war und auch allhier 1647 gestorben ist. Was die beiden Thürme an der Westfront der Kirche betrifft, so sind die- selben bis über die halbe Höhe, wie der unter dem Dache noch e r h a l t e n e ro - m a n i s c h e R u n c l b ogenf r i e s mit Zahnschnitt beweist, noch romanisch. Es folgen zwei Stockwerke aus der gothischen Stilperiode (mit der am 19. November 1637 geweihten, vom Lothringer J. Gyot gegossenen großen Glocke), darüber ein niederes Stockwerk mit breiten Fenstern über dem Zifferblatte der Uhr und zuletzt das Zwiebeldach und Laterne von 1642. B a u h e S c h r e i b u n g . Die heutige Kirche ist eine Schöpfung eines in zwei vielleicht durch über ein halbes Jahrhundert getrennten Perioden entstandenen völ- ligen Neubaues, Avelcher von der alten, romanischen Pfeilerbasilika nichts übrig ließ, als die Grundmauern des Schiffes und die unteren Geschosse der Thürme.
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Die eherne Mark Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
Titel
Die eherne Mark
Untertitel
Eine Wanderung durch das steirische Oberland
Band
2
Autor
Ferdinand Krauss
Verlag
Leykam
Ort
Graz
Datum
1892-1897
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
14.1 x 20.37 cm
Seiten
613
Schlagwörter
Steiermark, Heimatkunde
Kategorien
Geographie, Land und Leute
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