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6 7 2 St. Lambrecht.
Cui tur und reicht diese his an die ihr in den Ostalpen gezogene Höhengrenze von
1700 m hinan. Es erblickt daher das Auge, da die umliegenden Berge diese Grenze
kaum überschreiten, nach allen Seiten über die grünen Wiesenmatten der unteren
Abhänge der Thallehnen hinschauend, nach allen Seiten dunkle Waldflächen und
immer nur Wald, und zwar Wald von selten majestätischer Pracht .
2. S p a z i e r g a n g übe r H e i l i g e n s t a t t nach St. B l a s e n
1 St., z u r ü c k auf der S t r a ß e .
Der Fahrweg zweigt am N.-Ende des Marktes ah und steigt dicht an
der Stiftsanlage die Thallehne hinan, um sodann längs derselben nach kaum einer
halben Stunde die Kirche H e i l i g e n s t a t t mit einem schlossartigen Gehöfte zu
erreichen.
Die von einem Friedhofe umgebene Kirche ließ Abt Friedrich 1303 über
einer Therme, weiche sich in ein Becken neben dem Hochaltar ergoss, zu Ehren des
reichen Gnadenquells, d. i. des welterlösenden Blutes Christi, erbauen und wurde
dieselbe von Wülfing, Bischof von Lavant, geweiht.
Die Quelle ist versiegt und weiß die Sage zu melden, dass, als einst ein
Bauer sein krankes Pferd zur Heilquelle zum Trünke führte, zur Strafe für diesen
Frevel die Quelle versiegt sei. Die heute dem hl. Laurentius und der hl. Mag-
dalena geweihte Kirche, welche 1770 im Schiffe gänzlich umgebaut wurde, zeigt
sich heute als ein einschiffiger Bau ohne Strebepfeiler mit frühgothischem Chore
mit Kreuzgewölbe, welche an den Schlussteinen mit Köpfen und symbolischen Dar-
stellungen geziert sind. An den Wänden finden sich Spuren alter übertünchter
Malereien.
Der Hochaltar hat barocke Formen. R. vom Altar gutes Bild : „Wahre
Abbildung des Laienbruders Seraphin von Asculo des Kapuzinerordens."
Am Friedhofe der Kirche, die von der Aufhebungscommission zur Demo-
lierung bestimmt war, sind viele, 1809 gefallene Soldaten, Franzosen und Öster-
reicher, beerdigt.
An dem Namen Heiligenstatt übt sich auch der VolksAvitz: Die im Heu-
liegen-statt arbeiten, sind faule Leute.
Von Heiligenstatt zieht der Weg n. an der Thallehne dahin, erreicht bald
hierauf ein Wirtshaus und lenkt sodann, mäßig fallend, in das Becken ein, aus
welchem über Baumwipfel das F i l i a l - K i r clil e i n von St. B l a s e n , von einigen
Gehöften umgehen, auf kleiner Hügelkuppe uns entgegenblickt. Ein steil anstei-
gendes Weglein geleitet uns in wenigen Minuten zum Kirchenbühel, welchen wir
zunächst einer uralten, mächtig ausragenden Linde erreichen.
Die Kirche, von einem kleinen Zwiebelthürmchen überragt, hat nach außen
keinen kirchlichen Charakter, sondern gleicht vielmehr einem geräumigen Wohnhause,
sie wurde in ihrer heutigen Gestalt 1720 erbaut. Im Innern zeigt die Kirche eine ein-
schiffige Anlage mit zwei seitenschiffartigen Zuhauten, im ganzen von bedeutenden
Verhältnissen. Die Kirche hat einen Hochaltar und vier Seitenaltäre im Barockstile
ohne Kunstwert. Hinter dem Hochaltar sind viele Votivbilder von 1707, 1715 etc.
Anfangs der Kirche r. und 1. Reste von spätmittelalterlichen Holzreliefs, Kreuz-
weggruppen. Eine alte Aufzeichnung meldet von dieser Kirche : „Merke : Nachdem
der Herr Sylvius Unser Abt umgebracht worden, Bin ich Fra ter Didimus Geist-
licher des Klosters St. Blasy, und andere meine Ordensbrüder aus Forcht der
ankhommenden Hayden aus der Lombarday entflohen und haben wir die Reliquien,
deren heilligen in deine Orthen Verborgen, unter dem altar Ruckwärths des Altars
in der Mauer, das haupt des hl. Blasy haben wir mit uns genommen, gleichwie
auch den Leib des hl. Candidi, dessen Fest zu Rom ad Ursum Pilleatum am
vierten Tag nach dem Feste des hl. Michaeies begangen wird. Nachdem wir in
die Lombardei gegangen, ist dieses Kloster von denen Haiden verbrannt worden."
Im J. 1126 fand die Weihe oder Neueinweihung dieser Kirche statt. Im
Mittelalter genoss die Kirche einen großen Ruf als Wallfahrtskirche und pilgerten
selbst aus Tirol Leute hinzu.
Neben der Kirche befindet sich die einclassige, 1823 g. Volksschule ; vorher
ertheilte ein Knecht in einer hölzernen Keusche nothdürftig Unterricht.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918